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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung
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Hildas Gemach betraten, erhob sich die Äbtissin von ihrem Stuhl und ging den beiden mit ausgestreckten Händen entgegen. Ihr herzliches Lächeln war echt, doch die tiefen Falten um ihre Augen ließen ahnen, wie sehr die Aufregungen der letzten Tage und das Ergebnis der Synode sie belasteten.
    «Ich soll Euch beiden im Namen Bischof Colmáns und König Oswius von Herzen danken.»
    Schwester Fidelma neigte den Kopf vor der Äbtissin, während Eadulf sich tief hinunterbeugte, um ihren Ring zu küssen, wie es der römischen Sitte entsprach.
    Äbtissin Hilda bat die beiden, es sich bequem zu machen. Sie selbst nahm vor dem Feuer Platz.
    «Ich brauche Euch wohl nicht zu sagen, wie tief die Abtei, ja das gesamte Königreich, in Eurer Schuld steht.»
    Fidelma sah die Trauer in den Augen der Äbtissin.
    «Es war nur ein geringer Dienst, den wir geleistet haben», erwiderte sie sanft. «Ich wünschte, wir wären schneller zu unserem Ergebnis gekommen.» Sie runzelte die Stirn. «Werdet Ihr wie Colmán Northumbrien verlassen?»
    Äbtissin Hilda blinzelte.
    «Ich, mein Kind?» erwiderte sie erstaunt. «Ich habe fünfzig Jahre hier verbracht, und Northumbrien ist mein Heimatland. Nein, Fidelma, ich werde bleiben.»
    «Aber Ihr habt die Lehren Columbans unterstützt», sagte Fidelma. «Werdet Ihr jetzt, da Northumbrien sich Rom zuwendet, hier noch einen Platz finden?»
    Die Äbtissin wiegte den Kopf.
    «Ich werde nicht über Nacht römisch werden. Aber ich werde die Entscheidung der Synode anerkennen, obwohl mein Herz für die irische Kirche schlägt. Ich werde hier in Witebia bleiben und hoffen, daß es auch weiterhin eine Stadt der Reinen bleibt.»
    Bruder Eadulf rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her und fragte sich, warum er sich noch immer so niedergeschlagen fühlte. Schließlich war seine Kirche als Sieger aus der Debatte hervorgegangen. Die unitas Catholica hatte triumphiert. Die Lehren Roms galten jetzt für alle sächsischen Königreiche. Warum hatte er dennoch das Gefühl, daß etwas verlorengegangen war?
    «Wer wird jetzt Colmáns Bischofsamt übernehmen?» fragte er in dem Versuch, sich abzulenken.
    Äbtissin Hilda lächelte traurig.
    «Tuda, der zwar in Irland studiert, sich aber schon vor längerer Zeit der römischen Orthodoxie angeschlossen hat, wird der nächste Bischof von Northumbrien sein. Aber Oswiu hat versprochen, daß Eata von Melrose in Lindisfarne das Amt des Abtes übernimmt.»
    Eadulf war überrascht.
    «Eata hat Iona unterstützt.»
    Hilda nickte.
    «Auch er beugt sich dem Urteil der Synode.»
    «Und was wird aus Chad, Cedd, Cuthbert und den anderen?» fragte Fidelma.
    «Sie alle haben sich entschieden, Northumbrien die Treue zu halten und den Ausgang der Synode anzuerkennen. Cedd geht mit Abt Chad, seinem Bruder, nach Lastingham, und Cuthbert begleitet Eata nach Lindisfarne.»
    «Die Veränderungen gehen also ganz friedlich vor sich?» sinnierte Fidelma. «Northumbrien ist nicht von einem Religionskrieg bedroht?»
    Äbtissin Hilda zuckte mit den Schultern.
    «Es ist noch zu früh, um darüber ein abschließendes Urteil zu fällen. Die meisten Äbte und Bischöfe haben sich der Entscheidung der Synode gebeugt, und das ist sicherlich zu unserem Besten. Obgleich sich auch viele entschlossen haben, Colmán nach Irland zu folgen und dort womöglich ein neues Kloster zu gründen. Ich glaube nicht, daß der Friede des Königreichs vom religiösen Streit bedroht ist. Oswius Heer hat Alhfriths Aufständische innerhalb kürzester Zeit geschlagen. Obwohl Oswiu den Tod seines erstgeborenen Sohns zu beklagen hat, kann er sich doch in seinem Königreich so sicher fühlen wie selten zuvor.»
    Eadulf hob die Augenbrauen.
    «Gibt es nicht noch andere Bedrohungen?»
    «Ecgfrith ist jung und ehrgeizig. Jetzt, da sein älterer Bruder tot ist, fordert er, zum Unterkönig von Deira ernannt zu werden. Dabei schielt er natürlich auch schon auf Oswius Thron. Außerdem sind wir von feindlichen Völkern umgeben. Rheged, Powys, das Königreich der Pikten – sie alle lauern nur darauf, uns an die Kehle zu springen. Und Mercia hegt ebenfalls Rachegelüste. So schnell wird König Wulfhere nicht vergessen, daß Oswiu Penda, seinen Vater, erschlagen hat. Er zieht bereits südlich des Humber seine Kräfte zusammen. Wer weiß, aus welcher Richtung die Bedrohung kommen wird?»
    Fidelma sah sie traurig an.
    «Hat Oswiu deshalb Streoneshalh so früh verlassen? Um mit seinem Heer zusammenzutreffen?»
    Äbtissin Hilda lächelte
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