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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung
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Schwester, Eure Reise ist ohne weitere Vorkommnisse verlaufen?»
    Schwester Fidelma runzelte die Stirn.
    «Leider nicht. Nicht weit von hier trafen wir auf einen Mann namens Wulfric. Er behauptete, dort der Herr und Richter zu sein …»
    «Ich kenne ihn», warf Äbtissin Hilda ein. «Wulfric von Frihops Halle liegt fünfzehn Meilen östlich von hier. Was war mit ihm, Schwester?»
    «An einem Baum an einer Wegkreuzung fanden wir einen Bruder, den er hat hängen lassen. Wulfric behauptete, der Mönch sei hingerichtet worden, weil er ihn beleidigt habe. Der Bruder trug die Tonsur unserer Kirche, Bischof Colmán, und Wulfric machte kein Geheimnis daraus, daß er aus Eurer Abtei in Lindisfarne stammte.»
    Colmán biß sich auf die Lippe und unterdrückte ein Aufstöhnen.
    «Das muß Bruder Aelfric gewesen sein. Er war auf der Rückkehr von einer Mission in Mercia und wollte sich hier mit uns treffen.»
    «Aber wieso sollte Aelfric den Than von Frihop beleidigen?» fragte Äbtissin Hilda.
    «Wenn Ihr erlaubt, Mutter Oberin», antwortete Schwester Fidelma, «ich hatte den Eindruck, daß das bloß eine Ausrede war. In besagtem Streit ging es um die Unterschiede zwischen Rom und Iona, und Wulfric gab sich als Anhänger Roms zu erkennen. Ich nehme an, Bruder Aelfric wurde förmlich zu einer Beleidigung gedrängt und dann dafür hingerichtet.»
    Hilda musterte die junge Frau aufmerksam.
    «Ihr habt viel Erfahrung mit rechtlichen Urteilen und einen scharfen Verstand, Fidelma von Kildare. Aber wie Ihr sehr wohl wißt, sind Vermutungen eine Sache, Beweise für Eure Behauptungen jedoch eine andere.»
    Schwester Fidelma lächelte sanft.
    «Es war nicht meine Absicht, ein rechtliches Urteil zu fallen, Mutter Oberin. Dennoch glaube ich, Ihr tätet gut daran, ein Auge auf Wulfric von Frihop zu halten. Wenn er ungestraft einen Geistlichen hängen kann, nur weil sich dieser für die Liturgie von Columcille ausspricht, schwebt jeder von uns, der nach Streoneshalh kommt, um dafür einzutreten, in Lebensgefahr.»
    «Wulfric von Frihop ist uns bekannt. Er ist Alhfriths rechte Hand, und Alhfrith ist Unterkönig von Deira», erwiderte Hilda in scharfem Ton. Dann seufzte sie achselzuckend und fügte etwas freundlicher hinzu: «Und seid Ihr gekommen, um an dem Disput teilzunehmen, Fidelma von Kildare?»
    Die junge Ordensschwester lachte bescheiden.
    «Unter all den großen Rednerinnen und Rednern, die sich hier versammelt haben, meine Stimme zu erheben, wäre reine Anmaßung. Nein, Mutter Oberin, ich bin nur hier, um rechtliche Ratschläge zu erteilen. Unsere Kirche, deren Lehren Ihr folgt, ist den Gesetzen unseres Volkes unterworfen, und Äbtissin Étain, die für unsere Kirche sprechen wird, bat mich herzukommen, falls es eines rechtlichen Ratschlags oder einer Erklärung in dieser Sache bedarf. Das ist alles.»
    «Dann seid uns um so herzlicher willkommen, denn Euer Scharfsinn wird uns auf der Suche nach der Wahrheit äußerst nützlich sein», antwortete Hilda. «Und keine Angst, was Wulfric betrifft, wird Euer Rat nicht ungehört bleiben. Ich werde über die Sache mit König Oswiu, meinem Vetter, sprechen, wenn er morgen kommt. Schließlich stehen beide, Iona und Rom, unter dem Schutz des Königshauses von Northumbrien.»
    Schwester Fidelma verzog das Gesicht. Der Schutz des Königshauses hatte Bruder Aelfric wenig genutzt. Doch sie beschloß, das Thema zu wechseln.
    «Fast hätte ich vergessen, warum ich Euch eigentlich gestört habe.»
    Sie griff in ihr Habit und holte zwei Päckchen heraus.
    «Ich bin von Irland über Dál Riada und die heilige Insel Iona gereist.»
    Äbtissin Hildas Augen glänzten.
    «Ihr wart auf der heiligen Insel, wo der große Columban gelebt und gearbeitet hat?»
    «Und habt Ihr den Abt getroffen?» wollte Colmán wissen.
    Fidelma nickte.
    «Ich habe Cumméne den Gerechten gesehen. Er läßt Euch beide herzlich grüßen und hat mir diese Briefe für Euch mitgegeben.» Sie reichte ihnen die Päckchen. «Natürlich ist er sehr dafür, daß Northumbrien auch weiterhin an der von Columcille praktizierten Liturgie festhält. Außerdem hat Cumméne Finn der Abtei von Streoneshalh durch mich ein Geschenk zukommen lassen, das ich bereits bei Eurem librarius abgegeben habe. Es ist eine Kopie von Cumménes Schrift über Columcille und dessen wundersame Kräfte.»
    Äbtissin Hilda nahm den ihr zugedachten Brief.
    «Der Abt von Iona ist großmütig und weise. Wie sehr ich Euch um Euren Besuch an einem so heiligen Ort
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