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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman
Autoren: Kevin Maher
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Chauffeur. Ein gut aussehender Mann, dieser O’Culigeen. Steht da vor unserer Tür in seinem schwar zen Outfit und seinen schwarzen Lederhandschuhen wie Simon Templar von The Saint. O’Culigeen. Er sieht mich an, nennt mich einen großen Jungen und sagt, dass ich der perfekte Messdiener wäre, bevor er fragt, ob er meine Mam sprechen kann. Wie üblich sagt Mam, dass wir oben warten sollen, bis der Herr Pfarrer unser Problem gelöst hat, nur dass Dad diesmal mit quietschenden Reifen davongebraust ist. Also hocken Mam und O’Culigeen unten und trinken eimerweise Tee und essen jeder ungefähr zwanzig braune Scones, bevor er endlich zurückkommt.
    Vater O’Culigeen war nicht so gut wie Vater Lonnegan. Er rührte Dads Whiskey nicht an und lachte nicht annähernd so viel. Stattdessen war er sehr ernst und gab ihnen den Rundumschlag über Teenager, Hormone und körperliche Veränderungen. Als er weg war, sagten Mam und Dad Amen und kuschelten sich aufs Sofa.
    Mam und Maura Connell treffen sich auf eine Runde Keksetunken und beschließen, mir und Gary für den Rest des Sommers den Umgang mit Mozzo zu verbieten. Mam macht einen auf superernst und schleppt mich rüber zu Vater O’Culigeen, und genau da, in der Ecke des Kirchhofs, hinter dem Zaun und neben der Hintertür, wo die Särge reingetragen werden und die Jugendlichen bei der Messe am Samstagabend rumhängen, hält mich Mam an der Hand fest, und während ich auf das Becken mit dem Weihwasser starre, sieht sie in Vater O’Culigeens Augen und sagt ihm, dass ich Messdiener werden will. Tief in mir drin weiß ich, dass das falsch ist. Mam lügt einen Priester an, um aus mir einen guten Jungen zu machen. Sie will, dass aus mir eines von diesen kleinen Bubis am Altar wird, mit Schmollmündchen und dicken Topfschnitten, die sich immer zur rechten Zeit hinknien und verbeugen und die Rauchschleuder schwenken, wenn’s klingelt, und ihre Eltern in der ersten Reihe mächtig stolz machen, weil sie wie kleine Minipriester aussehen.
    O’Culigeen trägt noch immer seine schwarzen Chauffeurshandschuhe und legt mir zwei Finger unters Kinn, um meinen Kopf sanft zu heben, und nennt mich Mein Kind. Er sieht mich an, als würde er mich für eine Fotostrecke in der Bravo Girl in Betracht ziehen, und dann sagt er, dass es wirklich ein Jammer ist, aber dass sie mich derzeit nicht brauchen können. Dass sie gerade haufenweise Jungs in meinem Alter haben, die sich darum reißen, Messdiener zu werden. Aber dass, wenn ich nächstes Jahr wiederkomme, garantiert ein Platz für mich frei ist.
    Und bis dahin, Mein Kind, werde ich ein Auge auf dich haben.
    Er zwinkert Mam zu, und Mam zwinkert zurück, und mit diesem Zwinkern wollen sie, glaube ich, sagen, dass ich von jetzt an ein braver Junge sein werde, weil O’Culigeen, der Priester, ein Auge auf mich haben und persönlich dafür sorgen wird, dass ich nicht mehr in Schwierigkeiten gerate.
    Als wir von der Kirche nach Hause laufen, gibt Mam keinen Pieps von sich. Normalerweise ist sie nie so still. Normalerweise will sie zu tausend Dingen meine Meinung hören, sei es das Wetter oder die Ferien, die Typen, mit denen meine Schwestern Sarah und Siobhan rumhängen oder sogar solche Sachen wie ihre neue Frisur, die Farbe ihrer neuen A-Wear-Bluse oder die Form ihrer neuen Stretch-Jeans. Als würde sie supergerne mit mir reden. In dieser Hinsicht ist sie ziemlich cool. Sie gibt dir das Gefühl, dass das, was du sagst, das Wichtigste überhaupt ist. Aber heute sagt sie keinen Ton. Auf dem ganzen Nachhauseweg atmet sie immer wieder tief ein und seufzt andauernd.
    Und dann, gerade als wir an dem schmalen Törchen zur protestantischen Kirche auf der Bailiffscourt Road vorbeilaufen, spuckt sie es aus.
    Jim, Liebling, weißt du, was eine Periode ist?
    Noch bevor ich antworten kann, fügt sie hinzu: Und Masturbation? Und Geschlechtsverkehr?
    Sie sagt, dass sie mit Maura geredet hat und dass es ihr leidtut, mir so viele Fragen stellen zu müssen, aber sie hat noch nie einen Jungen erzogen und will sichergehen, dass aus mir kein Kissenficker wird. Sie sagt natürlich nicht wirklich Kissenficker, aber sie sagt, dass sie will, dass ich gute Erfahrungen mit Mädchen mache, und genau dasselbe hat Garys Mam ihm auch gesagt. Ich sage ihr, dass sie sich über den ganzen Kram keine Sorgen machen soll. Ich sage ihr, dass mir Fiona vor ein paar Jahren alles erklärt hat.
    Ach, hat sie das?, sagt Mam, froh darüber, dass sie nicht laut über meinen Pimmel reden muss,
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