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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts
Autoren: Töchter der See
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ihr der stechende Schmerz den Atem nahm. Ihre Sicht verschwamm. Sie spürte eine Hand unter ihrem Kopf, spürte, wie ihr eine Pille zwischen die Lippen geschoben wurde, und wie durch einen Nebel drang die abermals besänftigende Stimme ihrer Tochter an ihr Ohr.
    »Trink ein bißchen Wasser. Noch etwas. Ja, so ist's gut. Und jetzt leg dich hin und mach die Augen zu.«
    »Shannon.« Die Hand war da, als sie nach ihr tastete.
    »Ich bin hier, hier bei dir. In einer Minute wird es dir bessergehen. Die Schmerzen werden sich legen, und dann schläfst du sicher ein.«
    Der Schmerz ebbte bereits ab, und die Müdigkeit hüllte sie wie ein weicher Nebel ein. Nicht genug Zeit war alles, was Amanda denken konnte. Weshalb nur hatte sie nie genug Zeit gehabt?
    »Haß mich nicht«, murmelte sie, während sie in den Nebel glitt. »Bitte haß mich nicht.«
    In ihre eigene Trauer gehüllt, saß Shannon noch lange da, nachdem ihre Mutter eingeschlafen war.
    Amanda wachte nicht noch einmal auf.

2. Kapitel
    Während eine von Tom Concannons Töchtern mit dem Schmerz über den Tod ihrer geliebten Mutter rang, feierten, durch einen Ozean von ihr getrennt, die anderen Töchter das Glück, das mit einem neuen Leben kam.
    Brianna Concannon Thane wiegte ihre Tochter in ihrem Arm und betrachtete bewundernd die leuchtend blauen Augen mit den unglaublich langen Wimpern, die winzigen Finger mit den perfekten Nägeln, den Mund, der einer Rosenknospe glich und der sich gerade, sie war ganz sicher, zu einem Lächeln verzog.
    Nach weniger als einer Stunde dachte sie weder an die Anstrengung noch an die Schmerzen der Geburt, weder an den Schweiß noch an die Angst zurück.
    Sie hatte ein Kind.
    »Sie ist echt«, stellte Grayson Thane ehrfürchtig fest, während er zögernd mit einer Fingerspitze über die Wange des Babys strich. »Und sie gehört uns.« Er schluckte. Kayla, dachte er. Seine Tochter Kayla. Und sie sah so klein, so zerbrechlich, so hilflos aus. »Denkst du, daß sie mich mögen wird?«
    Seine Schwägerin, die ihm über die Schulter spähte, kicherte. »Nun, wir mögen dich ja auch – meistens jedenfalls. Sie sieht dir ähnlich, Brie«, beschloß Maggie, während sie, um nicht umzufallen, einen Arm um Grays Hüfte schlang. »Sie wird deine Haarfarbe bekommen. Jetzt sieht der Flaum noch ein bißchen rötlich aus, aber ich wette, über kurz oder lang bekommt sie dasselbe Rotgold, wie du es hast.«
    Brianna strich ihrer Tochter strahlend über das flaumweiche Haar. »Meinst du wirklich?«
    »Vielleicht hat sie ja wenigstens mein Kinn«, sagte Gray in hoffnungsvollem Ton.
    »Typisch Mann.« Maggie zwinkerte ihrem Mann Rogan, der grinsend auf der anderen Seite des Bettes stand, fröhlich zu. »Die Frau erträgt die Schwangerschaft, die Übelkeit und die geschwollenen Knöchel, sie wankt monatelang wie eine Kuh durch die Gegend und macht das Grauen der Wehen durch ...«
    »Erinnere mich bloß nicht daran.« Gray erschauderte. Brianna mochte die Schrecken der Geburt vergessen haben, er jedoch nicht. Sicher würde er noch jahrelang in seinen Träumen von diesem gräßlichen Erlebnis heimgesucht.
    Maggie konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. Ihre Zuneigung zu Gray machte es zu einer ehrenvollen Pflicht, ihn zu sticheln, wann immer sich die Gelegenheit bot. »Wie viele Stunden hat es gedauert? Laß mich überlegen. Achtzehn Stunden, Brie.«
    Brianna konnte ein Lächeln nicht verbergen, als sie Gray erbleichen sah. »Mehr oder weniger. Obwohl es mir viel länger vorgekommen ist. Schließlich habt ihr alle mir die ganze Zeit erzählt, wie ich atmen soll, und der arme Gray hätte beinahe hyperventiliert, als er mir zeigen wollte, wie es richtig ist.«
    »Da jammern die Männer bereits elendig rum, wenn sie mal acht Stunden am Schreibtisch gesessen haben« – Maggie warf ihre flammenfarbene Mähne zurück – »und nennen uns trotzdem noch das schwache Geschlecht.«
    »Ich bestimmt nicht.« Rogan lächelte sie an. Kaylas Geburt hatte ihn an die Geburt seines eigenen Sohnes erinnert und an den heldenhaften Kampf, in dem Liam von seiner Frau auf die Welt gebracht worden war. Aber trotzdem fand er, daß das Leid des werdenden Vaters ebenfalls nicht zu verachten war. »Gray, was macht deine Hand?«
    Gray runzelte die Stirn und bewegte vorsichtig die Finger der Hand, die seine Frau während einer besonders bösartigen Wehe schraubstockartig umklammert hatte. »Ich glaube nicht, daß sie gebrochen ist.«
    »Immerhin hast du männlich einen
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