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nmp08

nmp08

Titel: nmp08
Autoren: Unknown
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talentierte Blanchard sollte die Leiche ordentlich
verschwinden lassen. Dadurch hatte er Laumier endgültig in der Hand. Übrigens,
Blanchard wird nicht singen. Ein harter Bursche. Aber Laumier hätte
wahrscheinlich geredet. Und deswegen hat Blanchard ihn abgeknallt...“
    Denise Falaise blieb weiterhin
stumm. Ein Schmetterling flog durchs Fenster, machte eine Runde durchs Zimmer
und flog wieder hinaus in den sonnigen Park.
    „Eifersucht ist eine
beschissene Sache“, fing ich wieder an. „Lucie Ponceau verletzte Ihre
Eigenliebe zwar nicht Sie begann zu zittern, atmete immer heftiger.
    „...aber sie verkörperte all
das, wozu Sie es nie bringen werden. Sie kam wieder aus der Versenkung. Aber
trotz des Triumphes zweifelte sie an sich selbst. Außerdem war sie
leichtgläubig. Es war so einfach, sie zu bestärken... und ihr den Absprung ins
Jenseits zu erleichtern. Ich höre förmlich, wie Sie ihr zuflüstern, sie habe ja
völlig recht... es sei so einfach... und sanft... mit Opium. Und später haben
Sie dann bei ihr angerufen, um rauszukriegen, ob Sie’s geschafft hatten. Als
Sie eine Männerstimme hörten, legten Sie auf…“
    Immer noch nichts. Keine
Reaktion. Sie hatte die Augen geschlossen. Ihre Lippen waren eine blutrote
Linie. Nur ihre Brüste bewegten sich.
    „...Ihr Triumph war leider nur
von kurzer Dauer. Ihr Geniestreich hat Blanchard gar nicht gefallen. Der war
sowieso schon mit den Nerven runter, weil seine Geschäfte schlecht liefen. Und
dann kam zu allem Überfluß noch Rabastens. Hatte mitgekriegt, daß ich mich für
Sie interessierte. Wollte glänzen und schnüffelte herum, mehr als es gesund für
ihn war. An jenem Abend wurde ausgepackt. Die Unvorsichtigen wurden für immer
zum Schweigen gebracht. Rabastens war zu neugierig gewesen und Monique zu
gierig. Wollte Laumier an der Angel halten, wo sie es endlich geschafft
hatte... Und da hat Sie die Angst gepackt, und Sie sind mit Montferrier
abgehauen. Weniger, weil er Ihnen einen Vertrag in Aussicht gestellt hatte,
sondern mehr, um dieser ehrenwerten Gesellschaft zu entkommen... und den Folgen
ihres Verbrechens. Aber die Angst hat Sie gepackt... und wird Sie nie mehr
loslassen.“
    Sie bewegte sich ein wenig,
öffnete die Augen und sah mich lange an. Ich hatte aber nicht das Gefühl, daß
sie mich tatsächlich sah. Ihre Brust war immer noch entblößt, stolz, voller
Leben. Kaum zu glauben, daß diese Brust und dieses Gesicht zu demselben
Menschen gehörten. Das Gesicht war starr, aschfahl, tot.
    Ich wandte meinen Blick ab, sah
auf den eleganten, friedlichen Park. Da erkannte ich zwei Gestalten auf der
majestätischen Allee.
    „Die Flics“, murmelte ich.
„Faroux ist nicht zufrieden mit dem, was ich ihm erzählt habe...“
    Ich verkniff mir die Bemerkung,
daß sie übel mit ihr umspringen würden. Daß sie sich an ihr rächen würden.
Jung, schön, begehrenswert. Und ihre Frauen alt, häßlich, abstoßend...
    „Die Flics“, wiederholte ich.
    Sie ging nicht darauf ein. Ich
sagte auch nichts mehr. Hatte nichts mehr zu sagen. Langsam, ganz ruhig brachte
sie ihre Bluse wieder in Ordnung. Dann sah sie mir ins Gesicht.
    „Du Hurensohn!“ fauchte sie,
und ihre Stimme überschlug sich.
    Dann verpaßte sie mir eine
kräftige Ohrfeige.
    Ohne Eile ging sie zur Tür, die
geöffnet wurde, bevor sie dort angelangt war. Im Türrahmen erschien eine
knochige Gestalt: Florimond Faroux.
    „Ich wollte Sie sehen“, sagte
er.
    Ich dagegen wollte niemanden
mehr sehen. Schnell drehte ich ihnen den Rücken zu.
     
    Paris, 1956

Nachgang
     
    Wenn das Herz Frankreichs in
Paris schlägt (wo sonst?), wenn der Bauch von Paris längst leergepumpt ist, die
legendären Hallen also in den Vorort Rungis ausgelagert wurden, wenn der Zahn
der Zeit an allen morschen Gliedern der französischen Hauptstadt nagt — wohin
und wie weit sollen die Füße tragen?

     
    Der Puls schlägt an den
Champs-Elysées. Schnell und regelmäßig. Das achte Arrondissement ist ein
Viertel mit hohem Blutdruck. Es ist eine der großen Verkehrsadern von Paris.
Man mag Schleichwege wählen, wenn man mit dem Wagen von der Rive Gauche, dem
linken Ufer, zur Rive Droite fahren will, der rechten Seine-Seite, meist gerät
man doch in den Kreislauf am Arc de Triomphe, den zu umrunden eine Art
Reifeprüfung erfordert im hektischen Verkehrstreiben, in dem das Ampellicht
vergeblich Ordnung leuchten will, da es, auf rot geschaltet, dem Pariser doch
nur als Aufforderung zu sportlicherem Fahren gilt und der nur
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