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Nur Du hast den Schlüssel

Nur Du hast den Schlüssel

Titel: Nur Du hast den Schlüssel
Autoren: Terry Pratchett
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Lächeln.
    »Sind Sie das, Mrs. Tachyon?« rief er. »Ich bin's, Ser-file:///G|/Books/1/schlüssel.htm (2 von 137) [16.06.2001 17:44:06]
    Nur du hast den Schlüssel
    geant Bourke. Bißchen kalt draußen um diese Zeit, finden Sie nicht? Ich glaube, auf dem Revier wird sich noch eine schöne große Tasse Kakao für Sie finden, wenn Sie mit-kommen. Wie wäre das?«
    »Kann sie denn die Warnschilder nicht lesen? Ist sie nicht richtig im Kopf?« fragte der Soldat flüsternd. »Sie ist direkt an dem Haus mit der Bombe im Keller.«
    »Ja ... nein ... sie ist irgendwie anders«, sagte der Sergeant. »Ein bißchen ... seltsam.« Er hob die Stimme wieder. »Bleiben Sie doch einfach, wo Sie sind, meine Liebe, und wir kommen und holen Sie. Wir wollen doch nicht, daß Sie sich an all diesem Schutt weh tun.«
    »He, hat sie etwa geplündert?« wollte der Soldat wissen. »Dafür könnte sie glatt erschossen werden. Zeug aus einem ausgebombten Haus klauen!«
    »Keiner wird Mrs. Tachyon erschießen«, sagte der Sergeant. »Wir kennen sie gut. Erst gestern hat sie in einer unserer Zellen übernachtet.«
    »Was hat sie denn angestellt?«
    »Gar nichts. Wir lassen sie auf dem Revier schlafen, wenn es nachts kalt ist und wir eine Zelle frei haben. Ich hab ihr gestern erst sechs Pennies gegeben und ein paar alte Stiefel von meiner Mutter. Sehen Sie doch nur: Sie ist alt genug, um Ihre Großmutter zu sein, die Arme.«
    Mrs. Tachyon blieb stehen und beobachtete mit ihrem Eulenblick, wie die beiden sehr, sehr vorsichtig auf sie zu-kamen.
    Der Soldat sah eine weißhaarige kleine Frau, die so etwas wie ein Abendkleid trug, mit mehreren Schichten anderer Kleider darüber, und eine Wollmütze mit einem Bommel. Sie schob eine Drahtkarre vor sich her. An der Karre hing ein Blechschild.
    »Tes-co«, sagte er. »Was ist denn das?«
    »Keine Ahnung, wo sie ihr Zeug herkriegt«, murmelte der Sergeant.
    Der Einkaufswagen schien voll schwarzer Tüten zu
    sein. Aber noch andere Dinge darin glitzerten im Mond-licht.
    »Wo sie das da her hat, weiß ich jedenfalls«, murmelte der Soldat. »Das hat sie aus der Gurkenfabrik geklaut.«
    »Ach, da hat sich doch heute schon die halbe Stadt bedient«, meinte der Sergeant. »Ein paar Gürkchen weniger werden schon keinem weh tun.«
    »Ja, aber so was sollte einfach nicht passieren. He, Sie!
    Misses! Lassen Sie mich mal sehen -«
    Er streckte die Hand nach dem Wagen aus.
    Eine Art Dämon, nur Zähne und glühende Augen,
    schoß hervor und fetzte die Haut vom Handrücken des Soldaten.
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    Nur du hast den Schlüssel
    »Verdammt! Hier, helfen Sie mir mal -«
    Aber der Sergeant war zurückgewichen.
    »Das war Satan«, sagte er. »Ich würde es an Ihrer Stelle lieber bleibenlassen.«
    Mrs. Tachyon gackerte vergnügt.
    »Die Vögel sind aufgeflogen!« kicherte sie. »Ausgerechnet Bananen? Das glaubste vielleicht, mein Schatz.«
    Sie riß den Einkaufswagen herum und trabte davon, den Wagen hinter sich herzerrend.
    »He, bleiben Sie da weg!« rief der Soldat.
    Die alte Frau zerrte den Wagen über einen Ziegelhaufen. Hinter ihr stürzte ein Stück Mauer ein.
    Der letzte Ziegel fiel auf etwas, das weiter unten lag und Boing! machte.
    Der Soldat und der Polizist erstarrten.
    Der Mond verschwand wieder hinter einer Wolke.
    Im Dunkeln konnte man ein Ticken hören. Es klang
    weit entfernt, aber in der plötzlichen Stille hörten die Männer es deutlich, das ganze Rückgrat hinauf.
    Der Sergeant - er war mitten in einem Schritt erstarrt
    - setzte vorsichtig den Fuß auf.
    »Wie lange dauert es noch, wenn es angefangen hat zu ticken?« flüsterte er.
    Es war niemand mehr neben ihm. Der Soldat war
    längst davongerannt.
    Der Polizist rannte hinter ihm her und war schon halb die ehemalige Paradise Street hinunter, als die Welt hinter ihm plötzlich sehr aufregend wurde.
    Neun Uhr abends.
    Im Schaufenster eines Elektroladens in der High Street von Blackbury zeigten neun Fernseher dasselbe Bild.
    Neun Fernseher flackerten leer.
    Eine Zeitung wurde über den Bürgersteig geweht, bis sie sich um die Pflanzen in einem Blumenkübel wickelte.
    Der Wind fing sich eine leere Bierdose und rollte sie über das Pflaster, bis sie im Rinnstein landete.
    Der Stadtrat von Blackbury nannte die High Street eine Einkaufs- und Freizeitzone, obwohl niemand so recht wußte, was man dort in seiner Freizeit anfangen sollte. Vielleicht sich auf eine der Bänke setzen, die mit viel Scharfsinn
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