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Nextopia

Nextopia

Titel: Nextopia
Autoren: Micael Dahlén
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verbreiten. Endlich bestätigten sich die Gerüchte, die seit 2007 zirkulierten, als Jobs auf ähnliche Weise das iPhone vorgestellt und öffentlich erklärt hatte, das sei erst der Anfang.
    Innerhalb von zwei Monaten hält das iPad Einzug in den Wortschatz des Durchschnittsamerikaners (und des mit ihm verbundenen Weltbürgers) und ergibt über 75 Millionen Treffer bei Google. In dem Moment, da das Produkteinführungsdatum 31. März an diesem kühlen Januarmorgen über Steve Jobs’ Lippen kommt, ist das iPad ebenso greifbar wie jedes andere Produkt auf dem Markt, greifbarer sogar als sämtliche anderen Produkte, die Apple bereits hervorgebracht hat. Noch greifbarer als all die Laptops und Smartphones, die Menschen auf aller Welt in ihren Händen und Taschen haben.
    So greifbar, dass mit Erreichen des Vorbestellungsdatums für die USA am 19. März, zwölf Tage vor der eigentlichen Einführung, sämtliche Server zusammenbrechen, weil Hunderttausende 499 Dollar für ein Produkt bezahlen, das sie weder gesehen noch ausprobiert haben, ein Produkt, das noch nicht existiert. Ein Produkt, das augenblicklich Gebote in zehnfacher Höhe des Kaufpreises bei eBay und anderen Auktionsplattformen weltweit auslöst. Ein Produkt, das die Nachfrage in Hysterie verwandelt, als Apple einen Monat später die Markteinführung in Europa um einige Wochen verschiebt und stattdessen Vorbestellungen entgegennimmt. Schon nach kurzer Zeit gehen die Verkaufszahlen für das noch nicht erhältliche iPad in die Millionen.
    Mit dem iPad wiederholt sich die moderne Geschichte.
    Erinnern Sie sich noch an jenen anderen Morgen mit Steve Jobs nur drei Jahre zuvor, als er gleichermaßen gemächlich zur Sache kommt? Doch um 9.43 Uhr ist der Augenblick für die große Neuigkeit dieses und der folgenden Tage erreicht. Steve Jobs präsentiert »einen iPod, ein Telefon, ein mobiles Internet-Kommunikationsgerät … Es handelt sich NICHT um drei verschiedene Geräte. Und wir nennen es iPhone«.
    Wow. Im Mai 2007, zwei Monate vor der Einführung, führt eine führende Zeitschrift für Verbrauchertechnologie eine Umfrage unter amerikanischen Kunden durch und stellt fest, dass das iPhone das bestbewertete Mobiltelefon ist. Die Verbraucher geben dem iPhone bessere Noten als den Geräten, die sie bereits besitzen. Noch vor dem Juni berichtet der zentrale Vertrieb von Apple über mehr als 1 Million Produktanfragen. Gleichzeitig hat sich der Aktienpreis im Laufe des Jahres mehr als verdoppelt. Schließlich wird am 29. Juni, einem schwülen Freitagabend, in New York City das begehrteste Handy der Welt eingeführt. Die ersten Exemplare sind sofort ausverkauft (es werden Maßnahmen ergriffen, um Hamster- und Wiederverkäufe zu vermeiden). Die Welt verlangt lauthals nach mehr iPhones zu 599 Dollar das Stück. Zwei Monate später, am 5. September, senkt Apple den Preis auf 399 Dollar.
    Die Geschichte des iPads und des iPhones könnten einem wie Märchen oder wenigstens wie außergewöhnliche Ereignisse vorkommen. Und es war einmal vor langer Zeit, da wären sie zu seltsam gewesen, um wahr zu sein. Heute werden sie jedoch von zahlreichen weiteren Geschichten und Ereignissen in den Schatten gestellt, die man im letzten Jahrhundert als »außergewöhnlich« bezeichnet hätte.
    Apple spielt besser mit Erwartungen als jeder andere Technologiehersteller. Durch extreme Verschwiegenheit im Hinblick auf künftige Projekte und die Herausgabe kleiner Informations- und Fehlinformationshäppchen schraubt Apple die Erwartungen ins Unermessliche hoch. So hoch, dass viele bei der Einführung der tatsächlichen Geräte Enttäuschung empfinden. Solange das Gerät nur in Nextopia existiert, macht es alles, was man sich wünscht. Wenn es dann auf den Markt kommt, kann es nur enttäuschen.
    Aber dann beginnt Apple mit dem nächsten Erwartungsspiel: Wann ist das iPad oder iPhone endlich zu haben? In einer Abfolge von langen Wartezeiten, Vorbestellungen, begrenzten Lieferungen und ausverkauften Geschäften schießen die Erwartungen wieder in die Höhe. Und wenn Sie das Gerät dann endlich in Händen halten und ihm gängige Funktionen wie 3G, MMS oder ein Kalender fehlen, macht Apple es noch einmal: »Warten Sie einfach auf unser nächstes Update, das enthält alles, was Sie sich wünschen. Wir müssen es bloß perfekt machen.«
    Das Rezept: erst ein legendäres Gerücht, dann unmöglich zu kriegen und schließlich nur ein Update von der Perfektion entfernt. Wiederholung. Hervorragendes
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