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Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier
Autoren: Helen Dunmore
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bitten, zu uns zu kommen?«
    »Wie soll ich das machen?«
    »Zeig ihr, woran du denkst. Zeig ihr, dass Sapphire verletzt ist. Zeig ihr, dass du sie gern hier hättest.«
    »Aber ich weiß nicht, wie man das macht«, sagt Conor. »Ich bin nicht wie du und Sapphire. Ich bin nicht in der Lage, meine Gedanken … mit jemand zu teilen.«
    »Versuch es doch wenigstens«, entgegnet Faro ungeduldig. »Denk an Elvira. Versetz dich in sie hinein. Ruf sie zu dir. Und sobald du das Gefühl hast, dass sie dir zuhört, schildert du unsere Zwangslage. Gib ihr zu verstehen, dass Sapphire verletzt ist und geheilt werden muss, damit wir Saldowr erreichen können. Elvira wird zu uns kommen, wenn sie
diese Nachricht empfängt. Selbst wenn sie am Grund der Welt sein sollte, dort wo die eisigen Berge sind, wird sie kommen, um uns zu helfen.«
    »Ich werde es versuchen«, sagt Conor.
    Es vergeht eine lange Zeit, jedenfalls kommt es mir so vor. Conor ist hoch konzentriert und versucht verzweifelt, Kontakt zu Elvira aufzunehmen. Ich wünschte, ich könnte ihm helfen, doch ein Schleier der Erschöpfung befindet sich zwischen mir und den anderen. Vielleicht werden wir nie zu Saldowr gelangen. Vielleicht wird das Wasser immer weiter steigen, bis es die höchsten Hügel von Cornwall erreicht. Es hat solch eine Gewalt und ich fühle mich so schwach …
    »Sapphire. Sapphire. «
    »Was ist, Faro? Muss nur … ein bisschen … ausru …«
    »Du darfst nicht einschlafen. Elvira ist schon unterwegs. Sie wird sicher bald da sein.«
    Dann höre ich Conors Stimme, die sehr erleichtert klingt. »Ich habe sie erreicht, Saph! Ich hab’s geschafft. Am Anfang habe ich nichts gespürt, aber dann hat sich irgendwie mein Bewusstsein geöffnet. Ich habe an sie gedacht, und schon war sie da.«
    »Fantastisch, Conor.«
    »Halt durch, Saph! Sie kommt, so schnell sie kann.«

    Die Zeit des Wartens kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Am liebsten würde ich einfach weiterschlafen und meinen Traum fortsetzen, doch Conor und Faro haben etwas dagegen.
    »Lass … Con … muss schla …«
    »Wach auf, Saph! Wach auf!«

    Dann werde ich jäh aus dem Schlaf gerissen, als die atemlose Elvira erscheint.
    »Ich habe die schnellste Strömung genommen, die ich finden konnte. Ist sie immer noch bei Bewusstsein?«
    »Ja.«
    »Wenn es doch nur ein bisschen heller wäre! Ich kann kaum was erkennen.«
    »Wir bringen sie näher an die Oberfläche. Scheint der Mond immer noch so hell?«
    »Heller als je zuvor«, antwortet Elvira.
    Als Faro sagte, Elvira würde einmal eine Heilerin sein, dachte ich, sie wolle Ärztin werden. Ich habe auch gedacht, sie würde so eine Art Erste-Hilfe-Koffer mitbringen. Doch sie hat nichts dabei und benutzt nur ihre Hände. Sobald sie mich berührt, weiß ich, was Faro meinte. Elviras Hände haben heilende Kräfte. Niemand sonst dürfte mein Bein berühren, doch Elviras Hände tun mir nicht weh. Sie runzelt die Stirn.
    »Sie hat eine klaffende Wunde, die immer noch blutet. Deshalb ist sie auch so schwach. Außerdem hat sie schwere Blutergüsse. Ach, Faro, ich habe überhaupt keine Erfahrung mit Menschen. Ich habe Angst, einen Fehler zu machen.«
    »Das wirst du nicht«, entgegnet Conor, der sie ermutigend anblickt.
    Faro zwinkert mir zu. »Tja, es stimmt natürlich, dass du noch nicht viel gelernt hast«, sagt er mit zweifelnder Stimme, die sofort ihre Wirkung tut.
    »Ich werde tun, was ich kann«, sagt Elvira. Ihre langen, dunklen Haare umhüllen uns wie eine Wolke und schaffen einen abgeschirmten Raum, in dem wir ganz unter uns sind. Sie drückt mit ihrem Handballen auf die Wunde und verstärkt
den Druck mit der anderen Hand. »Sieh mich an, Sapphire, und konzentrier dich ganz auf mich«, sagt sie so leise, dass nur ich sie verstehe. Ich gehorche. Es ist leicht, sich ganz auf sie zu konzentrieren. Als wäre ihr Bewusstsein ein Spiegel, in dem ich mich anschauen kann. Schon sehe ich die Wunde in meinem Bein. Doch sie blutet nicht mehr, sondern beginnt sich zusammenzuziehen. Die Verfärbungen der Blutergüsse verblassen.
    »Sieh mir tief in die Augen«, fordert Elvira mich auf.
    Ich bin hoch konzentriert und empfinde nicht mehr die geringste Angst. Es ist nur eine Schnittwunde, das ist alles. Daran stirbt man nicht. Elviras Heilkräfte durchdringen mich wie ein wärmendes Feuer. Mein Schwindel ist verflogen. Ich drifte nicht mehr in die Welt der Träume. Mein Bein schmerzt immer noch, doch weniger als zuvor.
    »Das ist alles«, sagt Elvira schließlich,
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