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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben
Autoren: Robert Silverberg
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daran erinnern, daß ich größere Abschnitte des Romans einer Generalüberholung unterzogen habe. Besonders habe ich die Nebenhandlung um Tandy, Claude und Risa sehr intensiv umgestaltet, um unvorteilhafte Aneinanderreihungen von Zufällen auszubügeln. Was immer ich auch alles umgeschrieben habe, ich weiß, es war eine ganze Menge. Und es reichte aus, die Verworrenheit der ersten Version befriedigend zu lösen. Ashmead akzeptierte erfreut die überarbeitete Fassung, und Doubleday veröffentlichte das Buch am 26. September 1969. Der Absatz lief ganz flott. Ashmead schrieb mir zwei Wochen später: „ To Live Again hat einen großen Sprung in den Verkaufszahlen getan. Letzte Woche lieferten wir 671 weitere Exemplare aus und haben jetzt insgesamt 3832 Exemplare verkauft. Es wird Sie vielleicht interessieren, daß von Ihrem Buch drei Exemplare mehr verkauft worden sind als von Jesus Redi s cov e red von Malcolm Muggeridge, das am gleichen Tag auf dem Markt erschien.“ Es kam bei Doubleday zu einer zweiten Auflage meines Romans – damals noch eine Rarität –, eine Lizenz wurde an einen Science Fiction-Buchclub verkauft, und auch die spätere Taschenbuchausgabe lief sehr zufriedenstellend. Das alles wäre nicht eingetreten, wenn ich 1967 einem von den kleineren Verlagen erlaubt hätte, die unbearbeitete erste Fassung zu publizieren. Und jetzt liegt To Live Again in einer hübschen und glänzenden neuen Ausgabe bei Berkley vor. Ich frage mich nur, was inzwischen aus Muggeridges Jesus Rediscovered geworden ist.
     
    Robert Silverberg, Oakland, Kalifornien,
    im November 1977
     

1
     
    Hoch ragte das Lamakloster am Felsufer der Marin County-Seite jenseits des Golden Gate empor. Als John Roditis kurz vor dem Brückenzollhäuschen aus dem Wagen stieg, spürte er einen leichten Krampf in der linken Wade. Er streckte und schüttelte das Bein, während er über die Bucht auf das schimmernd gelbe Gebäude blickte: glatt, fensterlos und so unbeschreiblich heilig wie der Urquell eines guten Karmas. Der Tag war außergewöhnlich heiß. San Francisco war vier Tage vor Roditis’ Ankunft von einer ungewohnten Hitzewelle ergriffen worden. Hitze und Schwüle im psychologischen Sinn machten Roditis nichts aus. Im Gegenteil, er blühte dabei eher auf. Aber wenn ihn die Hitze nicht in Form einer Metapher traf, sondern von einem strahlenden goldenen Auge am Himmel kam, verspürte er nur noch den Wunsch, die Klimaanlage einzuschalten.
    Aber leider konnte er das Wetter außerhalb des Wagens dadurch nicht beeinflussen. Zumindest jetzt noch nicht. Wenn man allerdings genügend Bewußtseinsinhalte in einem Gehirn versammelt hatte, wer konnte dann sagen, welche Grenzen einem Mann noch gesetzt waren?
    Roditis deutete auf das Kloster. „Ich hoffe nur, da drinnen ist es kühler, was?“
    „Bestimmt“, sagte Charles Noyes. „Zumindest ist der Guru ein cooler Typ.“
    Roditis bedachte den Kalauer seines Begleiters mit einem gequälten Blick. „Stehst du immer noch auf Uropas Redensarten?“
    „Nein, ich nicht. Das kommt von Kravchenko.“ Als er den Namen der Person aussprach, mit deren Bewußtsein er seinen Körper teilte, verzerrte sich sein Grinsen zu einer Grimasse, und er klammerte sich fest an das Geländer vor ihm. Sein hochgewachsener Körper sackte ein Stück zusammen. Seine Ellenbogen zitterten und schlugen heftig gegen die Rippen. „Verdammt und verflucht soll er sein!“, keuchte Noyes.
    „Laß ihn doch löschen“, schlug Roditis vor.
    „Du weißt, daß ich das nicht kann!“
    „Wenn ein Bewußtsein Schwierigkeiten macht und die Integrität des Wirtes zu beeinträchtigen droht, sollte es ausgewiesen werden“, sagte Roditis scharf. „Wenn mein Kozak mir Ärger machen sollte, würde ich ihn in Nullkommanichts rausschmeißen; das weiß er auch ganz genau. Oder Walsh. Beide wissen das. Ich habe keine Verwendung für einen Störenfried in meinem Kopf. Du etwa?“
    „Hör doch auf, John.“
    „Ich lasse nur meinen gesunden Menschenverstand sprechen.“
    „Kravchenko hört das nicht gem. Er macht mir schwer zu schaffen.“ Ruckartig zuckte einer von Noyes’ Armen mit einer drohenden Gebärde hoch. „Er greift mich an. Er versucht zu sprechen.“
    „Du bist wohl erst zufrieden“, sagte Roditis, „wenn er mit dir den Molli macht – bis er dich aus deinem eigenen Körper rausgeworfen hat.“
    „Vorher würde ich ihn und mich töten.“
    Roditis warf ihm einen finsteren Blick zu. „Langsam wirst du wirklich eine schlaffe
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