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NeuGier

NeuGier

Titel: NeuGier
Autoren: Alexa McNight
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das Zuschlagen einer Autotür.
    Da er nach zwei Stunden noch nicht da war, machte sie einen Haken an die erste Maschine und fuhr nach Downtown, um Wein, etwas zum Knabbern und Frühstück für den kommenden Morgen zu kaufen. Immerhin brachte sie damit eine weitere Stunde hinter sich. Blieben nur noch zwei bis zur endgültigen Gewissheit.
    Zuerst saß sie auf der Veranda und beobachtete die Surfer, die die Wellen des Pazifiks heute bei optimalen Windverhältnissen ritten. Als die Sonne sank, flaute auch der Wind ab und sie paddelten nach und nach an den Strand, wo die ersten Feuer angezündet wurden. Der Duft von Gegrilltem vermischte sich mit dem des Salzwassers.
    Kate öffnete eine Flasche Wein und eine Tüte Salzbrezeln, kaute aber nur appetitlos auf dem Gebäck herum. Zwar meldete ihr Magen einen gewissen Hunger an, doch ihre Kehle schien zu eng, als dass sie etwas essen konnte, ohne es hinunterwürgen zu müssen.
    Ab dem Anbruch der letzten Stunde nahm die Ruhelosigkeit sie vollends in Besitz, trieb ihren Puls und Herzschlag an. Auf der Veranda hielt sie es nicht länger aus und ging die Holzstufen hinunter zu der Stelle am Strand, an der Jackson und sie gesessen hatten. Ihr Blick heftete sich auf das Meer, das malerisch im letzten Tageslicht lag. Heute wirkte es seltsam tragisch auf sie und vermittelte ihr ein Gefühl endloser Einsamkeit.
    Mehr als einmal vernahm sie hinter sich Schritte im Sand, hörte Jacksons Stimme und wandte sich um – bereits ahnend, dass das sich ihr bietende Bild das Gleiche war: Das Haus und ihre eigenen Fußspuren im Sand.
    Als ihr Handy klingelte, erschrak sie und fummelte es hervor. Es war Jill, die anrief.
    »Hey, wo treibst du dich rum?«, erkundigte sich die Freundin. »Ich stehe vor deiner Tür.«
    Kate lehnte die Stirn auf ein Knie und malte mit der freien Hand Kringel in den Sand. »Ich bin in Santa Cruz.«
    »Oh … Dann will ich nicht stören. Ich wünsch euch viel …«
    »Er ist noch nicht da.«
    »Oh!«, machte sie wieder, diesmal jedoch anders betont. »Ist er nicht? Wieso nicht?«
    »Ich hab ihm eine Art Ultimatum gesetzt. Ich weiß nicht, ob er kommt.«
    »Hm!« Offenbar leitete Jill ihre Sätze heute gern einsilbig ein. »Das ist mutig. Aber manche Männer wollen zu ihrem Glück gezwungen werden … Vielleicht ist er einer von denen. Na gut, Süße«, zwitscherte sie. »Dann mach dich mal locker. Er wird schon kommen. Er wäre ein Idiot, es nicht zu tun.«
    Nachdem sie aufgelegt hatten, malte Kate weiter im Sand. Erst das Dröhnen eines Flugzeugs ließ sie den Kopf heben.
    Hier kam die Maschine aus San Francisco, sagte sie sich und hielt die rot blinkenden Lichter so lange wie möglich im Blick. Nun ging es lediglich um Minuten, um nicht mehr als dreißig.
    Dreißig Minuten vergingen. Inzwischen war es völlig dunkel – von den Lichtkreisen um den Mond und den Feuern zu Kates Rechten abgesehen. Der Wein war zur Hälfte getrunken. Kate schenkte sich abermals ein und leerte das Glas in einer weiteren Stunde. Alle fünf Minuten kontrollierte sie ihr Handy, doch es zeigte ihr keine neue Nachricht.
    Vielleicht war Jackson am Flughafen aufgehalten worden?, überlegte sie. Aber was konnte einen auf einem so kurzen Inlandsflug, für den nicht einmal Gepäck eingecheckt wurde, schon aufhalten?
    Hatte er ihre SMS nicht bekommen?
    War ihm in der vergangenen Woche etwas zugestoßen? Ein Unglück auf einer seiner Baustellen? Ein Autounfall?
    Beim Gedanken daran spürte sie Panik in sich aufsteigen, die jedoch von einer letzten, nüchternen Erwägung verdrängt wurde:
    War er so grausam?
    War sie ihm so egal?
    Kate hob das Glas an die Lippen, doch setzte es, von einem plötzlichen Ekel erfasst, wieder ab, betrachtete die dunkle Flüssigkeit darin und kippte sie aus. Danach drehte sie die Flasche um und ließ den verbliebenen Inhalt in den Sand sickern. Von einer lähmenden Gleichgültigkeit erfasst, zwang sie sich aufzustehen. Sie warf die Flasche ins Meer, sah sie in der Dunkelheit verschwinden, noch bevor sie sie in die Wellen platschen hörte.
    Mit jedem Schritt zum Haus wurden ihre Füße schwerer. An der Treppe angelangt, schienen unsichtbare Bleikugeln daran zu hängen, die es ihr schier unmöglich machen wollten, die Stufen hinaufzugehen. Sie wollte nicht mehr in dieses Haus, in dessen Wänden sie nur sich und Jackson sah, und doch wollte sie bloß noch ins Bett und schlafen – beginnen zu vergessen.
    Im Schlafzimmer überrollten sie die Erinnerungen in geballter Form.
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