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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele
Autoren: G Haderer
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eigentlich Angst?“, wollte Schäfer wissen. „Ist doch gut ausgegangen …“
    Seine beiden Kollegen schauten ihn argwöhnisch an, bevor Bruckner ausführte: „Ähm … fürs Protokoll: Wir ermitteln in, warte … fünf angeblichen Mordfällen, gehen von einem Täterduo aus, das seine Opfer nach Spielkarten aussucht, versetzen Tausende Menschen in Todesangst, nur weil sie Herbst oder Winter heißen, bekommen daraufhin vom Ministerium ich will gar nicht wissen wie viel Steuergeld und dann stellt sich heraus, dass alles ein Irrtum war … dass wir einem Phantom hinterhergejagt sind? Na, deine Ruhe möchte ich haben …“
    „Und?“, erwiderte Schäfer süffisant. „Waren vielleicht wir es, die diese Theorie in die Welt gesetzt haben? Die Presse hat damit angefangen, der Bürgermeister hat entsprechend reagiert, voilà … warum sollen wir für unsere Arbeit nicht ausnahmsweise einmal die Mittel bekommen, die uns zustehen?“
    „Irgendwas verschweigst du uns“, schloss Bruckner, stand auf und griff sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Rippen. „Auf jeden Fall sollten wir uns noch einmal kurzschließen, bevor uns die Interne in die Mangel nimmt … adiós muchachos.“
    In den folgenden Stunden war Schäfer ausschließlich damit beschäftigt, Anrufe zu empfangen, seine Nichte, seine Eltern, sein Bruder, ein paar Journalisten, die er durchstellen ließ, weil er ihnen einen Gefallen schuldete. Klar ging es ihm gut, alles halb so schlimm, jetzt würde er eine Woche Urlaub nehmen und dann wieder die Stadt von den Kräften des Bösen befreien, hähähä. Er verstand ihre Aufregung nicht, verstand auch nicht, warum sich Bruckner und Bergmann solche Sorgen wegen der internen Ermittlung machten. Sie hatten doch gute Arbeit geleistet: drei Morde aufgeklärt, den Schweizer identifiziert … was Sonja Ziermann anging … nun, da hatte es sich wohl wirklich um einen Unfall gehandelt … auch wenn Schäfer beim Gedanken an ihren Tod immer noch ein ungutes Kribbeln im Hinterkopf verspürte … doch alles andere: Hereinspaziert, die Schulterklopfer!
    Kurz vor fünf, als Schäfer gerade dabei war, das Büro zu verlassen, bekam er überraschend Besuch von Robert Schrammel und seiner Hündin Aurora.
    „Wollte nur mal schauen, wie’s dir geht“, meinte Schrammel und reichte Schäfer die Hand, „nachdem ich so lang nichts von dir gehört habe.“
    „Das ist nett“, freute sich Schäfer und kraulte der schwanzwedelnden Hündin den Kopf.
    „Sie hat dich nicht vergessen …“
    „Bist eben ein gescheiter Hund …“
    „Hast du Lust, übernächstes Wochenende mit uns in den Wald zu gehen? Ich fahre in die Ötschergräben … da kenne ich einen Platz, wo wir uns die Auerhahnbalz anschauen können … wenn wir Glück haben.“
    „Gern … beim Balzen kann ich vielleicht sogar noch was lernen …“
    „Gut … ich habe die Jagdhütte von einem Freund, da können wir übernachten.“
    „Warte“, meinte Schäfer, als sich Schrammel zum Gehen wandte, „ich gehe mit euch hinaus … bis morgen, Bergmann.“
    Kwigg, kwigg, kwigg … als Schäfer auf der Couch lag und an die Decke starrte, kam im das Telefonat in den Sinn, das er Wochen zuvor mit Bergmann geführt hatte: die Scheibenwischer, die nicht richtig funktionierten … kwigg, kwigg, kwigg … genau so scheuerten seine Gedanken über die Ereignisse der letzten Monate, beim Versuch, eine klare Sicht zu gewinnen … kwigg, kwigg, kwigg … da waren ein paar unsaubere Stellen … Er stand auf und ging in die Küche, wärmte einen halben Liter Milch auf, schenkte sich eine Tasse ein und rührte einen Löffel Honig dazu. Gedankenverloren setzte er sich auf den Küchenboden, drückte seinen Rücken an den Heizkörper und schlürfte die warme Milch. Was Bruckner und Bergmann betraf, die sich von Mugabe und der internen Ermittlung Ameisen in die Unterhose streuen ließen: das kratzte ihn wenig; da war er sicher, ein Ass im Ärmel zu haben, das er dem Polizeipräsidenten in den nächsten Tagen mit höllischem Grinsen auf den Tisch knallen würde. Es war Sonja Ziermann, deren Geist noch in seinem herumspukte; und im Augenblick wusste er nichts mit dieser Heimsuchung anzufangen. Ging es darum, dass sie eine schöne Frau gewesen war und ihn deshalb länger als nötig beschäftigte? Um die Intensität des Dramas, dessen Zeuge er geworden war? Oder kitzelten ihn die Engelsflügel der jungen Frau, weil ihre irdische Zeit tatsächlich durch ein Verbrechen beendet worden war? Aber wer
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