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Nasenduscher: Roman (German Edition)

Nasenduscher: Roman (German Edition)

Titel: Nasenduscher: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Boltz
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hast.«
    »Blödmann, das ist was ganz anderes«, antwortet Jana und widmet sich wieder ihrem Kaffee.
    »Ich habe übrigens deine Salbe gegen Hautreizung aufgebraucht. Musst dir ’ne neue kaufen.«
    »Ich habe gar keine Salbe gegen Hautreizung.«
    »Doch. So eine rot-weiße Tube. War schon halb leer.«
    Ich löffle mein Müsli weiter, dann wird der kurze Moment der Stille durch ein lautes Prusten von Jana beendet, die sich beinahe an ihrem Morgenkaffee verschluckt.
    »Rot-weiß, sagst du?«
    »Ja, warum?«
    »Hieß die zufälligerweise Canesten ?«
    »Keine Ahnung. Sie war ja schon halb aufgerollt. Da stand was mit Juckreiz drauf. Nutzt die nichts?«
    »O doch. Jedenfalls, wenn du eine Vagina hättest.«
    »Wie bitte?« Ich lasse den Löffel klirrend in die Müslischale fallen. Jana hingegen kriegt sich immer noch nicht richtig ein.
    »Das ist eine Creme zur äußeren Anwendung bei Vaginalpilz.«
    »Was? Wieso? Warum ist die in unserem Bad?«
    »Na, weil ich so was mal hatte. Du erinnerst dich noch an unseren Urlaub in Tunesien? Als ich mir auf irgend so einer Toilette im Hinterland einen Pilz eingefangen habe? Und da habe ich mir doch im Anschluss täglich …«
    »Ja, ja, ist gut«, falle ich Jana ins Wort. Es gibt Themen, die man als Mann relativ schnell aus seinem Kurz- und Langzeitgedächtnis verbannt. Janas tunesischer Intimpilz gehört definitiv dazu. Und auch jetzt möchte ich mich nicht mehr so genau daran erinnern.
    »Du hast dir meine Vaginalsalbe auf die Nase geschmiert? Komm mal her. Ich will es noch mal anfassen und rubbeln. Vielleicht stimuliert dich das ja, und ich treffe sogar deinen G-Punkt.«
    »Jana! Ich sagte gerade, dass du es gut sein lassen sollst.«
    Doch Jana lässt sich von meinem Einwand in keiner Weise irritieren und streicht mir über die Hautkruste. Bei jeder Berührung rümpft sie angewidert die Nase und zischt »Iiiih« oder »Igitt«. Was sie aber nicht davon abhält, diese Bewegung ein ums andere Mal zu wiederholen.
    »Das ist ja unglaublich eklig. Hast du das schon öfter gehabt?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Nö, noch nie. Keine Ahnung, was das ist.«
    »Na, das kann ich dir auch so sagen.«
    »Ach, jetzt auch noch Hobbyärztin oder was?«
    »Gar nicht notwendig. Du hast Heuschnupfen.«
    »Was?«
    »Heuschnupfen. Ja.«
    »Blödsinn.«
    Jana lässt von meinem Gesichtsklumpen, der früher mal Nase hieß, ab und geht hinüber zum Fenster. Sie öffnet es und deutet nach draußen auf die Allee der mächtigen Bäume, die sich vor unserer Küche die komplette Straße entlang in die Höhe strecken.
    »Schau doch mal raus! Birken. Das sind alles Birken. Du reagierst wahrscheinlich auf Frühblüher.«
    »Ich bin siebenunddreißig Jahre alt und habe noch nie auf irgendwas reagiert. Ich bin als kleines Kind auf dem Dorf aufgewachsen. Dort bin ich jeden Tag im Wald und auf der Wiese rumgerannt, und nie hat mir die Nase gejuckt.«
    »Bei manchen kommt das halt später.«
    »Quatsch. Das Einzige, was später kommt, bist du, und zwar zur Arbeit, wenn wir jetzt noch lange hier rumplappern.«
    Jana springt auf und schaut auf die Uhr. In der Tat ist sie etwas spät dran.
    »Ja, da hast du recht. In der Bank spielen alle verrückt, seit wir wissen, dass die Beförderungen bevorstehen. Deswegen brauche ich dich heute Abend auch topfit. Ich brauch heute den besten Robert Süßemilch, den du aus dir herauszaubern kannst.«
    »Warum?«
    »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Wir sind doch heute Abend um sieben bei meinem Chef zum Essen eingeladen. Sag mir jetzt nicht, dass du das vergessen hast. Ich sag dir das schon seit drei Wochen. Wenn du das jetzt einfach verg…«
    »War nur ein Witz, Jana. Beruhig dich. Wie könnte ich das vergessen? Du nervst mich ja täglich damit.«
    »Ja, zu Recht. Das ist enorm wichtig für mich, weil …«
    »… das für dich die Chance ist, die Beförderung zu bekommen, auf die du schon so lange wartest. Und für uns damit endlich die Eigentumswohnung in greifbare Nähe rückt, die wir reserviert haben. Du brauchst es nicht runterbeten. Ich kenne diese Messe bereits in- und auswendig.«
    »Dann ist es ja gut. Und blamier mich bloß nicht.«
    »Ich?« Brüskiert schüttele ich den Kopf, während ich meine Müslischüssel in die Spülmaschine stelle. »Warum sollte ich dich blamieren?«
    »Weil du manchmal so komisch bist.«
    »Komisch? Wer?«
    »Du.«
    »Ich?«
    »Ja, so sarkastisch. Das verstehen die Eilhoffs aber nicht. Die sind beide stockkonservativ und streng
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