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Ohne Chef ist auch keine Loesung

Titel: Ohne Chef ist auch keine Loesung
Autoren: Volker Kitz , Manuel Tusch
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stellte man etwa in einer Versuchsanordnung Probanden vor die Wahl
     zwischen zwei finanziellen Welten: In der einen Welt verdienen sie 60 000 Euro, während das Durchschnittseinkommen bei 30
     000 Euro liegt; in der anderen Welt verdienen sie das Zehnfache: 600 000 Euro – allerdings liegt in dieser Welt das Durchschnittseinkommen
     bei einer Million.
    Was glauben Sie: Für welche Welt entscheiden sich die befragten Menschen mehrheitlich? Für den zehnfachen Betrag, der aber
     unter dem Durchschnitt liegt? Nein. Die meisten Menschen sind bescheiden. Sie würden den niedrigeren Betrag nehmen – ihnen
     ist es viel wichtiger, dass ihr Einkommen über dem ihrer Mitmenschen liegt, als dass es absolut gesehen besonders hoch ist.
    Der Epileptologe Professor Christian Elger und der Ökonom Professor Armin Falk haben, zusammen mit einem Team Bonner Wissenschaftler,
     diesen Befund sogar neurowissenschaftlich belegt: Sie ließen verschiedene Testpersonen parallel die gleichen Aufgaben an einem
     Computerarbeitsplatz erledigen – gegen Geld, aber gegen unterschiedlich viel Geld. Sie sagten den Testpersonen jeweils, wie
     viel ihr Nachbar für seine Arbeit bekam. Dabei beobachteten sie die Durchblutung des Gehirns, und zwar vor allem des sogenannten
     Belohnungszentrums. Sie fanden heraus, dass das Belohnungszentrum kaum aktiviert wurde, wenn der Nachbar die gleiche Vergütung
     erhielt – sehr stark hingegen, wenn er deutlich weniger bekam.
    Und die Folge: Mehr als 80 Prozent aller Beschäftigten meinen, sie verdienten viel zu wenig – auch dann, wenn sie von Ihrem
     Einkommen gut leben können, wenn es objektiv ihrer Leistung |30| entspricht und auch im Gehaltsgefüge fair platziert ist. Finden wir nur irgendjemanden, der überhaupt mehr verdient als wir,
     kommen wir uns schon zurückgesetzt vor. Und ungerecht behandelt. Wenn es um unser eigenes Gehalt geht, setzt bei uns oft jeder
     Sinn für Realität aus. Wir halten uns stets für weit überdurchschnittlich gut und wertvoll – wer möchte auch nur Durchschnitt
     sein und wie Durchschnitt behandelt werden? Oder noch schlimmer: unterdurchschnittlich?
    Was Mitarbeiter tun können
    Unsere Recherchen haben ergeben, dass die meisten Beschäftigten den objektiven Marktwert ihrer Arbeit maßlos überschätzen.
     Ein Blick auf eine der vielen Internetseiten für Gehaltsvergleiche erstaunt so manchen. Wir haben oben dafür plädiert, dass
     der Chef nicht die »normale« Arbeit dadurch entwertet, dass er ständig nur neue Durchbruchziele von seinen Mitarbeitern verlangt
     – genau so muss aber auch der Mitarbeiter ein »normales« Gehalt schätzen, ohne dass es ständig neue Schallmauern durchbricht.
     Das bloße Argument »Ich hätte aber trotzdem gern mehr« ist kein Argument.
    Denn dass wir alle gern mehr hätten, ist klar. Alles wird teurer, die Ansprüche steigen, und was wir heute erreicht haben,
     finden wir morgen schon wieder langweilig und zu wenig. Doch nicht immer, wenn jemand mehr verdient als man selbst, geht es
     gleich ungerecht zu und darf man die beleidigte Leberwurst spielen. Wer Gerechtigkeit fordert, muss sich auch an dieser Forderung
     messen lassen, bereit sein, sich einem Vergleichsmaßstab zu stellen. Dazu kann es gehören, schlicht und ergreifend zu akzeptieren,
     dass mancher Kollege mit seiner Arbeitskraft mehr wert ist |31| als man selbst. Das ist eine unschöne Erkenntnis, denn niemand findet sich gern auf Rang zwei oder drei wieder. Wollen wir
     aber fair miteinander umgehen, dürfen wir diese Erkenntnis nicht deswegen ausblenden, weil wir sie nicht mögen.
    Wenn zum Beispiel Herr Meier als Leiter der Rechtsabteilung sehr gute Examensnoten und einen Doktortitel hat, wenn er schon
     zehn Jahre im Beruf ist und im letzten Jahr für das Unternehmen zwei wichtige Prozesse gewonnen hat – dann ist es vielleicht
     einfach gerechtfertigt, dass er doppelt so viel verdient wie jemand, der erst vor zwei Jahren als Diplom-Designer mit mittelmäßigem
     Abschlusszeugnis seinen ersten Job in der Abteilung »Interne Kommunikation« angetreten hat. Der Unterschied besteht nicht
     nur in Alter und Qualifikation, sondern auch darin, dass beide ihre Arbeitskraft auf völlig unterschiedlichen Arbeitsmärkten
     anbieten.
    Warum Spielen nur Spielgeld bringt
    Und was geschieht, lieber Mitarbeiter, wenn der Chef einmal aus Versehen ein paar Euro Gehalt zu wenig überweist? Sofort gehen
     Sie zur Personalabteilung und fordern den Restbetrag nach. Richtig so, denn
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