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Night Academy 2

Night Academy 2

Titel: Night Academy 2
Autoren: I Scott
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weil sie so schwierig war, aber Mitleid durfte ich dennoch mit ihr haben. Oder mich für sie freuen, dass sie endlich mal dazugehörte.
    »Überleg dir vorher genau, was du tust«, sagte sie. »Die trommeln jetzt alle zusammen, und du stehst direkt neben deinem Klon, also trennen wir uns lieber. Esther und Hennie, ihr geht zurück zu den anderen. Dancia, du kommst mit mir, im Zelt habe ich die Karten.«
    Hennie, Esther und ich umarmten uns kurz. Ich musste schwer schlucken, denn vielleicht war es ein Lebewohl für immer.
    Dann lief ich mit Catherine zu ihrem Zelt, obwohl Mr Judan und Mrs Callias die Schüler schon in den Wald und von der Küste wegtrieben. Ein verletztes Mädchen wurde Huckepack getragen. Ein anderes humpelte, rechts und links von Mitschülern gestützt.
    Von Weitem rief jemand: »Keiner geht mehr zurück zu den Zelten.«
    Catherine überhörte das geflissentlich. Sie schob die Zeltplane beiseite, kniete sich auf den Boden, fasste unter ihren Schlafsack und holte einen schweren Plastikbeutel hervor, in dem etliche Karten steckten. »Die besten Chancen habt ihr, wenn ihr euch in Richtung British Columbia aufmacht. Haltet Kurs nach Norden und ein paar Grad nach Westen, zwischen den Inseln Flattop und Waldron hindurch. Wenn sie klug sind, nehmen sie die gleiche Route. Und hütet euch vor der Spring Passage. Durch den Sog des abfließenden Wassers wird die Strömung dort ungewöhnlich stark sein. Haltet euch immer westlich von Jones Island.«
    Dankbar nickte ich. »Super, Catherine.«
    Sie schob mich von sich. »Sieh nur zu, dass du wiederkommst. Ich will nicht noch eine Mitbewohnerin anlernen.«
    Schnell kroch ich aus dem Zelt und duckte mich dahinter, um außer Sichtweite der Gruppe zu bleiben. Aus der Ferne hörte ich Catherine rufen: »Dancia, bist du das?« Bestimmt sprach sie mit Esther.
    Ich betete, dass alles gut gehen würde und flitzte zum Strand.
    Ruhig und friedlich lag das Meer da, kaum zu glauben, dass sich ein Tsunami zusammenbraute. Ich watete durch die steinige Bucht zu unserem Motorboot. Vom Lager drang immer wieder der schrille Alarm herüber, mit dem sie über Funk die Flutwarnung einleiteten; jedes Mal fuhr ich zusammen. Ich fragte mich, ob auf Lopez Island, das unter dem Meeresspiegel lag, oder auf San Juan, wo viele Häuser am Strand standen, schon Panik ausgebrochen war. Inbrünstig hoffte ich, dass niemandem etwas geschehen würde.
    Keine zwei Minuten später erschien Trevor mit Anna im Schlepptau. Anna mied meinen Blick. Ihr Haar war zerwühlt, das graue T-Shirt am Saum zerrissen. Über ihren Arm zog sich ein dunkler Streifen. Bestimmt Blut. Vielleicht von Claire.
    In Trevors Hand blitzten die Schlüssel auf. »Bereit?«, fragte er.
    »Ich wollte schon immer im pazifischen Ozean baden«, sagte ich.
    Anna streifte sich die Schuhe ab und stürmte durchs flache Wasser. Trevor und ich lächelten uns grimmig zu und folgten ihr. Das Wasser war so eisig, dass mir fast die Luft wegblieb. Ich watete, bis es mir bis zu den Oberschenkeln ging, dann schwamm ich ungelenk mit den Karten in der Hand zum Boot. Kalte Schauer liefen mir über die Haut, als wir keuchend wie nach einem Zwei-Kilometer-Lauf an Bord kletterten. Trevors T-Shirt klebte am Körper, sein Waschbrettbauch war beeindruckend, Annas nasses T-Shirt betonte noch ihre grazile Gestalt. Doch ausnahmsweise war ich mal nicht neidisch, mich interessierte nur die eiserne Entschlossenheit in ihren Rehaugen. Wenn ich jemanden im Kampf an meiner Seite wollte, dann Anna.
    Trevor warf den Motor an. Das Boot lief vorn spitz zu, auf dem kleinen offenen Deck war für drei oder vier Leute Platz. Neben dem Lenkrad führte eine Luke wohl zur Kajüte unter dem Vorderdeck. Ich hielt Trevor die Karten unter die Nase. »Catherine hat gesagt, wir sollten auf der westlichen Seite der Insel bleiben und Kurs nach Norden nehmen.«
    »Hört sich gut an«, knurrte Trevor.
    Zunächst fuhr er langsam, doch sobald das Wasser tief genug war, gab er Vollgas. Ich setzte mich nach hinten in eine gepolsterte Sitzschale und beobachtete den Strand. Es war schockierend, wie weit das Wasser schon zurückgegangen war. Als hätte es jemand wie das Gummi einer Steinschleuder zurückgezogen. Wie sollten wir es nur überleben, wenn es plötzlich mit Wucht in die Bucht zurückkatapultiert wurde?
    Lange fiel kein Wort, und die Gedanken fuhren in meinem Kopf Karussell. Von Thaddeus’ heftigem Tritt tat mir der Bauch weh, außerdem war ich von dem Dauereinsatz meiner Kräfte
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