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Nur ein Liebestraum am Mittelmeer

Nur ein Liebestraum am Mittelmeer

Titel: Nur ein Liebestraum am Mittelmeer
Autoren: Rebecca Winters
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darüber zu reden, Raoul. Du hast keine Ahnung, wie entsetzlich mich das Ganze quält und wie ich mit mir gerungen habe. Du weißt, wie viel mir Chantelle bedeutet. Ich könnte es nicht ertragen, würde sie mir ihr Vertrauen entziehen. Aber ich kann ihr Geheimnis letztlich auch nicht für mich behalten, und deshalb habe ich es dir nun erzählt.“
    „Dermaßen zu lügen …“ Er schüttelte den Kopf. „Chantelle kann Guy unmöglich so lieben, wie ich geglaubt habe … Wie er es glaubt. Seit über drei Monaten hat sie ihm, ihrem Sohn und mir entsetzliches Leid zugefügt. Diese Nachricht wird meinen Bruder am Boden zerstören. Welche Frau tut ihrem Mann so etwas an?“
    „Hör auf. Du kannst dir überhaupt nicht vorstellen, in welcher Verfassung sie nach dem Unfall war. Sie stand noch unter Schock, als man ihr die Diagnose eröffnete.“ Laura beugte sich vor und legte die Hand auf seinen Arm. „Raoul“, meinte sie sanft. „Versteh doch …“
    Im nächsten Moment surrte die gläserne Trennwand nach unten, und er wies Pierre an, sie zur Villa zu bringen. Nachdem er sie wieder geschlossen hatte, lehnte er sich im Sitz zurück, machte die Augen zu und sagte auf der ganzen Rückfahrt kein Wort mehr.
    Sobald die Limousine vor dem Haus hielt, sprang Raoul hinaus. Er wartete, bis auch sie ausgestiegen war, und eilte dann mit ihr die Stufen hinauf. Laura hatte fürchterliche Angst. Wie würde er es wohl seinem Bruder erzählen? Und wie würde Guy reagieren?
    Kaum hatten sie die Eingangshalle betreten, kam eines der Hausmädchen auf sie zu und informierte sie, dass Guy mit seiner Frau ins Krankenhaus gefahren sei, da die Migräne sich verschlimmert habe. Paul sei bei Giles und würde bis zum Abend dort bleiben.
    „Fahr rasch hin“, stieß sie hervor, als Raoul sie anblickte.
    „Sie braucht jetzt ihre Familie.“ Was, wenn das Ende früher nahte, als die Ärzte geglaubt hatten?
    Er nickte und kehrte auf dem Absatz um.
    „Guy?“, wandte sich Raoul leise an seinen Bruder. „Solange Chantelle noch schläft, sollten wir reden. Komm mit mir auf den Flur.“
    „Nein. Ich möchte sie nicht allein lassen.“
    Seit seinem Gespräch mit Laura war Raoul von Kummer und Zorn erfüllt. Chantelle erhielt gerade eine Morphiuminfusion gegen die Schmerzen. Sie so hilflos im Bett liegen zu sehen verdeutlichte ihm ihren Zustand.
    Seit zwei Stunden war er jetzt bei seinem Bruder im Krankenhaus. Guy und er hatten beide etwas aufgeatmet, als Chantelles Wangen sich allmählich wieder röteten. Doch jetzt wurde es Zeit, dass er ihm die grausame Wahrheit erzählte.
    „Es ist wichtig, Guy.“
    Widerstrebend folgte sein Bruder ihm nach draußen und den Gang entlang in Richtung der Wartezone. Wie Raoul gehofft hatte, kamen sie an einem leeren Behandlungszimmer vorbei. Sofort zog er Guy in den Raum und schloss die Tür hinter ihnen.
    „Setz dich.“
    „Ich bleibe lieber stehen.“
    Mitfühlend blickte er seinen Bruder an. „Du solltest trotzdem besser Platz nehmen.“
    Guy wurde kreidebleich und sank auf einen Stuhl. Die Sorge um seine Frau ließ ihn um Jahre älter aussehen.
    „Ich kenne den Grund, warum Chantelle sich so verändert hat.“
    Überrascht schaute sein Bruder ihn an. „Sie hat sich Laura anvertraut?“
    „Ja. Und sie hat vorhin mit mir gesprochen.“ Tief atmete Raoul ein. Etwas Schwierigeres hatte er in seinem bisherigen Leben noch nie tun müssen. „Da es keine schonende Art gibt, es dir zu sagen, drücke ich es unverblümt aus. Guy, Chantelle wird an einem inoperablen Hirntumor sterben.“
    Inzwischen dürfte Raoul seinem Bruder die niederschmetternde Nachricht überbracht haben, dachte Laura deprimiert. Leider konnte sie der Familie momentan nicht helfen. Sie beschloss, nach Marseille zu fliegen. Dort würde sie mit einem der Touristenboote zum Château d’If auf der Felseninsel vor der Küste hinausfahren. Guy hatte ihr erlaubt, den Hubschrauber zu benutzen, wann immer sie wollte.
    Mit zwei neuen Skizzenblöcken bewaffnet, verließ sie die Villa. Wenn sie sich in die Arbeit stürzte, würde es ihr besser gelingen, den Schmerz etwas zu vergessen, der sie fast zerriss.
    Mit seinem Roman „Der Graf von Monte Christo“ hatte Alexandre Dumas die im frühen sechzehnten Jahrhundert erbaute Festung berühmt gemacht. Schon bald nach der Fertigstellung war der kastenförmige dreigeschossige Komplex auch als Gefängnis genutzt worden. Er würde sich bestens als Hintergrund für ein Videospiel eignen.
    Laura zeichnete Stunde
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