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Night Academy 2

Night Academy 2

Titel: Night Academy 2
Autoren: I Scott
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Treppen hinunterstoßen oder mit ausgesuchter Höflichkeit behandeln sollte. Da es noch früh war und ich noch nicht einmal meinen morgendlichen Donut verspeist hatte, fühlte ich mich für einen Streit nicht gewappnet. Also entschied ich mich für die höfliche Tour. »Guten Morgen, Anna.«
    Anna verschränkte die Arme vor der Brust und kam auf mich zu. Molly und Claire waren bislang immer nett zu mir gewesen, doch heute Morgen schenkten sie mir nur ein verhaltenes Lächeln und richteten ihre Augen sofort wieder auf Anna.
    »So, du fängst also heute mit der Ausbildung an«, sagte Anna. »Da müssen wir uns in Zukunft ja vor dir in Acht nehmen.«
    Mein Lächeln wurde eisig. »Ich fasse das jetzt mal als Kompliment auf.«
    Anna schnaubte. »Ich habe gesehen, wie Trevor dich nach dem Aufnahmeritual angesprochen hat.«
    Claire sah sich unbehaglich im Treppenhaus um. »Anna, wir sollten das nicht unbedingt hier besprechen.«
    »Dann pass eben auf«, zischte Anna. »Als könnte sich jemand an dich heranschleichen!«
    Ich überlegte kurz, was sie damit wohl gemeint haben könnte. Hatte Claire ein außergewöhnliches gutes Gehör? Dann schenkte ich Anna mein strahlendstes Lächeln. »Weißt du was, Anna? Trevor hat sich tatsächlich mit mir unterhalten. Er hat gesagt, er würde auf mich achtgeben.«
    Anna rückte noch näher an mich heran, offenbar wollte sie mich einschüchtern. »Trevor ist viel zu gutmütig. Nicht alle von uns glauben deinen Geschichten, vergiss das ja nicht. Wehe, in deiner Nähe geschehen noch mehr ›Unfälle‹!«
    Molly schob die Hände tief in ihre Taschen. Sie war schrecklich dünn, und wenn sie aufgeregt war, presste sie die Arme an die Seiten und schien fast zu verschwinden. »Anna, ich glaube, du hörst lieber … «
    »Ich sage doch nur, was wir alle schon gedacht haben.« Anna kam mir jetzt ganz nah. »Ich zum Beispiel glaube nicht, dass du hinter dem Programm stehst, auch wenn du es zehnmal geschworen hast.«
    »Schön.« Ich hatte einen guten Blick auf ihre makellosen roten Lippen und ihr dichtes braunes Haar. Sie war einen halben Kopf kleiner als ich, und normalerweise fühlte ich mich immer wie ein Trampel neben ihr, doch nun genoss ich den Größenunterschied, da sie zu mir aufschauen musste. »Du vertraust mir nicht, na und. Ich gehöre jetzt zum Programm und habe das gleiche Recht wie du, hier zu sein.«
    Anna ließ mich kaum ausreden. »Ach ja? Dann beantworte mir doch bitte folgende Frage: Was, wenn Jack zurückkommt? Bist du dann bereit, das Richtige zu tun und ihn auszuliefern? Wer steht dir näher, Jack oder das Programm?«
    Vor Überraschung blieb mir der Mund offen stehen. Und ich brauchte viel zu lange für meine Antwort: »Jack ist gegangen, und ich habe mich fürs Bleiben entschieden. Ich stehe hinter dem Programm, Anna. Alles andere geht dich nichts an.«
    Anna wandte sich ab, warf lässig das Haar über die Schulter. »Wenn du meinst.« Sie gab Molly und Claire Zeichen, ihr zu folgen. Gerade wollte ich schon aufatmen, da drehte sie sich noch einmal um und sagte: »Ach, übrigens, Cam weiß doch über dein kleines Techtelmechtel mit Jack Bescheid, oder?«
    Ich erstarrte. Woher wusste Anna bloß von mir und Jack? Was immer das zwischen uns auch gewesen war … »Keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Von dir und Jack, Dancia. Wir wissen doch, dass ihr zusammen wart.«
    »Du hast mir nachspioniert?« Entsetzt sah ich sie an. Anna musste beobachtet haben, wie ich Jack im Garten geküsst hatte, das war die einzige Erklärung. »Behandelst du so deine Familie?«
    Anna bedachte mich mit einem selbstgefälligen Lächeln. »Mir geht es nur um das Programm. Du magst ja ein paar Leute getäuscht haben, aber mich nicht, ich behalte dich im Auge.«

6
    I ch rannte die Treppen hinunter und stürzte nach draußen. Mir kam plötzlich in den Sinn, dass Anna vielleicht gar nicht wusste, was sich zwischen mir und Jack zugetragen hatte. Womöglich hatte sie sich nur irgendetwas zusammengereimt. Und in dem Fall hatte meine Reaktion ihren Verdacht natürlich bestätigt.
    Wie angewurzelt blieb ich stehen und starrte frustriert in den Himmel. Wie hatte ich nur so dumm sein können? Dass Cam herausfand, was zwischen mir und Jack gelaufen war, war nun wirklich das Letzte, was ich wollte. Bislang hatte ich immer behauptet, wir seien nur Freunde gewesen. Wenn nun herauskam, dass wir uns geküsst hatten, würde Cam glauben, ich hätte ihn die ganze Zeit angelogen. Schlimmstenfalls würde er noch
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