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Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey
Autoren: Jane Austen
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ein Taschentuch reicht oder für eine Haube oder einen Umhang. Musselin ist nie verschwendet, das habe ich meine Schwester wohl vierzigmal sagen hören, wenn sie entweder unmäßig war und sich daran überkauft hat, oder ungestüm und ihr die Schere ausgerutscht ist.«
    »Bath ist ein wundervoller Ort, Sir, es gibt so viele gute Läden hier. – Wir auf dem Land sind da übel dran; nicht, daß es in Salisbury nicht auch sehr gute Läden gäbe, aber es ist so weit weg – acht Meilen sind ein weiter Weg; Mr. Allen sagt, es sind neun, gemessene neun, aber ich bin sicher, es können nicht mehr als acht sein, und es ist so unglaublich anstrengend – ich komme immer halbtot vor Erschöpfung zurück. Aber hier,hier tritt man einfach nur aus der Tür und hat in fünf Minuten alles gekauft.«
    Der höfliche Mr. Tilney bekundete weiterhin Interesse, und sie hielt ihn mit dem Thema Musselin in Beschlag, bis der Tanz wieder begann. Catherine, die dem Gespräch der beiden lauschte, bekam das Gefühl, daß er etwas zu gern auf die Schwächen seiner Mitmenschen einging. – »Worüber grübeln Sie so ernsthaft?« fragte er sie auf dem Weg zurück in den Saal; – »nicht über Ihren Tanzpartner, hoffe ich, denn so, wie Sie den Kopf schütteln, sind Ihre Betrachtungen nicht eben erfreulich.«
    Catherine errötete und sagte: »Ich habe gar nichts gedacht.«
    »Das ist zugegebenermaßen geschickt und schlau geantwortet; aber mir wäre es lieber, Sie sagten mir gleich, daß Sie es mir nicht sagen werden.«
    »Also gut, ich sag’s Ihnen nicht.«
    »Danke; denn nun werden wir rasch näher bekannt werden, weil ich Sie jetzt damit aufziehen darf, wann immer wir uns begegnen, und nichts auf der Welt fördert die Vertrautheit so sehr.«
    Sie tanzten wieder, und als die Geselligkeit endete, trennten sie sich zumindest seitens der Dame mit einer entschiedenen Neigung, die Bekanntschaft fortzusetzen. Ob sie wohl hinreichend an ihn dachte, während sie ihren warmen, mit Wasser verdünnten Wein trank und sich fürs Bett fertigmachte, um, wenn sie einmal darin lag, von ihm zu träumen? Allenfalls in einem leichten Halbschlaf oder Morgenschlummer, hoffe ich; denn wenn es sich so verhält, wie ein gefeierter Schriftsteller behauptet 8 , und keine junge Dame das Recht hat, sich zu verlieben, ehe nicht der Gentleman sich ihr erklärt, dann schickt es sich erst recht nicht für sie, von ihm zu träumen, ehe nicht feststeht, daß auch der Gentleman schon von ihr träumt. Ob Mr. Tilney so träumte oder sich verliebte, wie es sich schickt, darüber hatte sich Mr. Allen vermutlichnoch keine Gedanken gemacht; daß aber als Bekannten seiner jungen Schutzbefohlenen grundsätzlich nichts gegen ihn sprach, wußte er bereits, denn er hatte zu Beginn des Abends Erkundigungen über ihren Tanzpartner eingeholt und in Erfahrung gebracht, daß Mr. Tilney Geistlicher war und aus einer sehr angesehenen Familie in Gloucestershire stammte.

IV. KAPITEL
    Mit mehr Eifer als sonst eilte Catherine tags darauf in die Trinkhalle, und so sicher war sie sich, dort vor Ablauf des Vormittags auf Mr. Tilney zu treffen, daß sie das Begrüßungslächeln gleichsam schon auf den Lippen trug: – doch kein Lächeln war vonnöten – Mr. Tilney tauchte nicht auf. Jeder in Bath, jeder außer ihm, ließ sich während der gängigen Zeit früher oder später in der Halle blicken, Scharen von Menschen betraten oder verließen sie unablässig, stiegen die Treppen hinauf und hinunter, Menschen, nach denen keiner fragte und die keiner sehen mochte; und nur er fehlte. »Was für ein wunderbarer Ort ist doch Bath«, sagte Mrs. Allen, als sie bis zur Erschöpfung auf und ab promeniert waren und sich bei der großen Uhr niederließen, »und wie schön wäre es, hier irgendwelche Bekannten zu haben.«
    Diese Sehnsucht war schon so oft vergeblich geäußert worden, daß Mrs. Allen kaum hoffen durfte, sie diesmal erfüllt zu sehen; doch »ohne Fleiß kein Preis«, wie der alte Spruch besagt, und der beispiellose Fleiß, mit dem sie jeden Tag das gleiche herbeigewünscht hatte, warf nun zu guter Letzt seinen gerechten Lohn ab. Sie hatte noch nicht zehn Minuten gesessen, als eine Dame etwa in ihrem Alter, die gleich neben ihr saß und sie mehrere Minuten lang gespannt betrachtet hatte, sie sehr höflich mit folgenden Worten ansprach: – »Ich glaube nicht, daß ich mich täusche, Madam; es ist lange her, daß ich zuletzt das Vergnügen hatte, aber ist Ihr Name nicht Allen?« Die Frage wurde
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