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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn
Autoren: Susanna Ernst
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schien sich nur noch um sie zu drehen.
    Sie schüttelte allen Mitarbeitern, einschließlich der verdutzten Kabelträger, die Hände, stellte sich immer wieder mit ihrem vollständigen Namen vor und betonte mehrfach, wie sehr sie sich auf die gemeinsame Arbeit freue. Ich beobachtete ihre Ankunft eine Weile lang im Schutz einer Kulissenwand. Als ich endlich aus dem Schatten meines Verstecks trat, entdeckte mich Sarah sofort. »Ben, da bist du ja!«, rief sie und strahlte mich an, als würden wir uns schon ewig kennen. Noch ehe ich ihr die Hand zur Begrüßung reichen konnte, reckte sie sich auf die Zehenspitzen und umarmte mich.
    Das ist die Art von Überschwenglichkeit, die für unser Business so typisch ist und mit der ich normalerweise nichts anfangen kann. Sarah allerdings hätte ich die euphorische Geste beinahe abgekauft.
    Ein weiterer Beweis dafür, wie gut sie wirklich ist – und wie fehlplatziert. 
    Das gesamte Team steht mittlerweile um den kleinen Bildschirm herum, auf dem gerade eine Großaufnahme unserer sich streichelnden Hände gezeigt wird. Ich muss mich zusammenreißen, um den Blick nicht abzuwenden. Mich selbst zu sehen fällt mir wesentlich schwerer, als die Szene vor den Kameras zu spielen. Aber hey, mit ein wenig Abstand betrachtet sind die Aufnahmen wirklich gut. Richtig gut sogar.
    Bei Randys Gespür für Schnitt, Licht und Musik könnte etwas Großartiges daraus entstehen. Zufrieden dreht sich Sarah zu mir um – vermutlich, um meine Reaktion zu beobachten.
    »Alles klar?«, flüstert sie. Als ich nicke, bleibt ihr Blick noch eine Weile skeptisch; nur langsam kehrt das zufriedene Lächeln zurück. »Gut, nicht wahr?« Ich nicke weiter, sie lacht.
    Gemeinsam sehen wir uns jede Kamera-Perspektive der letzten Aufnahme an. Die Anspannung, die wenige Stunden zuvor noch das neue Set beherrscht hatte, ist mittlerweile zufriedener Erleichterung gewichen. Sogar Randy wirkt ausnahmsweise mal entspannt.
    »Perfekt! Sie harmonieren perfekt miteinander«, murmelt er immer wieder vor sich hin, als stünden wir nicht unmittelbar neben ihm. Dann wendet er sich Sarah und mir zu. »Gut, ich schätze, wir haben eine Nachtschicht vor uns. Mit all dem Stoff, den wir heute schon von euch abgedreht haben, schwimmen wir nun in Hausaufgaben. Vielen Dank auch!«
    Er grinst breit und zwinkert Sarah, die ihm die Zunge herausstreckt, zu.
    »Nein wirklich, das ist schon eine Menge Material zum Schneiden. Also los, Feierabend!« Randy lacht, als er in unsere ungläubigen Gesichter blickt. »Ich meine es ernst. Raus mit euch! Es werden gewiss noch andere Tage kommen, aber für heute sind wir fertig. Nun ja,
ihr
seid fertig. Du hingegen …« Er klopft Pete auf die Schultern und streift ihm die Kopfhörer von den Ohren, »… hast dir für einen frühen Feierabend definitiv den falschen Job ausgesucht. Aber tröste dich, ich auch. Verdammt noch mal, ich auch! Also, ich will absolut sanfte Übergänge. Oh, und kann mir bitte jemand eine große Thunfisch-Pizza bestellen? Maggie, würdest du das tun? Extra viel Käse! … Pete, lass uns direkt versuchen, wie die Aufnahmen mit den übersteuerten Farben wirken, ja?«
    Schon sind die beiden Männer auf halbem Wege zu dem Schnittraum. Auch die Traube der anderen Crew-Mitglieder löst sich auf. Sarah und ich bleiben als Einzige vor dem Bildschirm zurück und blicken Randy hinterher. Sarah weiß scheinbar nicht so recht, was sie von dem aufgedrehten Typ halten soll, der nun auch ihr Regisseur ist. Manchmal wirkt er fast manisch.
    »Das hat heute wirklich Spaß gemacht, aber ist der immer so?«, fragt sie, als Randy und Pete außer Hörweite sind.
    »Ähm … ja«, erwidere ich und versuche mich an einem vorsichtigen Lächeln, das sich jedoch nach wie vor seltsam verkrampft anfühlt. »Okay«, erwidert Sarah und zuckt mit den Schultern. »Dann wird es wenigstens nicht langweilig.«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Also dann, schönen Abend noch«, sagt sie und wendet sich ab.
    Die Worte schlüpfen über meine Lippen, bevor ich ihnen einen bewussten Gedanken geschenkt habe: »Ihnen auch, Misses Pace!«
    Sarah wirbelt so schnell herum, dass ihre rötlichen Locken dabei zu hüpfen scheinen. »Misses Pace?«, wiederholt sie mit gerunzelter Stirn.
    Misses Pace? Verdammt, Ben, du Idiot!
    Mit verdutztem Gesichtsausdruck geht sie einige Schritte auf mich zu. Die in die Hüften gestemmten Hände unterstreichen ihre Empörung.
    »Na, jetzt hör aber mal! So wie es aussieht, werde ich von nun an
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