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Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Titel: Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut
Autoren: Ivy Anderson
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glauben.
    „Ein Wunder! Die Kugeln prallen ab!“, rief einer der russischen Schergen und bekreuzigte sich entsetzt. Er wagte nicht mehr zu schießen. Auch die anderen hatten erschrocken das Feuer eingestellt.
    „Bekreuzigst du Narr dich noch?“, schrie Jurowski außer sich und riss dem Soldaten den Karabiner aus den Händen.
    „Schaut her, wie man das macht!“
    Er stach mit aller Wut auf die wimmernde Anastasija ein. Das Bajonett drang aber nicht ganz durch und blieb im eingenähten Goldschmuck des Mieders stecken. Der Raum war voller Nebelschwaden, was die Sicht erschwerte. Jurowski versuchte nun das Messer herauszuziehen und schliff dabei meine Schwester durch den halben Raum. Blut verschmierte den Boden. Das Bajonett steckte jedoch weiter im Schmuck und den Rippen fest. Die wilde Bestie musste Anastasija mit einem Fußtritt von dem Stahl lösen.
    Die Soldaten wirkten konsterniert und wussten nicht, was sie tun sollten. Auch Tatjana und meine Mutter stöhnten noch. Ich stellte mich tot.
    „Vielleicht ist das ein Zeichen von Gott!“, wagte ein anderer Russe einzuwenden.
    „Noch ein Wort und du liegst auch da!“, schrie der rasende Kommandant diesen an.
    „Nur gut, dass ich noch die Ungarn mitgenommen habe.“
    Er kramte in der Tasche nach seinem Taschenmesser und zog dieses heraus. Es hatte eine recht kurze rostige Klinge. Ich hatte gesehen, wie er sich mit diesem schmutzigen Ding manchmal einen Apfel schälte oder die langen Nägel reinigte.
    „Bitte nicht!“, stöhnte die kleine Maria eindringlich, die ihm am nächsten lag. Das Monster ließ von Anastsija ab und machte bei der Kleinen weiter.
    Jurowski griff kalt in ihre Haare, als töte er nur ein Tier, und begann mit dem Messer an ihrer Halsschlagader zu säbeln. Es war wohl recht stumpf, denn es dauerte ein wenig, bis das erste Blut hervorsprudelte. In seiner Raserei begann er die kurze Klinge in ihren kleinen Hals zu stoßen. Es war ein bestialisches Meucheln. Maria schrie dabei fortwährend spitz und markerschütternd.
    Mit weit aufgerissenen erschrockenen Augen beobachteten die anderen Häscher sein wahnsinniges Tun. Maria war immer noch nicht tot, als er sich vorerst zufrieden mit seinem Werk den Männern zuwandte. Der hohe Blutverlust ließ aber den baldigen Tod meiner jüngsten Schwester erahnen.
    „Soll ich das alles allein machen? Los!“ Mit seinem Stiefel trat er meinem toten Vater ins Gesicht. Ein Zahn brach dabei aus dessen Kiefer. Durch diesen Schwung verlor der Henker aber auf den blutverschmierten Dielen das Gleichgewicht und rutschte aus. Jurowski landete dabei so, dass er der noch immer lebenden Maria direkt ins weinende Gesicht schaute.
    Puterrot versuchte er sich zu erheben, rutschte aber erneut auf dem glitschigen Blut aus.
    Ein Ungar lachte darüber und reichte ihm die Hand.
    „Ist nicht so leicht!“, sagte er auf Deutsch zu den anderen.
    „Halts Maul!“, befahl Jurowski auf Russisch und stand allein auf.
    Das Kommando machte sich nun erneut an die befohlene Schlachtarbeit. Ich hörte die kleine Maria immer noch wimmern. Wahre Bestien waren das. Wer konnte Kinder morden? Das waren keine Menschen, sondern Höllenwesen, die selbst den Tod verdienten.
    Zwei Tschekisten stachen nun um die Wette auf Tatjana ein. Diese jammerte bei jedem Einstich laut.
    Das Bajonett des einen Schergen hatte sich aber wie zuvor bei ihrem Anführer in Tatjanas Kleidung verfangen und ließ sich nicht mehr herausziehen.
    Durch die Versuche, es doch zu schaffen, riss er den noch lebenden Körper meiner blutenden Schwester von links nach rechts. Dadurch verfehlte wiederum der andere Bandit mit seinen Stößen das Ziel und dessen Bajonett landete mal im Bein, mal im Bauch von Tatjana, die jedes Mal trotz des hohen Blutverlustes wahnsinnig aufschrie.
    Nichts ist schlimmer als diese Laute eines gequälten Kindes, das nicht erfassen kann, zu was Menschen fähig sind. Selbst wilde Wölfe erscheinen nach solchen Taten harmlos. Aller Schmerz, alle Verzweiflung und alles erschütterte Vertrauen lagen in diesen Schreien. Ich werde sie niemals vergessen.
    Tränen des unermesslichen Mitgefühls rannen aus meinen Augen. Das Leid war nicht mit Worten zu beschreiben.
    Ich hatte mich bisher tot gestellt. Pawel Medwedew stieß mir jedoch probeweise das Bajonett ins Bein. Das Aufstöhnen zeigte ihm, dass noch Leben in mir war.
    „Die lebt auch noch!“, schrie er den anderen zu.
    Er musterte mich neugierig, wie ein Schlachter das Lamm. In seinen Augen stand weder
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