Napoleon Bonaparte. Biographie.
er so in Oberitalien gewaltige Aufgaben vollendet, bilden sich hier auf sein Wort neue Staaten. Er gründet die zispadanische und transpadanische Republik, verjagt die Engländer aus Korsika und hält zugleich Genua, Venedig und den Heiligen Stuhl so unter dem Daumen, daß sie sich nicht zu erheben vermögen. Aufs neue entreißt ihn diesen umfassenden politischen Neuordnungen das Herannahen einer neuen kaiserlichen Armee unter Alvinczys Befehlen, aber eine verhängnisvolle Macht erdrückt diesen wie die früheren Gegner. Denselben Fehler, den sich seine Vorgänger zuschulden kommen ließen, begeht auch Alvinczy. Er teilt seine Armee in zwei Korps; das eine von 30+000 Mann soll unter seiner Anführung durch das Veronesische ziehen und Mantua gewinnen, das andere von 25+000 Mann unter Quosdanovichs Kommando sich an der Etsch ausbreiten. Bonaparte marschiert gegen Alvinczy und erreicht ihn bei Arcole. Am 15. November stellen sich ihm in der Nähe dieses Dorfes an dem Flüßchen Alpone ein paar Bataillone Kroaten und Siebenbürger Wallachen entgegen und suchen die dortige Brücke zu halten, bis Verstärkungen herankommen. Es gilt für die Franzosen, den Übergang zu erzwingen, bevor diese eintreffen, allein alle Stürme vereitelt das mörderische Feuer der Gegner. Da stellt sich Bonaparte, eine Fahne ergreifend, persönlich an ihre Spitze und stürmt mit seinem Stabe den Truppen voran auf die Brücke. Allein auch dies ist umsonst; neben ihm fällt ein Adjutant, mehrere andere Offiziere werden verwundet, und ein Gegenangriff der Österreicher bringt alles in Verwirrung. Der Obergeneral wird von seinen fliehenden Truppen fortgerissen, und gerät, in einen Sumpf gestürzt, in persönliche Gefahr, so daß er nur mit Mühe gerettet werden kann. Am 16. und 17. November entbrennt alsdann die eigentliche Schlacht gegen die ganze Macht Alvinczys. Bonaparte läßt ihn nicht eher los, als bis er von den Österreichern 500 Tote auf dem Schlachtfeld gebettet und ihnen 8000 Gefangene und 30 Kanonen abgenommen hat. Dann wirft er sich, jede Rast nach dem schweren Ringen verschmähend, zwischen Davidovich, der aus Tirol hervorbricht, und Wurmser, der von Mantua ausfällt, und wirft den einen in seine Berge, den andern in seine Stadt zurück. Auf dem Schlachtfeld erfährt er, daß Alvinczy und Provera im Begriff sind, ihre Vereinigung zu bewerkstelligen. Da jagt er Alvinczy bei Rivoli in wilde Flucht, zwingt Provera, durch die Kämpfe von San Giorgio und la Favorita, die Waffen niederzulegen, und eilt wieder gegen Mantua, das er umringt, erstickt und zwingt, in dem Augenblicke sich zu ergeben, wo eine fünfte Armee, aus den Rheinreserven gezogen, unter den Befehlen des Erzherzogs Karl herbeieilt.
Kein Schlag soll Österreich erspart bleiben; die Niederlagen seiner Generale müssen bis zum Throne reichen. Am 10. März 1797 wird Prinz Karl beim Übergang über den Tagliamento geschlagen, ein Sieg, der uns die Staaten Venedigs und die Engpässe Tirols öffnet. Die Franzosen dringen im Sturmmarsch auf dem geöffneten Wege vor, triumphieren bei Lavis, Trasmis und Clausen, ziehen in Triest ein, nehmen Tarvis, Gradiska und Villach. setzen dem blutenden Erzherzog auf den Fersen nach, lassen von ihm nur ab, um die Straßen nach der Hauptstadt Österreichs zu besetzen, und dringen endlich bis auf 30 Stunden von Wien vor.
Hier macht Bonaparte halt, um die Unterhändler zu erwarten. Ein Jahr nur ist's, daß er Nizza verließ, und während dieses Jahres hat er sechs Armeen vernichtet, Alessandria, Turin, Mailand, Mantua genommen und die dreifarbige Fahne auf den piemontesischen, italienischen und Tiroler Alpen aufgepflanzt. Um ihn her und neben ihm beginnen bereits andere Namen zu glänzen: Massena, Augereau, Joubert, Marmont, Berthier. Das Siebengestirn bildet sich, die Planeten drehen sich um ihre Sonne, der Himmel des Kaiserreichs bestirnt sich!
Bonaparte hatte sich nicht getäuscht, die Unterhändler langen an. Leoben wurde zum Ort der Unterhandlungen gewählt, zu denen Bonaparte keiner Vollmachten vom Direktorium mehr bedarf. Er hat den Krieg geführt, er wird auch den Frieden machen. »Bei der Sachlage sind sogar die Unterhandlungen mit dem Kaiser zu einer militärischen Operation geworden.« Nichtsdestoweniger zieht sich diese Operation in die Länge, mit allen möglichen Schlichen und Schlingen der Diplomatie wird sie umringt und gelähmt. Aber der Tag kommt, wo der Löwe müde wird, im Garn stillzuhalten. Mitten in einer
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