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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)
Autoren: Homer
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sprach er; da bissen sie ringsumher sich die Lippen,
    Über den Jüngling erstaunt, der so entschlossen geredet.
    Aber Eupeithes’ Sohn Antinoos gab ihm zur Antwort:
    Ei! dich lehren gewiß, Telemachos, selber die Götter,
    Vor der Versammlung so hoch und so entschlossen zu reden,
    Daß Kronion dir ja die Herrschaft unseres Eilands
    Nicht vertraue, die dir von deinem Vater gebühret!
    Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:
    O Antinoos, wirst du mir auch die Rede verargen?
    Gerne nähm ich sie an, wenn Zeus sie schenkte, die Herrschaft!
    Oder meinst du, es sei das Schlechteste unter den Menschen?
    Wahrlich, es ist nichts Schlechtes, zu herrschen; des Königes Haus wird
    Schnell mit Schätzen erfüllt, er selber höher geachtet!
    Aber es wohnen ja sonst genug achaiische Fürsten
    In dem umfluteten Reiche von Ithaka, Jüngling’ und Greise;
    Nehm es einer von diesen, wofern Odysseus gestorben!
    Doch behalt ich für mich die Herrschaft unseres Hauses
    Und der Knechte, die mir der edle Odysseus erbeutet!
    Aber Polybos’ Sohn Eurymachos sagte dagegen:
    Dies, Telemachos, ruht im Schoße der seligen Götter,
    Wer das umflutete Reich von Ithaka künftig beherrschet;
    Aber die Herrschaft im Haus und dein Eigentum bleiben dir sicher!
    Komme nur keiner und raube dir je mit gewaltsamen Händen
    Deine Habe, solange noch Männer in Ithaka wohnen!
    Aber ich möchte dich wohl um den Gast befragen, mein Bester.
    Sage, woher ist der Mann und welches Landes Bewohner
    Rühmt er sich? Wo ist sein Geschlecht und väterlich Erbe?
    Bracht er dir etwa Botschaft von deines Vaters Zurückkunft?
    Oder kam er hieher in seinen eignen Geschäften?
    Warum eilt’ er so plötzlich hinweg und scheute so sichtbar
    Unsre Bekanntschaft? Gewiß, unedel war seine Gestalt nicht!
    Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:
    Hin, Eurymachos, ist auf immer des Vaters Zurückkunft!
    Darum trau ich nicht mehr Botschaften, woher sie auch kommen,
    Kümmre mich nie um Deutungen mehr, wen auch immer die Mutter
    Zu sich ins Haus berufe, um unser Verhängnis zu forschen!
    Dies war ein taphischer Mann, mein angeborener Gastfreund.
    Mentes, Anchialos’ Sohn, des kriegserfahrenen Helden,
    Rühmt er sich und beherrscht die ruderliebende Taphos.
    Also sprach er; im Herzen erkannt er die heilige Göttin.
    Und sie wandten sich wieder zum Tanz und frohen Gesange
    Und belustigten sich, bis ihnen der Abend herabsank.
    Als den Lustigen nun der dunkle Abend herabsank,
    Gingen sie alle heim, der süßen Ruhe zu pflegen.
    Aber Telemachos ging zu seinem hohen Gemache
    Auf dem prächtigen Hof, in weitumschauender Gegend:
    Dorthin ging er zur Ruh mit tief bekümmerter Seele.
    Vor ihm ging mit brennenden Fackeln die tüchtige alte
    Eurykleia, die Tochter Ops, des Sohnes Peisenors,
    Welche vordem Laertes mit seinem Gute gekaufet,
    In jungfräulicher Blüte, für zwanzig Rinder: er ehrte
    Sie im hohen Palast gleich seiner edlen Gemahlin,
    Aber berührte sie nie, aus Furcht vor dem Zorne der Gattin.
    Diese begleitete ihn mit brennenden Fackeln; sie hatt ihn
    Unter den Mägden am liebsten und pflegt’ ihn, als er ein Kind war.
    Und er öffnete jetzt die Türe des schönen Gemaches,
    Setzte sich auf sein Lager und zog das weiche Gewand aus,
    Warf es dann in die Hände der wohlbedächtigen Alten.
    Diese fügte den Rock geschickt in Falten und hängt’ ihn
    An den hölzernen Nagel zur Seite des zierlichen Bettes,
    Ging aus der Kammer und zog mit dem silbernen Ringe die Türe
    Hinter sich an und schob den Riegel vor mit dem Riemen.
    Also lag er die Nacht, mit feiner Wolle bedecket,
    Und umdachte die Reise, die ihm Athene geraten.

II. Gesang
    Am Morgen beruft Telemachos das Volk und verlangt, daß die Freier sein Haus verlassen. Antinoos verweigert’s. Vogelzeichen von Eurymachos verhöhnt. Telemachos bittet um ein Schiff, nach dem Vater zu forschen; Mentor rügt den Kaltsinn des Volks; aber ein Freier trennt spottend die Versammlung. Athene in Mentors Gestalt verspricht dem Einsamen Schiff und Begleitung. Die Schaffnerin Eurykleia gibt Reisekost. Athene erhält von Noemon ein Schiff und bemannt es. Am Abend wird die Reisekost eingebracht, und Telemachos, ohne Wissen der Mutter, fährt mit dem scheinbaren Mentor nach Pylos.
    Als die dämmernde Frühe mit Rosenfingern erwachte,
    Sprang er vom Lager empor, der geliebte Sohn von Odysseus,
    Legte die Kleider an und hängte das Schwert um die Schulter,
    Band die schönen Sohlen sich unter die zierlichen
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