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Ohrwuermer und Quallenpest

Ohrwuermer und Quallenpest

Titel: Ohrwuermer und Quallenpest
Autoren: Harald Tonollo
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»Ist mir nicht aufgefallen. Hab aber auch gerade das Horn von Afrika umsegelt.«
    Polly verdrehte die Augen und ging nach draußen. Mittlerweile war es duster geworden, und da Polly keine echte Rottentodd war, musste sie sich erst an die Dunkelheit gewöhnen.
    »Pampe?«, rief sie.
    »Hier!«, hörte sie die seltsam blechern klingende Stimme ihres Bruders ganz in der Nähe.
    Sie sah sich um, konnte Pampe aber nirgends entdecken. »Wo steckst du denn?«
    »In der Tonne!«
    »Sag mal …« Polly traute ihren Augen kaum. Die Beine ihres Bruders ragten zappelnd aus der Papiertonne. »Was machst du denn da? Willst du dich selbst entsorgen?«
    »Quatsch nicht! Hilf mir lieber!«
    Polly packte Pampes Füße und zog ihren Bruder mit viel Mühe aus der Tonne.
    »Puh!«, sagte Pampe – und war heilfroh, dass Polly im Dunkeln nicht viel sehen konnte. Sein Kopf hatte bestimmt Ähnlichkeit mit einem knallroten Luftballon kurz vor dem Platzen. »Danke, Schwesterherz! Aber das bleibt unter uns, abgemacht?«
    »Klar doch«, erwiderte Polly grinsend.
    »Schwör’s!«
    »Ich schwöre!«
    »Schwöre, dass du’s schwörst – oder du sollst tot umfallen und auf ewig in unserem Krötentümpel versinken!«
    Polly hob feierlich die rechte Hand. »Ich schwöre, dass ich’s schwöre – oder ich falle tot um und versinke auf ewig in unserem Krötentümpel!«
    »Na gut«, gab sich Pampe endlich zufrieden. »Dann können wir jetzt reingehen.«
    »Was hast du denn eigentlich da drin gesucht?« Polly deutete auf die Papiertonne.
    »Das hier!« Pampe wedelte mit der Zeitschrift vor Pollys Nase herum.

     

Abschied
     
    »Seht mal, was ich gefunden habe!«, rief Pampe voller Stolz, als er zusammen mit Polly zu Pit, Palme und Debilius ins Zimmer kam. Er warf die Zeitschrift aufs Bett – und seiner Schwester einen warnenden Blick zu.
    »Was ist das?«, fragte Palme.
    »Da steht was über Magia drin«, antwortete Polly. »Pampe hat’s im Abfall gefunden.« Sie sah ihren Bruder an und grinste.
    »Über Magia? In einer Zeitschrift?« Pit nahm das Magazin in die Hände und betrachtete die Titelseite. »Aber das ist doch gar keine Zeitschrift! Da steht doch Magia vorne drauf.« Er blätterte einige Seiten um. »Das sind …« Pit konnte es nicht glauben.
    »Was?«, fragte Pampe.
    »Das sind die Zaubersprüche! In der Originalhandschrift! Abgedruckt auf Hochglanzpapier!«
    »Zeig her!« Pampe nahm ihm das Heft aus der Hand. »Das gibt’s ja nicht!«
    »He!« Pit riss das Magazin wieder an sich und schlug die erste Seite auf. »Aha, deshalb.«
    »Jetzt lies schon vor!«, drängelte Palme.
    Pit kniff die Augen zusammen. »Geht das vielleicht auch etwas freundlicher?«
    »Oh Mann! Stell dich nicht so an!«, erwiderte Palme patzig. Polly breitete beschwichtigend die Arme aus. »He, ihr beiden Streithähne, kriegt euch wieder ein!«
    Debilius schnarchte einmal laut auf und drehte sich auf die andere Seite.
    »Also«, Pit räusperte sich, »hier steht:
Verehrte Förderer und Besucher des Heimatmuseums Kiekenförde! Wie Sie sicherlich wissen, besitzen wir in unserem kleinen Museum mit dem Buch Magia einen ganz besonderen Schatz an Gedichten aus dem frühen Mittelalter. Um dieses außergewöhnliche Zeitzeugnis einem größeren Leserkreis zugänglich zu machen, wurde unser Museum gebeten, Magia in Kürze dem Nationalmuseum unserer Hauptstadt dauerhaft zur Verfügung zu stellen. So sehr wir diesen Verlust für unser Museum auch bedauern, so sehr freuen wir uns, dadurch unser Nationalmuseum unterstützen zu können. Für alle Freunde mittelalterlicher Gedichte haben wir als kleine Entschädigung die Verse dieses bedeutenden Buches in einer Hochglanzausgabe abgedruckt. Um Ihnen das Lesen ein wenig zu vereinfachen, haben wir uns erlaubt, die Reihenfolge der Gedichtedahin gehend zu verändern, dass wir mit den Zweizeilern beginnen. Im Anschluss finden Sie alle Dreizeiler und so weiter. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre dieses einzigartigen Werkes. Ihr Heimatmuseum Kiekenförde

    »Das ist ja fantastisch!«, jubelte Palme. »Dann haben wir doch alles, was wir brauchen!«
    »Nicht ganz!«, widersprach Pit ihm. »Die Verse sind nicht durchnummeriert. Wir haben also keine Ahnung, welcher Zauberspruch aus diesem Band zu denen aus Band Eins und Zwei gehört.«
    »Stimmt!«, sagte Polly. »Im ersten Band stand zum Beispiel über dem sechshundertsechsundsechzigsten Zauberspruch die Zahl Eins. Über dem dazugehörigen Spruch im zweiten Band die Zwei.
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