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NeuGier

NeuGier

Titel: NeuGier
Autoren: Alexa McNight
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würde er es bedauern, egal wie richtig und wichtig es ihm für den Moment, aber unter dem Einfluss von nicht wenig Alkohol, erschien.
    »Jackson?«, fragte sie jetzt. Ein seltsamer Ton lag in ihrer Stimme. War das Wehmut?
    Meine Süße!, dachte er. Du fehlst mir heute so sehr, dass ich lauter Blödsinn tue und denke.
    »Jackson, ich weiß, dass du es bist!«, sagte sie. »Niemand sonst würde mich um drei Uhr nachts anrufen … und seine Nummer verstecken. Also sprich mit mir! Bitte!«
    Ich kann nicht, antwortete er ihr im Stillen, hielt sogar den Atem an und kniff die Augen fester zu. Ich will, aber ich kann nicht.
    »Bitte«, flüsterte Kate.
    Langsam ließ Jackson seinen Atem aus der Lunge. Bonne nuit, petite lapin!
    ***
    Am Samstagmittag wurde Jackson vom Klingeln seines Handys geweckt. Er lag noch auf der Couch und hatte vergessen, das Ding auszuschalten. Träge rollte er sich herum, tastete in die Richtung, aus der das Geräusch kam, und blinzelte gegen das grelle Tageslicht. Ein verschwommener Blick auf das Display sagte ihm, dass Kate anrief. Kurz überlegte er, ihren Anruf zu ignorieren, meldete sich dann aber doch.
    Sie sparte sich die Begrüßung. »Wolltest du etwas Bestimmtes letzte Nacht?«
    Er hatte es ja gewusst, dass er sich ärgern würde. Zum Glück hatte er nichts gesagt. Er stellte sich ahnungslos. »Gestern Nacht?«
    »Ach Jackson, komm schon!« Kate klang ungehalten. »Das warst du, also versuch nicht, dich da rauszureden.«
    Er räusperte sich und setzte sich auf. »Tut mir leid, aber ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    »Das ist feige«, schnaubte sie. »So feige wie …«
    »Wie was?«
    »Deine Unehrlichkeit.«
    Hielt sie ihn für unehrlich, weil er sich eine Ausrede für den Freitag gesucht hatte oder weil er es sich verbot, sie zu treffen?
    »Kate …«, hob er an, doch sie unterbrach ihn.
    »Sag mir, dass wir uns am nächsten Freitag sehen.«
    Er nahm ein Kissen und legte seinen Kopf hinein. Furchtbar dringend brauchte er eine Kopfschmerztablette und eine kalte Dusche… und dann noch einmal so viel Schlaf.
    »Oder sag mir, dass du mich nicht mehr sehen möchtest.«
    Das eine wollte er ihr nicht sagen und das andere konnte er nicht. »Das kann ich nicht.«
    »Warum nicht? Es ist ganz einfach.«
    »Ich kann doch heute noch nicht sagen, ob ich nächsten Freitag Zeit habe«, log er und ging bewusst nur auf den ersten Teil ihrer Aufforderung ein. Dass sie ihm seine Antwort abkaufte, stellte er dennoch in Frage. Ein Mangel an Zeit war nie Thema gewesen. Sonst hatte er sich die Zeit für sie genommen. »Ich schreibe dir nächste Woche, okay?«
    »Okay«, entgegnete sie nach einigen Sekunden des Schweigens.
    Nachdem das Gespräch beendet war, fiel Jackson zurück auf die Couch und zog sich das Kissen übers Gesicht.

Neunzehn
    Zwei Wochen und drei Stunden war es her, dass sie sich auf den Weg nach Santa Cruz gemacht hatte, überlegte Kate, als sie in den Waldweg einbog. So wunderbar der eine Tag und die beiden Nächte mit Jackson gewesen waren, so grausam war jede Stunde seither.
    Natürlich hatte er nicht geschrieben. Die Nachricht, in der er ihr für heute abgesagt hatte, weil er seinem Bruder angeblich beim Umzug helfen musste, zählte für sie nicht. Diese Nachricht hatte nichts von dem Jackson, den sie kannte und … mochte.
    Mehr mochte, als es gut für sie war.
    Als sie Henry vor dem Haus erblickte, stiegen Tränen in ihre Augen. Im schwindenden Tageslicht strich er die Veranda mit einem Öl, wobei sie ihm morgen helfen würde. Aber sie wollte nicht. Wollte nicht streichen. Wollte nicht in seiner Nähe sein. Wollte nicht hier sein. Sondern bei Jackson.
    Henry begrüßte sie mit einem Kuss.
    »Geht’s dir gut?«, fragte er und strich über ihre Wange.
    Die Tränen, die sie fortgeblinzelt hatte, kämpften sich von Neuem hoch.
    Er betrachtete sie aufmerksam. »Sag schon, was ist los?«
    Kate schüttelte den Kopf und schob sich an ihm vorbei. »Gar nichts«, presste sie hervor und ging über das Brett, das er zum Schutz über die Stufen gelegt hatte.
    Im Haus wusste sie nicht, wohin sie sollte. In der Küche kam sie sich ebenso verloren vor, wie im Wohnzimmer, und beim Gedanken an ihr tristes Schlafzimmer steigerte sich ihre Verlorenheit in Verzweiflung. Sie hatte das Gefühl, als läge ein Betonblock auf ihrer Brust, als sei sie in Seile geschnürt, die sie davon abhielten, sich zu bewegen, zu leben.
    So stand sie eine Weile am Panoramafenster des Wohnzimmers und starrte in den Garten.
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