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Objekt Lambda

Objekt Lambda

Titel: Objekt Lambda
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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…« Sie barg ihr Gesicht in den Händen. »Aber das ist mir im Grund genommen egal. Ich mag nur nicht daran denken, daß du am Tag unserer Hochzeit vielleicht von einem Sheliak gefressen wirst oder an Strahlenverbrennungen stirbst …«
    »Wäre es dir lieber, wir verschieben die Hochzeit ein wenig?«
    »Nein, das wäre wohl genauso dumm, wie dich aufhalten zu wollen, wenn du glaubst, daß du unbedingt gehen mußt. Aber ich möchte, daß du mir den Ring gibst. Nein, nicht um ihn zu behalten. Du bekommst ihn zurück, wenn du zur Sonde gegangen bist. Ich will nicht, daß du ihn trägst, wenn du stirbst.«
    Die letzte kurze Besprechung fand im Vorraum der Tachyonen-Transportkammer statt. »Wir haben nur zehn Minuten, Ben Charles«, sagte Dr. Gerald York Bielowitz, der Missionschef auf Sonne I. »Sie wissen soviel wie ich über Objekt Lambda: es ist anomal, aufregend, und nur durch die Sonde können wir etwas darüber erfahren. Und es ist im Interesse der Erde, daß die Sonde Erfolg hat.« Er senkte die Augen, als er fortfuhr. »Es gibt, wie bekannt, keine Überlebenschancen in der Sonde, daher das psychische Problem dort. Aber meiner Meinung nach ist es mehr das physische, das in der Sonde zu den Schwierigkeiten geführt hat. Einige der Freiwilligen sind bereits gestorben oder dem Tode nahe. Andere reagieren und funktionieren nicht mehr richtig, vermutlich aufgrund einer Ionisationsinterferenz mit dem Nervensystem, oder was immer sie anstelle eines Nervensystems haben. Jedenfalls herrscht keine Ordnung mehr in der Sonde. Es ist zu Gewaltakten gekommen, was natürlich die Arbeit dort beeinträchtigt und den Erfolg der Sonde in Frage stellt. Sie wissen, wie wichtig er ist. Wenn mit der Sonde etwas schiefgeht, müssen wir hundert Jahre auf eine neue Chance warten.« Er blickte wieder hoch.
    »Sie werden das doppelte Gehalt für Ihre Arbeit in der Sonde auf Ihr Konto überwiesen bekommen. Ihre Ausrüstung schicken wir Ihnen sofort mit Doc Chimp hier nach.« Er nickte dem kleinen, haarigen Gehilfen, der neben Pertin stand, freundlich zu. »Und – macht es gut, ihr beide.«
    »Leben Sie wohl, Gerald York«, verabschiedete Pertin sich mit unbewegter Miene, dann trat er in die Transportkammer. Zum viertenmal sah er eine von innen, das heißt, zum viertenmal, daß er sich daran erinnerte, beziehungsweise, daß es tatsächlich mit ihm, Ben Charles Pertin, geschehen war. Sie sahen alle gleich aus – wie eine leere Kabine, deren Wände, Boden und Decke dicht mit etwas bedeckt oder beschlagen waren, das wie Nagelköpfe aussah. Er blieb reglos stehen, ohne etwas zu spüren.
    Aber etwas tat sich! Die Sensoren zählten und identifizierten jedes Atom seines Körpers und zeichneten es auf einer dreidimensionalen Schablone auf. Die erhaltene Information wurde als eine Reihe von binären Zahlen verschlüsselt und zu einem Punkt außerhalb des fernsten Spiralarms der Galaxis gesendet. Es dauerte nur Sekunden.
    Dann trat Ben Charles Pertin aus der Kammer und schüttelte dem Missionschef die Hand. »Sie sind unser bester Mann hier«, sagte Bielowitz ernst. »Ich danke Ihnen.«
    Pertin kehrte in sein Büro zurück und arbeitete den Rest des Nachmittags. Er machte ein wenig früher als üblich Schluß und ging mit seiner Verlobten essen. Sie gab ihm den Ring zurück.
     

 
2.
     
    Zur gleichen Zeit, als Ben Charles Pertin den Ring an den Finger zurücksteckte, trat Ben James Pertin aus der Tachyonen-Kammer des Sondenschiffs in den Vorraum. Niemand war hier, um ihn zu begrüßen. Er zuckte die Schultern und wartete, bis die Kammer seine Ausrüstung und mit ihr Doc Chimp ausspuckte.
    »O, Ben Charles«, murmelte der Chimp bedrückt, als er sich an den Haltegriffen festklammerte, denn die Sonde befand sich im Augenblick im freien Fall.
    »Ich glaube, es ist ›Ben James‹«, korrigierte ihn Pertin.
    »Ja, natürlich«, murmelte Doc Chimp mit Leichenbittermiene. »Mich können Sie nennen, wie Sie wollen, meinetwegen Idiot.«
    Doc Chimp stammte von der Erde, aber er war kein Mensch. Er war einssiebzig groß, wog mehr als zwei Zentner und bewegte sich bei hoher Gravitation auf allen vieren. Seine Eltern waren Schimpansen gewesen, aber Doc Chimp war etwas anderes.
    Erstens einmal hatte er Humor, der sich schon in seiner Kleidung ausdrückte. Über seinem mächtigen haarigen Brustkasten trug er eine rote Weste – offen, damit man das dichte Haar ja nicht übersehen konnte. Er brauchte sie weder, um sich warm zu halten, noch trug er sie aus
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