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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Licia Troisi
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bevor sie reagieren konnte, schrie Kora hinter ihr auf und rannte herbei, um dem alten Mann zu helfen, der vom ersten Schwertstreich getroffen ohne einen Klagelaut auf die Knie sank.
    »Bleib weg«, rief Talitha, doch Kora warf sich schützend vor den Kleinen Vater, genau in dem Moment, als der zweite Rebell die Klinge versenkte. Starr vor Entsetzen beobachtete Talitha, wie sich das Schwert auf der Höhe des Herzens in Koras Rücken bohrte. Sie schrie auf vor Schmerz und Wut. Mit einem Sprung warf sie sich auf den Femtiten, ließ Verbas Schwert niederfahren und spaltete ihn buchstäblich entzwei. Dann beugte sie sich über Kora und drehte sie sanft um. Sie war kreidebleich, und Blut strömte ihr aus dem Mund. »Kora! Kora!«, rief sie. »Halt durch.«
    »Zu spät, Talitha«, murmelte Kora und lächelte gequält. »Danke … danke, dass du es versucht hast … Aber das Schicksal wollte es anders.«
    »Nein, nein, bitte, gib nicht auf«, schluchzte Talitha. »Ich muss nur einen Luftkristall finden, dann behandele ich dich mit einem Heilzauber, du darfst nur nicht aufgeben«, und währenddessen versuchte sie, mit den Händen den Blutfluss aufzuhalten.
    »Weine nicht, Talitha. Ich … ich kehre zu meiner Göttin zurück … ins Paradies unter der Erde … Von dort werde ich über dich wachen und dich behüten.«
    Dann erlosch Koras Blick.
    Talitha kniete am Boden und wiegte den toten Leib in ihrem Armen. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf.
    Dann hörte sie Schreie hinter sich. Weitere Rebellen rannten herbei. Ein letztes Mal schaute sie Kora an, bettete sie sanft auf dem Boden und streichelte ihr über das Gesicht. Die Haut fühlte sich schon nicht mehr lebendig an.
    Dann sprang sie auf und lief in Richtung des Baumpfades, kletterte hinauf und fand bald eine der verborgenen Schutzhöhlen im Geäst. Sie ließ sich hinunter und hoffte, dass ihre Verfolger mit den Geheimnissen der Baumpfade nicht so vertraut waren wie sie, die die vier Reiche Talarias zu Fuß durchquert hatte. Der Unterschlupf war winzig, verdreckt und nass vom Regen. Sie kauerte sich hinein und hörte kurz darauf die Schritte der Rebellen über sich hinweglaufen. Sie schloss die Augen und wartete, was geschehen würde. Sie fühlte sich verloren, verzweifelt und allein.
    »Saiph …«, murmelte sie leise. »Saiph …«

Epilog
    Wie Verba es vorausgesagt hatte, erreichten sie am siebten Tag nach ihrem Aufbruch von der Assys-Barriere die assytische Hauptstadt. Obwohl Verba die Gegend schon vor so vielen Jahren, die Saiph sich kaum vorstellen konnte, nicht mehr gesehen hatte, erinnerte er sich immer noch genau an alles.
    Zuletzt hatten sie drei Tage lang nur endlose, vom Feuer zerstörte Ebenen überflogen. Der Bewuchs war niedrig und kümmerlich, und nur hin und wieder hatten sie in der Landschaft unter sich die Spuren von irgendwelchen Tieren ausmachen können. Häufiger waren versteinerte Wälder sowie Ruinen von Siedlungen, die nur noch als undeutliche Schatten im Gelände wahrnehmbar waren.
    Als sie in der Hauptstadt landeten, war Saiph bitter enttäuscht. Es gab nichts. Noch nicht einmal die Grundrisse von Gebäuden, keine Statuen, keine Straßen. Nur Myriaden von Luftkristallsplittern und Bruchstücken, von denen der Erdboden im Licht der Sonnen fast zu glitzern schien.
    »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragte er Verba.
    Der nickte. »Als sei es gestern gewesen, so genau erinnere ich mich an die Stunden, die ich hier nach der Katastrophe verbracht habe. Jede Einzelheit könnte ich nachzeichnen. Ja, Saiph, hier sind wir richtig. Da bin ich mir absolut sicher.«
    Sie ließen Kalatwa zurück und gingen zu Fuß weiter. Mit unsicheren Schritten bewegte sich Saiph über den nackten Boden. Er konnte es nicht glauben, wollte es nicht glauben.
    »Wie ich sehe, verstehst du langsam«, sagte er, »mehr bleibt nicht, wenn Cetus seine Feuerstrahlen hinabschleudert. Und glaub mir, dagegen sind wir genauso machtlos wie meine assytischen Freunde, völlig machtlos.«
    Saiph schüttelte den Kopf. »Du hast doch gesagt, sie hätten vielleicht gewusst, wie sich die Zerstörung Nashiras verhindern ließe.«
    »Mag sein … Doch egal wie, es war alles zu spät.«
    »Für uns ist es aber noch nicht zu spät!«, rief Saiph, wobei er sich nach einem Halt umschaute, an dem sich seine Hoffnung festmachen ließe.
    »Und wie gedenkst du dahinterzukommen, was sie vielleicht wussten und zu tun gedachten? Siehst du nicht, dass es hier nur noch Sand und Staub gibt? Und
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