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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind
Autoren: Jeffery Deaver
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überprüfen, was dort am Lake Mondac vor sich ging, und dann zu Grahams Spaghetti heimkehren.
    Aus irgendeinem Grund musste sie an die Abendessen mit Keith denken. Ihr erster Mann hatte ebenfalls gern gekocht. Abends sogar fast immer, es sei denn, er hatte Spätschicht gehabt.
    Sie trat das Gaspedal ein Stück weiter durch und kam zu dem Schluss, dass der Crown Victoria und der Honda sich hinsichtlich der Beschleunigung so deutlich unterschieden
wie frische Kartoffeln aus Idaho und Instantbrei aus der Tüte.
    Womit sie in Gedanken wieder beim Essen war.

5
    »Tja, Mann, da hast du dir wohl eine Kugel eingefangen.«
    Hart saß mit hängenden Schultern auf dem Bett eines der Gästezimmer im Erdgeschoss. Die Vorhänge waren zugezogen, seine Lederjacke lag auf dem Boden. Er musterte den linken Ärmel seines braunen Flanellhemds. Der ohnehin dunkle Stoff hatte sich auf halbem Weg zwischen Handgelenk und Ellbogen durch das Blut noch weiter verdunkelt.
    »Ja, eindeutig.« Der hagere Lewis hörte auf, an seinem grünen Ohrstecker herumzufummeln, sparte sich weitere seiner überflüssigen und lästigen Feststellungen und fing an, behutsam Harts Ärmelaufschlag hochzuschieben.
    Die Männer hatten ihre Strumpfmasken und Lewis außerdem die Handschuhe abgelegt.
    »Sei ja vorsichtig, was du anfasst«, sagte Hart mit Blick auf die bloßen Hände des anderen Mannes.
    Lewis ignorierte den Kommentar geflissentlich. » Das war vielleicht eine Überraschung, Hart. Die Schlampe hat uns völlig kalt erwischt. Damit hätte ich nie gerechnet. Also, wer, zum Teufel, ist sie?«
    »Ich habe wirklich keine Ahnung, Lewis«, sagte Hart geduldig und betrachtete seinen Arm, der unter dem Stoff zum Vorschein kam. »Woher soll ich das wissen?«
    Das wird ein Kinderspiel, Hart. Praktisch ohne Risiko. In den anderen Häusern wird niemand sein. Und sonst nur die beiden,
die Feldmans. Keine Ranger im Park und meilenweit keine Cops.
    Haben sie Waffen?
    Soll das ein Witz sein? Das sind Stadtmenschen. Sie ist Anwältin und er Sozialarbeiter.
    Hart war Anfang vierzig. Er hatte ein längliches Gesicht. Ohne die Maske reichte sein Haar bis ein gutes Stück unterhalb der Ohren, die eng am Kopf anlagen. Hart strich sich die schwarzen Strähnen häufig aus der Stirn, aber sie waren recht widerspenstig. Er bevorzugte Mützen und besaß eine ganze Sammlung. Mützen lenkten zudem die Aufmerksamkeit von einem selbst ab. Seine Haut war rau, nicht als Resultat einer früheren Erkrankung, sondern einfach, weil sie so war. Schon immer.
    Er starrte seinen Unterarm an, der sich rund um das schwarze Loch lila und gelb verfärbt hatte. Aus der Wunde rann ein wenig Blut. Das Projektil hatte den Muskel durchschlagen. Etwas weiter links und es hätte ihn verfehlt. Etwas weiter rechts und es hätte einen Knochen zerschmettert. Hatte er also Glück oder Pech gehabt?
    »Wenn eine große Ader verletzt wäre, würde es stärker und rhythmischer bluten«, sagte Hart zu sich selbst ebenso wie zu Lewis. »Kannst du Alkohol besorgen? Außerdem ein Stück Seife und einen Verband?«
    »Klar.«
    Als der Mann sich gemächlich abwandte, fragte Hart sich erneut, warum um alles in der Welt jemand sich ein leuchtend rotes und blaues Keltenkreuz auf den Hals tätowieren ließ.
    »Hier ist kein Alkohol«, rief Lewis aus dem Badezimmer. »Aber ich hab in der Bar eine Flasche Whisky gesehen.«
    »Nimm Wodka. Whisky riecht zu sehr. Das kann verräterisch sein. Und vergiss deine Handschuhe nicht.«
    Hatte der dünne Mann gerade verärgert aufgeseufzt?
    Wenig später kehrte Lewis mit einer Flasche Wodka zurück. Der klare Branntwein roch wirklich nicht so stark wie Whisky,
aber Hart registrierte trotzdem, dass Lewis sich einen kräftigen Schluck genehmigt hatte. Er nahm die Flasche und schüttete die Flüssigkeit auf die Wunde. Der Schmerz war erstaunlich. »Wow«, keuchte er und sackte zusammen. Sein Blick blieb an einem Bild an der Wand hängen. Ein springender Fisch mit einer Fliege im Maul. Wer kaufte denn so was?
    »Puh …«
    »Du wirst doch nicht etwa ohnmächtig, oder, Mann?«, fragte Lewis, als könne er das jetzt nicht auch noch gebrauchen.
    »Okay, okay …« Hart senkte den Kopf. Ihm wurde schwarz vor Augen, aber dann atmete er tief durch und fing sich wieder. Er rieb mit dem Stück Seife über die Wunde.
    »Wieso machst du das?«
    »Um die Blutung zu stillen.«
    »Echt?«
    Der Arm ließ sich halbwegs kontrolliert und mit erträglichem Schmerz heben und senken. Wenn Hart die Hand zur
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