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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn
Autoren: Susanna Ernst
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Sie ist in meinen Augen eine der besten Schauspielerinnen derzeit, wenn auch nicht unbedingt eine der berühmtesten. Aber was hat das eine schon mit dem anderen zu tun?
    Nein, mit Sarah verbindet man keine dubiosen Gerüchte oder schmutzigen Schlagzeilen – und sie scheint es auch nicht zu interessieren, dass diese Tatsache ihrer Berühmtheit einen Abbruch tun könnte. In regelmäßigen Abständen erscheinen ein paar hübsche Bilder von ihr in den seriöseren Magazinen. Kurze Interviews werden abgedruckt, und in den dazugehörigen Artikeln lobt man die Natürlichkeit der gebürtigen Engländerin immer wieder. Sie lebt seit Jahren in einer offenbar intakten Beziehung mit Daniel Johnson, seinerseits ebenfalls ein großartiger Schauspieler und der Vater ihrer kleinen Tochter. Sarah leistet sich keinerlei Skandale und ist für die Presse das berühmte nette Mädchen von nebenan. Eindeutig keine Seriendarstellerin, sondern ein gestandener Filmstar, der in einer komplett anderen Liga spielt als wir.
    Zu denken, Sarah Pace würde das Skript zu Randys Serie auch nur durchblättern, geschweige denn die Rolle der
Lea
annehmen und sich somit auf Jahre für eine Fernsehproduktion binden lassen, ist also absolut utopisch.
    Jemand muss ihm das sagen.
    »Randy …«, beginne ich erneut, noch immer nach den richtigen Worten suchend. Es ist nicht leicht, Randy von einem bereits gefassten Entschluss abzuhalten. Um nicht zu sagen, so gut wie unmöglich.
    Sein Grinsen wird nur noch breiter, als er bemerkt, wie sehr ich mich winde. »Was?«, fragt er und funkelt mich durch seine runden Brillengläser an. »Willst du mir erzählen, dass sie ablehnen wird? Oder dass ich vermutlich nicht einmal eine Absage erhalten werde? Dass ›Lass dich bloß nicht auf Serien ein‹ das oberste Gebot für Schauspieler ist, die es einmal ins Filmgeschäft geschafft haben?« Er zieht die Augenbrauen hoch.
    Seine klare Sicht verwirrt mich. Ich erwidere den herausfordernden Blick mit zusammengekniffenen Augen.
Was …?
    Randy winkt Mario heran, steckt ihm einen Geldschein zu, der vermutlich drei unserer Rechnungen begleichen würde, und klopft unserem Lieblingsitaliener wohlwollend auf die Schulter, während der sich überschwenglich bedankt, schnell abräumt und dann das Weite sucht. Als er außer Hörweite ist, beugt sich Randy verschwörerisch über den kleinen Tisch und zwinkert mir zu. »Ich sage dir was, Ben, du irrst dich! Ich habe Sarahs Zusage bereits.«
    Meine Kinnlade klappt herab.
    »Jepp, da kannst du gucken wie ein Goldfisch«, freut sich Randy. »Gestern Abend, als Marc und ich aus dem Club kamen, hatte ich ihre E-Mail. Deshalb auch mein Anruf. Hättest du das Skript gestern schon gelesen, hätte ich dich auch gestern schon wegen
Ron
gefragt und dir die Neuigkeiten dann unterbreitet. Sarah ist begeistert und hat keinen Augenblick gezögert. Sie sagte, sie hätte alle drei Folgen am Stück durchgelesen.«
    »Ich auch!«, wispere ich wie in Trance.
    »Gut!« Randy strahlt und erhebt sich in einer der ruckartigen Bewegungen, die so typisch für ihn sind.
    »
Gut
ist wie ein Genickschuss«, gebe ich – noch immer total verdutzt – seine Worte von zuvor wieder.
    Er lacht und schüttelt den Kopf. »In diesem Fall nicht, Benny-Boy. Du wirst schon bald neben Sarah Pace vor meiner Kamera stehen. Und jetzt komm! In meinem Wagen liegt der Vertrag, und Marc erwartet mich zu Hause.«
    Wie auf Kommando pfeife ich nach Jack, ergreife seine Leine und trotte hinter Randy aus dem Restaurant.
    Ich bin noch immer wie benommen, als wir seinen Ford Mustang erreichen, auf dessen Dach ich den Vertrag ungelesen unterzeichne. Randy würde mich nie übers Ohr hauen. »Wie lange?«, frage ich lediglich.
    »Zweimal dreizehn Folgen. Die erste Staffel fest, die zweite nur bei entsprechender Nachfrage, sprich Einschaltquote.«
    Mit einer Wegwerfbewegung zeigt er mir, wie sehr ihn diese Klausel beeindruckt. Ich nicke und setze meinen Namen auf die letzte der achtundfünfzig Seiten.
    »Nur noch eine Frage!«, kündige ich an, als ich Randy den Kugelschreiber zurückgebe. »Warum hast du mich dieses Mal so spät eingeweiht? Wie lange planst du das Ganze schon? Bin ich sonst nicht immer der Erste, den du mit neuen Ideen konfrontierst?«
    Randy lacht. »Erstens, du solltest dich noch einmal gründlich mit dem kleinen Einmaleins auseinandersetzen, mein Freund. Das waren
drei
Fragen. Aber du hast recht, ich plane das bereits ziemlich lange. Im letzten Juni kam mir die Grundidee.
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