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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
Autoren: Brian Lumley
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hundertprozentig gewiss, dass er weit mehr war als nur ein gewöhnliches Baby. Und wenn seine blauen Augen jenen entrückten Ausdruck annahmen, den man bislang nur von seinem Vater kannte, wussten sie, dass er mit der Großen Mehrheit in Kontakt stand, die niemand außer ihm und Harry Keogh zu hören, geschweige denn mit ihr zu reden vermochte ...
    Jedes Mal, wenn der Necroscope morgens aufstand, ging ihm dies durch den Kopf, und nicht anders als Brenda dachte er an die Zeit, als alles ganz anders und er noch ein anderer gewesen war. Es fiel ihm nicht schwer, sich daran zu erinnern, denn in seinen Träumen war er immer noch jener andere. Zur Hölle, er war jener Mensch, selbst wenn er wach war! Allerdings nur im Innern, in seinem Geist sozusagen. Von außen dagegen – was Harrys Körper, Gesicht, seine gesamte äußere Erscheinung und vor allem sein Spiegelbild anging – war er jemand anders. Ein Mann namens Alec Kyle. Und daran musste er sich erst einmal gewöhnen.
    Wahrscheinlich klammerte er sich deshalb so verzweifelt an seine Träume und ließ nur ungern von ihnen los – weil sie eine Art Wunscherfüllung bedeuteten und ihn an einen Ort und in eine Zeit versetzten, in der die Welt anders und auch der Necroscope ein anderer gewesen war, nämlich er selbst.
    Auch an diesem Morgen war es nicht anders, zumindest hätte es so sein sollen ...
    Für manche, besonders wenn man sehr jung ist, bedeutet jeder neue Tag einen Neuanfang – den ersten Tag vom Rest ihres Lebens. Harry hatte zwar schon so einiges erlebt, dennoch war er mit seinen einundzwanzig Jahren noch immer sehr jung. Sein Körper allerdings – Alec Kyles Körper – war zehn Jahre älter. Und da Harry wusste, was ihn erwartete, wenn er aufwachte, versuchte er diesen Moment so lange wie möglich hinauszuzögern. Nicht dass er deswegen Selbstmordgedanken hegte. Die Tatsache, dass er sich nun in einem fremden, älteren Körper befand, weckte in ihm noch lange keine Todessehnsucht (wenn sich jemand nach dem Tod sehnte, dann bestimmt nicht der Necroscope Harry Keogh, der ja aus erster Hand wusste, was es hieß, tot zu sein, und wie es sich anfühlen musste, keinen Körper mehr zu haben). Es ließ ihn lediglich einen gewissen Widerwillen gegenüber dem Leben empfinden und es sicherer erscheinen, zu schlafen und einfach zu träumen ...
    ... Nun, manchmal wenigstens. Es hing wohl davon ab, wovon er so träumte. Zurzeit hatte er einen ständig wiederkehrenden Traum aus seinem früheren Leben, in dem er sich wie der sprichwörtliche Ertrinkende an die letzten Strohhalme klammerte, die ihn mit seiner Vergangenheit verbanden, nur um festzustellen, dass diese sich mit Wasser vollsogen und ihm, so sehr er sich auch anstrengen mochte, einer nach dem anderen entglitten. Jeder Strohhalm entsprach einer Begebenheit aus dem Leben, das er einst geführt hatte, dem chronologischen Ablauf seiner ach-so-sonderbaren Abenteuer. Und nicht anders als ein Ertrinkender, der dem unausweichlichen Tod ins Auge blickt, sah der Necroscope die Ereignisse im Traum mit der schon beinahe lächerlich wirkenden Geschwindigkeit eines zerkratzten, schlecht bearbeiteten Schwarz-Weiß-Films an sich vorüberziehen.
    Seine Kindheit in Harden an der Nordostküste Englands, wo er mit den Kindern der Minenarbeiter zur Schule gegangen war. Wie er sich immer mehr aus der profanen Welt der Lebenden zurückgezogen und schließlich fast nur noch mit der Großen Mehrheit verkehrt hatte, bis Sir Keenan Gormley, der damalige Leiter des E-Dezernats, hinter sein Geheimnis gekommen war. Im Anschluss daran war er in »die wirkliche Welt« zurückgekehrt ... und hatte sein einzigartiges Talent akzeptiert und sich bereit erklärt, sich dem Kampf gegen das in der UdSSR und Rumänien tief verwurzelte Böse anzuschließen.
    Überlagert wurden all diese flüchtigen Szenen seiner Vergangenheit, die beschleunigt an seinem geistigen Auge vorüberzogen, von seiner bereits sein ganzes Leben währenden Beziehung zu Brenda, einem einfachen Mädchen, Tochter eines Minenarbeiters, deren Liebe stets das stärkste Band zwischen Harry und der Welt des Normalen dargestellt hatte, eines der wenigen Dinge, die dafür sorgten, dass er nicht den Boden unter den Füßen verlor, auch wenn sein Geist meist in irgendwelchen Gräbern weilte. Und über all dem das strahlende Bild seiner Mutter – einer Lichtgestalt, so wie jede liebende Mutter aus der Sicht ihres Kindes, rings von einer goldenen Aura umgeben, als würde hinter ihr die
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