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Nick aus der Flasche

Nick aus der Flasche

Titel: Nick aus der Flasche
Autoren: Monica Davis
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nicht mehr dieselbe Frau war wie damals. Sie könnte seine Großmutter sein und das verwirrte ihn immer noch, aber sie hatten sich wieder, nur das zählte.
    »Träume ich oder bin ich tot?«, wisperte sie.
    »Nein.« Niemals hatte er sich lebendiger gefühlt.
    Sie drückte ihn ein Stück von sich, um mit ihren Fingern über sein Gesicht zu fahren. »Diese Schmerzmittel verursachen Halluzinationen.«
    Nick schloss die Lider und drückte ihre Hand gegen seine Wange. »Ich bin wirklich hier.«
    »Wieso war ich so wütend auf Nelly?«, fragte sie.
    Die kleine Nelly … Ausgesehen hatte sie wie ein Engelchen, doch sie war ein richtiger Kobold gewesen und hatte die anderen Heimkinder ständig geärgert. »Weil sie dir die Ohrringe gestohlen hat, die ich dir zu Weihnachten geschenkt habe.«
    »U-und wo waren wir an unserem ersten Jahrestag?«
    Nick sah es vor sich, als wäre es gestern gewesen. »Wir haben ein Picknick im Central Park gemacht«, erwiderte er mit erstickter Stimme. »Und ein Eichhörnchen hat unsere Kekse stibitzt.« So viele Erinnerungen waren auf einen Schlag wieder da.
    »Du bist es«, sagte sie unter Tränen. »Du bist zurückgekommen.«
    »Ich war nie weg.« Er schluchzte auf und umarmte Emma erneut. Auch Julie weinte. Sie saß auf der anderen Seite des Bettes und schnäuzte sich in ein Papiertuch.
    »Aber wie kann das sein? Warum siehst du keinen Tag älter aus als damals, als du verschwunden bist?« Sanft fuhr sie ihm über den Kopf. »Nur deine Haare sind ein wenig länger.«
    Froh, dass sie so gefasst blieb, löste er sich von ihr. »Das ist kompliziert.«
    »Erkläre es mir.«
    Mit dem Handrücken wischte er sich über die Augen und zog ebenfalls einen Stuhl heran, mit dem er sich so dicht ans Bett setzte, dass er Emmas Hand halten konnte. »Ich bin …« Sollte er es wirklich aussprechen?
    Aufmunternd nickte sie ihm zu.
    »Ich bin ein Flaschengeist.«
    »Was?« Tiefe Falten erschienen auf ihrer Stirn.
    »Es stimmt«, meldete sich Julie zu Wort. »Nick war in der Flasche, die Sie mir geschenkt haben. Als ob Sie gespürt haben, dass er dort drin ist.«
    »In der Flasche?«
    Julie nickte. »Solomon war ein Zauberer.«
    Schweigen senkte sich wie Blei auf ihn herab. Er starrte Emma an, beobachtete jede ihrer Reaktionen. Er war so erleichtert, dass er sich ihr gezeigt hatte, doch jetzt hatte er Angst, sie würde ihm nicht glauben.
    Vorsichtig schüttelte sie den Kopf. »Solomon war ein Zauberer?«
    »Ein böser Magier«, sagte Nick. »Er hat Kinder gefangen und sie in Dschinns verwandelt. Damit hat er sein Geld verdient. Außerdem hat er einen Vergessenszauber auf mich gelegt. Ich konnte mich erst wieder an dich und mein Leben erinnern, als Julie mich aus der Flasche geholt hat.«
    »Erzähl mir bitte alles.« Emma schien äußerlich gefasst, doch ihre Stimme zitterte.
    Nick begann mit seiner Geschichte an dem Tag, als er sich von ihr verabschiedet hatte, um mit dem Bus nach Prince’s Bay zu fahren. Sie hörte ihm zu und sagte nichts. Einige grausame Details sparte er jedoch aus, um ihr nicht noch mehr Kummer zu bereiten.
    Julie übernahm an der Stelle, als Emma ihr die Flasche geschenkt hatte.
    »Daher haben Sie vielleicht gespürt, dass diese Flasche etwas ganz Besonderes ist«, sagte sie.
    Emma nickte. »Schon möglich.«
    Er atmete auf. »Dann glaubst du, was wir dir erzählen?«
    »Was gäbe es sonst für eine Lösung? Sofern ich akzeptiere, dass es Magie gibt, klingt alles logisch und ich habe endlich eine Erklärung dafür, warum Bill so verändert wirkte, nachdem er Mr. Solomon besucht hatte. Er muss auch ihn verzaubert haben, damit er nicht mehr weiter nachforscht.« Sie senkte den Blick. »Bill war mein Mann.«
    »Ich weiß«, antwortete er leise. »Ich war am Samstag dabei, als Julie dich besucht hat.«
    »Wo hattest du dich versteckt?«
    »In ihrer Tasche.«
    Emmas Brauen hoben sich.
    »Ich kann mich klein machen.« Er lächelte. »Und ich habe mich so gefreut, dass du noch meine Gitarre hattest.«
    »Ich hab immer gehofft, du kommst zurück.« Erneut fuhr sie ihm über das Gesicht und seufzte. »Ich kann es noch gar nicht glauben. Auch nicht, dass du dich klein machen kannst. Das musst du mir zeigen.«
    Nick schaute zur Tür. Er hörte Stimmen im Gang. »Das werde ich, aber gerade ist es zu riskant. Vielleicht kann ich etwas anderes versuchen.« Er ließ sich von Julie die Sonnenblume geben.
    Hoffentlich klappte es, denn er war so aufgeregt!
    Für Emma
, dachte er und stellte sich vor, die
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