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Nimm s bitte nicht personlich

Nimm s bitte nicht personlich

Titel: Nimm s bitte nicht personlich
Autoren: Wardetzki Barbel
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Unterstützung und Zuspruch geben.
    Dieser Mechanismus ist auch bei depressiven Menschen zu beobachten und in vielen Fällen nicht ohne Psychotherapie zu verändern.
    Kränkungen erleben wir auch dann, wenn Bedürfnisse unerfüllt bleiben, die uns im aktuellen Moment so wichtig sind, dass wir an ihre Erfüllung unseren persönlichen Wert knüpfen. Können wir das Bedürfnis identifizieren und spüren, was uns fehlt, dann sind wir schon ein ganzes Stück weiter: Wir können dann um das bitten, was wir brauchen, statt beleidigt zu sein. Dadurch haben wir die Chance, »satt« zu werden.
    Ein Beispiel: Sie haben sich ein neues Kleid gekauft, mit dem Sie Ihren Partner überraschen wollen, aber er bemerkt es nicht und äußert sich auch nicht positiv über Ihr Aussehen. Ihr Bedürfnis, wahrgenommen zu werden und ihm zu gefallen, bleibt unerfüllt, was Sie besonders trifft, weil Sie sich schon länger übersehen und nicht ausreichend geliebt fühlen. Unter diesen Bedingungen kann es zu einem Streit kommen, wenn Sie ihm Ignoranz vorwerfen und er sich lautstark verteidigt, so viel um die Ohren zu haben, dass er nicht auch noch jedes neue Kleid kommentieren könne. Da es Ihnen aber im Grunde nicht um das neue Kleid, sondern um Ihre Person geht, fühlen Sie sich zurückgewiesen und gekränkt. Sie wenden sich beleidigt ab oder schmeißen wütend die Tür.
    Konstruktiver und lösungsorientierter wäre es dagegen, wenn Sie zuerst einmal sich selbst und dann Ihrem Partner klar machen, worum es Ihnen geht. Dazu ist es nötig, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen. Eigentlich wünschen Sie sich mehr Aufmerksamkeit, Anerkennung und mehr Kontakt von Ihrem Partner. Der Wink mit dem neuen Kleid ist jedoch sehr indirekt. Besser Sie teilen Ihrem Partner offen mit, was Ihnen fehlt. Dann haben Sie eine größere Chance zu bekommen, was Sie sich wünschen und erfahren möglicherweise auch, was Ihr Partner braucht.

Bleiben unsere Bedürfnisse unerfüllt, führt das häufig zu Kränkungen
Vor allem Ihre narzisstischen Bedürfnisse, die direkt auf
Ihr Selbstwertgefühl bezogen sind, bleiben in Kränkungssituationen unerfüllt.
Sie fühlen sich nicht gesehen und gehört, werden nicht
ausreichend ernst genommen, bekommen keine Antwort, werden nicht geachtet und erhalten zu wenig Anerkennung, Bestätigung und Lob.
Sind Sie in der Wertschätzung Ihrer Person stärker auf
die Anerkennung von außen angewiesen, dann sind Sie auch schneller kränkbar, wenn diese ausbleibt.
Sie beenden Kränkungsreaktionen, indem Sie Ihre
unerfüllten Bedürfnisse wahrnehmen, und aktiv danach suchen, was Sie »satt« machen kann.

Lieber sind wir wütend, als zu spüren, wie weh es tut
    Kränkungsreaktionen sind verbunden mit Gefühlen von Ohnmacht, Wut, Verachtung, Enttäuschung und Trotz. Diese sind jedoch keine echten Gefühle, sondern können eher als Zustände verstanden werden. Echte, vitale Gefühle, die in Kränkungssituationen ausgelöst werden, sind vor allem Schmerz, Wut, Scham und Angst. Und diese Gefühle werden in der erlittenen Kränkung kaum oder gar nicht gespürt, geschweige denn ausgedrückt.
    Unsere Kränkungsreaktion hilft uns, diese Gefühle weitestgehend auszublenden. Stattdessen verstricken wir uns in Empörung, Selbst- und Fremdanklagen und Kränkungswut, oft verbunden mit Rachegedanken. Die Kränkungswut und Verachtung sind gleichsam Schutzreaktionen vor dem Schmerz der Verletzung, vor der Angst und der Scham. Wut und Verachtung haben zum Ziel, die schmerzliche Gekränktheit zu beenden und zu neutralisieren. Lieber sind wir wütend, als zu spüren, wie weh es tut. Insofern steht die Kränkungsreaktion im Dienste der Abwehr von Angst, Scham, Schmerz und einem konstruktiven Ärger, der etwas anderes ist als der destruktive Hass und die zerstörerische Wut in der Kränkung. Die konstruktive Wut will schützen, Grenzen setzen und die Beziehung erhalten, wogegen die destruktive Kränkungswut den anderen und die Beziehung, oftmals sogar sich selbst, systematisch zerstören will. Sie ist nicht auf Lösung gerichtet, sondern auf Zerstörung.
    Lassen wir jedoch die echten Gefühle in einer Kränkungssituation zu, dann sind wir traurig, es schmerzt, wir haben Angst, schämen uns für eventuelle Fehler oder sind wütend, aber wir sind nicht gekränkt, nicht
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