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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition)
Autoren: H. J. Anderegg
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natürlich sehr vorteilhaft.« Dieses Schlitzohr will sich unser Schweigen erkaufen , schoss es Robert durch den Kopf. Ein verstohlener Blick zu Samantha sagte ihm, dass sie wohl denselben Gedanken hatte. Aber warum nicht? Wenn sie jetzt geschickt verhandelten, war der Welt besser gedient, als durch jahrelange Monsterprozesse, die letztlich nur die Taschen geldgieriger Anwälte füllten. Er musste Monsieur Pasquier etwas zappeln lassen, fragte naiv:
    »Projekte?« Der CEO zögerte bevor er mit der diplomatischen Antwort herausrückte:
    »Nun, da sind wir sehr offen.«
    »Entwicklungsprojekte?«, fragte Robert und fixierte sein Gegenüber so unerbittlich, dass Samantha nur mit Mühe ein zufriedenes Grinsen unterdrücken konnte.
    »Klar, auch Entwicklungsprojekte. Sinnvolle Aufbauarbeiten eben, die diesen Menschen echte Hilfe bringt«, beeilte sich der Manager zu versichern.
    »Welches Budget haben Sie denn zur Verfügung?«, fragte Robert ohne Umschweife. Offensichtlich hatten der CEO und der gute Maître Fauchon dieses Thema bereits eingehend besprochen, denn nun erläuterte der Anwalt erstaunlich detailliert, was sie sich unter ihrem neuen Engagement vorstellten.
    Als Samantha und Robert die Festung im Osten von Paris gegen Mittag wieder verließen, hatten sie die Zusicherung, dass der Konzern Entwicklungsprojekte in Afrika mit jährlich mindestens zwei, je nach Geschäftsgang aber bis zu fünf Millionen Euro unterstützen würde. Robert hatte eingewilligt, als Berater bei der Vergabe der Budgetgelder mitzuwirken und Samantha dafür gesorgt, dass Katies und Pauls Schulprojekt in Botswana als fester Bestandteil in dieses Programm aufgenommen wurde. Während der Fahrt zum Flughafen fragte sich Samantha, wer nun eigentlich gesiegt hatte.
    »Beide«, sagte Robert, der sie lächelnd beobachtet und ihre Gedanken erraten hatte. »Beide haben gewonnen, Samantha.« Sie nickte entspannt, berührte lächelnd seine Hand und sagte:
    »Danke, Robert. Ich bin übrigens Sam.« Überrumpelt von ihrer leisen Berührung, die er gleichsam als Gefühlsausbruch wahrnahm, antwortete er gedankenlos und sehr britisch:
    »Angenehm, Robert.« Beide brachen in erlösendes Gelächter aus.
    »Weißt Du, Robert, nach diesen paar grauenvollen Monaten sollte ich wohl wirklich mal Urlaub machen. Am besten irgendwo auf einer einsamen Insel, wo die Welt noch nicht ganz aus den Fugen ist.«
    »Wem sagst du das. Birdwatching bei Sonnenaufgang, spätes, ausgiebiges und nicht allzu gesundes Frühstück, Spaziergänge auf windigen Küstenpfaden, ein gutes Bier im engen, düsteren Pub, den Fisch des Tages zum Dinner und mit der Hitze alten Whiskys im Kopf in tiefen Schlaf fallen. Frühling auf der Insel!« Samantha hatte die Augen geschlossen und murmelte lächelnd:
    »Wunderbar. Zu schön, um wahr zu sein.«
    »Nicht unbedingt«, widersprach Robert sanft. »Ich glaube, ich sollte wieder einmal die Wiege meiner Vorfahren besuchen.« Samantha blickte ihn verwundert an, worauf er ihr schmunzelnd erklärte: »Meine Mutter war eine geborene Campbell. Ihre Familie sind Nachfahren eines gewissen Sir John Campbell of Cawdor, dem vor vierhundert Jahren praktisch die ganze Insel Islay gehört hatte. Die kleine schottische Isle of Islay, da könnte man sein Inselglück versuchen.«
    »Scheint mir genau das Richtige zu sein«, murmelte Samantha träumerisch.
    »Komm doch mit. Mai wäre eine gute Zeit«, sagte Robert und erschrak noch während er sprach über seinen ungewohnt spontanen Einfall, doch Samantha antwortete lachend:
    »Wir zwei Urgesteine auf dem Felsen im Atlantik. Interessantes Bild.«
    »Urgestein?«
    Sie zuckte nur die Achseln und sagte nach kurzem Zögern:
    »Ich werd's mir überlegen, Herr Professor.«
Heidelberg
     
    Vielleicht geht dieses katastrophale Jahr doch noch gut zu Ende , dachte Bastien, als er in der kalten Silvesternacht hinter Amélie die steile Bergstraße zum Philosophenweg hinaufstieg. Dieser Jahreswechsel sollte etwas ganz besonderes werden, hatten die Stadtverantwortlichen beschlossen. Das Ende der Seuche wollten sie mit einem gewaltigen Spektakel feiern, und da man die Schlossbeleuchtung mit dem grandiosen Feuerwerk über der Alten Brücke im Sommer nicht hatte durchführen können, sollte sie nun das neue Jahr mit einem fulminanten Paukenschlag ankündigen. Ähnliche, besonders ausgelassene Freudenfeste waren an vielen Orten rund um den Globus angesagt. Bastiens Entschluss war schnell gefasst, als Amélie ihm vorgeschlagen hatte,
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