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Nibelungen 07 - Das Zauberband

Nibelungen 07 - Das Zauberband

Titel: Nibelungen 07 - Das Zauberband
Autoren: Jana Held
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Weile meine Gäste und laßt mich alle Eure Wünsche wissen.«
    Brunhild verneigte sich. »Ihr seid sehr liebenswürdig. Aber ich glaube, mein Begleiter und ich werden nun wieder aufbrechen. Wir haben Eure Gastfreundschaft lange genug in Anspruch genommen! Wir haben uns gestärkt und ausgeruht und werden nun unseren Kampf wieder aufnehmen. Es wäre falsch, noch länger zu bleiben.«
    »Wie Ihr wollt, nur…« Der Fremde zögerte einen Augenblick. »Ich ließ für Euch ein Mahl anrichten, und heute abend wird Euch zu Ehren ein Ball stattfinden. Es wäre bedauerlich, wenn Ihr sofort wieder abreisen würdet!«
    »Versteht, mein Begleiter«, Brunhild deutete auf Norwin, »und ich haben es sehr eilig! Es ist wichtig, daß wir nicht zu spät kommen.«
    »Eilig hat es nur der, der den Tod sucht«, sagte der Craiach leise. »Der, der leben will, kann gelassen warten, was geschieht, denn alles geschieht zu seiner Zeit. Doch ich will Euch nicht aufhalten.« Er wandte sich um, blieb aber dann wieder stehen. »Vielleicht habt Ihr jedoch noch Muße genug, um mit mir einen kurzen Spaziergang durch meinen Garten zu machen, bis meine Diener für Eure Abreise alles gerichtet haben, was Ihr benötigt.«
    Brunhild erinnerte sich an die Blütenpracht, die sie vom Fenster aus gesehen hatte. Der Kampf gegen Inmee und die Wölfin schien ihr plötzlich sehr weit fort zu sein. Die warme, tiefe Stimme des Mannes ließ sie nicht los. Ihr war, als habe sie lange nichts wirklich Schönes mehr gesehen, und dieser Garten und auch die Nähe dieses Mannes taten ihr sehr gut. Sie warf einen raschen Blick zu Norwin, der ihr leicht zunickte, als hätte er ihre Gedanken erraten.
    »Einverstanden«, sagte sie. »Aber nur, wenn es nicht zu lange dauert!«
    »Gewiß, Hüterin.« Der Fremde reichte ihr seinen Arm. »Ich gebe Euch mein Wort, daß Eure Wünsche mir ein Befehl sind!«
    Brunhild legte ihre Hand auf den dargebotenen Arm und schaute auf. Norwin schaute sie an. Auf seiner Stirn hatte sich eine steile Sorgenfalte gebildet.
    »Norwin!« sagte sie und lächelte ihm zu. »Es wäre mir lieb, wenn Ihr uns begleiten könntet.«
    Der Krieger neigte das Haupt. »Wo immer Ihr hingeht, ich werde Euch folgen, Hüterin!«

10. KAPITEL
    runhild ließ das duftende Wasser immer wieder über ihre Haut fließen. Das Wasser war angenehm warm und roch nach frischen Rosen. Eine junge Dienerin stand hinter ihr und frisierte ihr das kurze Haar so gut es ging. Auf einen Wink hin ließ die junge Frau von ihr ab und verschwand hinter einem seidenen Vorhang. Brunhild war alleine in dem prächtigen Bad und streckte sich aus. Sie legte den Kopf an den Rand des Beckens und betrachtete das Deckengemälde.
    Für einen Tag lang hatte sie alles um sich vergessen. Sie hatte mit dem Craiach einen langen Spaziergang durch seinen Garten gemacht, hatte an Blumen gerochen und Bienen bei ihrer Arbeit zugeschaut. Der Waldkönig hatte ihr eine kleine Spinne gezeigt, die ihr Netz jeden Morgen aufs neue spann, und ein Igelpaar, das in einem kleinen Bau aus herabgefallenen Ästen lebte.
    Sie hatte mit ihm gescherzt und gelacht und hatte sich lange nicht so frei und leicht gefühlt. In seiner Gegenwart schien die Zeit anders zu gehen, denn ehe Brunhild sich versah, war es Abend geworden. Norwin hatte sich ein paar Mal hinter ihr geräuspert, und einmal hatte er sie deutlich an ihre Worte eines baldigen Aufbruchs erinnert, doch Brunhild wollte nicht gehen. Sie genoß die Gesellschaft des Waldkönigs, selbst wenn er wirklich nur ein Magier sein sollte. Es gefiel ihr in diesem Garten. Sie seufzte.
    »Herrin?«
    »Ja?« Brunhild setzte sich in dem Bad auf. Die junge Dienerin war zurückgekehrt. Über dem Arm trug sie ein weißes Gewand; es schimmerte seidig, und an seinem Kragen glomm ein dunkler Smaragd.
    »Der Craiach schickt mich zu Euch, dieses Gewand für den Abend zu bringen. Er hofft, daß es zu Eurer Zufriedenheit ist.«
    »Danke«, sagte Brunhild. »Legt es dort über den Stuhl.«
    Die Dienerin gehorchte. »Ich werde Eure alte Kleidung mitnehmen, Herrin«, sagte die junge Frau und bückte sich.
    Brunhild betrachtete gedankenverloren das Kleid. Der Smaragd hatte die gleiche Farbe wie die Bäume in dem Garten, durch den sie den ganzen Tag spaziert war. Sie spürte, wie die Erinnerung an die Stunden mit dem Craiach sie erfreuten. Einmal hatte der Mann ihre Hand berührt, als er ihr eine der wilden Blumen zeigen wollte. Brunhild freute sich auf den Ball, ihr Herz konnte es kaum erwarten, den
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