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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
Autoren: Andy NcNab
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russisches 7,62-mm-
    Sturmgewehr mit kurzem Lauf. Sein schütter werdendes braunes Haar, das er sehr kurz trug, verschwand unter einer dunkelblauen Wollmütze, und die alte Panzerweste aus sowjetischen Armeebeständen, die er unter seiner Daunenjacke trug, ließ ihn wie das Michelin-Männchen aussehen. Hätte Hollywood einen harten Burschen aus Russland gesucht, wäre Sergej bei Probeaufnahmen jedes Mal Sieger geblieben. Ende vierzig, kantiges Kinn, hohe Backenknochen und blaue Augen, deren Blick einen
    nicht nur durchbohrte, sondern in kleine Stücke hackte.
    Der einzige Grund, weshalb er nie die Hauptrolle kriegen würde, war sein pockennarbiges Gesicht. Ob er in seiner Jugend kein Clearasil benutzt oder später in eine 12
    Explosion geraten war, konnte ich nicht beurteilen; ich wollte ihn aber auch nicht danach fragen. Er war ein harter, zuverlässiger Bursche, der meiner Einschätzung nach als Geschäftspartner in Ordnung war, aber ich hatte nicht vor, ihn auf meine Weihnachtskartenliste zu setzen.
    Über Sergej Lysenkows freiberufliche Aktivitäten war ich aus britischen Geheimdienstberichten informiert. Er hatte der Alpha-Gruppe der Speznaz angehört – einer Elitetruppe aus KGB-Offizieren, die überall dort
    eingesetzt wurde, wo Moskaus Macht gefährdet war oder ein Eroberungskrieg geführt wurde. Als KGB-Hardliner 1991 in Moskau einen Staatsstreich versuchten, befahlen sie der Alpha-Gruppe, den im Moskauer Weißen Haus verschanzten Jelzin zu ermorden, aber Sergej und seine Kameraden hatten genug, weil sie fanden, ein Politiker sei so schlimm wie der andere. Sie führten den Befehl nicht aus, der Staatsstreich schlug fehl, und als Jelzin erfuhr, was ihm beinahe zugestoßen wäre, unterstellte er sie sich persönlich und entmachtete sie, indem er sie zu seiner eigenen Leibwache machte. Sergej schied lieber aus, um sein Wissen und seine Fähigkeiten dem
    Meistbietenden zur Verfügung zu stellen – und der war diesmal ich. Die Kontaktaufnahme mit ihm war ganz leicht gewesen: Ich war einfach nach Moskau geflogen und hatte bei ein paar Sicherheitsfirmen gefragt, wo er zu finden sei.
    Ich brauchte Russen im Team, weil ich wissen musste, wie Russen denken, was Russen tun. Und als ich
    entdeckte, dass Valentin Lebed seine Festung in St.
    Petersburg verlassen und sich einen 24-stündigen
    13
    Erholungsurlaub in Helsinki gönnen wollte, war Sergej der Einzige, der in der kurzen verbleibenden Zeit Fahrzeuge, Waffen und die Bestechung der Grenzposten organisieren konnte.
    Die Leute, von denen ich Informationen über die
    Zielperson erhielt, hatten ihre Hausaufgaben gut
    gemacht. Valentin Lebed war während des Niedergangs des Kommunismus clever gewesen. Anders als einige seiner ungehobelten Kollegen ließ er kein Designeretikett am Jackenärmel seines neuen Anzugs, um zu zeigen, wie viel er gekostet hatte. Sein Aufstieg war brutal und raketengleich; innerhalb von zwei Jahren gehörte er zu den zwei Dutzend Bossen der »Mafiokratie«, die das russische organisierte Verbrechen weltweit
    kontrollierten. Im Ausland beschäftigte Lebeds Firma nur ehemalige KGB-Agenten, deren Fähigkeiten und
    Erfahrungen er nutzte, um internationale Verbrechen wie militärische Unternehmungen aufzuziehen.
    Lebed, der als tschetschenischer Bauernjunge in
    ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsen war, hatte Mitte der neunziger Jahre im Tschetschenienkrieg gegen die Russen gekämpft. Sein Ruhm war besiegelt, als es ihm gelang, seine Männer immer wieder zu neuen Angriffen zu motivieren, indem er ihnen immer wieder Braveheart vorführte, während die Russen sie Tag für Tag
    bombardierten. Er bemalte sich vor jedem Angriff sogar das Gesicht zur Hälfte blau. Nach dem Krieg hatte er andere Ideen, die alle um US-Dollar kreisten, und beschloss, sie in St. Petersburg zu verwirklichen.
    Einen großen Teil seines Geldes verdiente Lebed mit 14
    Waffenhandel, Erpressung und seinen zahlreichen als Nachtclubs getarnten Bordellen in Moskau und anderen Großstädten. Galerien, die er in ganz Osteuropa
    »aufgekauft« hatte, verkauften aus Kirchen und Museen gestohlene Ikonen. Er hatte auch Stützpunkte in den Vereinigten Staaten und sollte einen Deal vermittelt haben, hunderte Tonnen hochgiftige amerikanische
    Abfälle in seiner Heimat lagern zu lassen. Im Fernen Osten hatte er sogar eine Fluggesellschaft gekauft, nur um Heroin ohne bürokratische Formalitäten ausführen zu können. Nach Auskunft meiner Informanten hatte er mit solchen Aktivitäten binnen
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