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Nachtkrieger: Ewige Begierde

Nachtkrieger: Ewige Begierde

Titel: Nachtkrieger: Ewige Begierde
Autoren: Lisa Hendrix
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Tatsache, dass sie eine Frau war, und dass es schon so lange her war. Zu viele Monate waren vergangen, seit er zum letzten Mal eine Münze übrig gehabt hatte, um sie einer Hure zuzuwerfen – bei genauerem Nachdenken musste es sogar zwei Jahre her sein. Zwei Jahre ohne eine menschliche Berührung, vom gelegentlichen Handschlag auf einem Marktplatz einmal abgesehen. Kein Wunder, dass er derart heftig auf diese leichte Berührung reagiert hatte. Noch immer reagierte – denn nach wie vor spürte er ihre Hand auf seiner Haut. Er brauchte eine Frau, so viel stand fest.
    Nun, dem konnte abgeholfen werden, sobald er die Belohnung für Long Tom kassiert hatte. Auch wenn er Satteldecken, Pfeilspitzen, Mehl und Salz kaufte, würden ein paar Pennys übrig bleiben, damit Torvald und er sich jeder eine Frau nehmen konnten. Dafür konnte er jedenfalls sorgen.
    Bis sie die breitere Straße erreichten, wo sie nebeneinander reiten konnten, hätte er sich wieder gefangen, abgesehen davon, dass der leichte Wind Marians Duft zu ihm hinübertrug – ihren betörenden weiblichen Duft, überlagert vom Geruch des einfachen Essens. Und wie sie ihn die ganze Zeit über ansah, so als wolle sie etwas sagen.
    Schließlich reichte es ihm: »Was?«
    Auf seine brüske Frage hin zuckte sie zusammen. »Nichts, Mylord.«
    »Warum starrst du mich dann so an?«
    »Habe ich das? Ich musste nur daran denken, wie gut Euch das Brot und der Käse geschmeckt haben. Ihr müsst Euch seit langer Zeit im Wald aufhalten, wenn Ihr derart Gefallen an einer solch einfachen Mahlzeit findet.«
    »Schon eine ganze Weile«, räumte er ein. »Meine Tätigkeit erfordert, dass ich mich oft im Wald aufhalte.«
    »Seid Ihr ein Spion?«
    Ihre Frage klang so unbedarft, dass er beinahe lachen musste. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Weil ich Eure Art zu sprechen nie zuvor gehört habe, Mylord, ebenso wenig wie den Namen
Steinarr.
Was ich aber gehört habe, ist, dass Waliser, Schotten und andere ihre Kundschafter nach England schicken, wo sie durch das ganze Land streifen, um auszuspionieren, wie stark unsere Truppen sind.«
    »Als Spion würde man in den Städten mehr in Erfahrung bringen als im tiefen Wald.«
    »Möglicherweise. Aber Euer Name klingt trotzdem seltsam, Mylord.«
    »Es ist ein sehr alter Name, noch aus der Zeit vor dem Eroberer. Aber im Norden hört man ihn recht häufig.« All das entsprach mehr der Wahrheit, als die beiden ahnen konnten. »Aber keine Angst. Ich bin kein Spion.«
    »Seid Ihr vielleicht ein Geächteter?«, fragte Marian.
    Nun musste er tatsächlich lachen. »Muss man denn gleich ein Spion oder ein Geächteter sein, bloß weil man sein Leben in den Wäldern verbringt?«
    »Oder Förster oder Forstwart oder Köhler. Aber für einen Köhler seid Ihr zu sauber und für einen Forstwart nicht passend ausgestattet. Ihr tragt ja nicht einmal ein Wehrgehänge.«
    »Ich könnte trotzdem ein Forstwart sein. Oder Jäger eines Adelshauses.«
    Sie musterte ihn von oben bis unten und sagte mit Überzeugung: »Nein. Eure Ausrüstung ist alt und abgetragen, aber es ist die Ausrüstung eines Ritters. Ich glaube, Ihr seid von edler Geburt, aber Ihr wurdet geächtet.«
    Seine Belustigung verflog. »Da täuschst du dich. Ich jage Geächtete – für Kopfgeld. Geächtete verstecken sich im Wald, und ich spüre sie dort auf.«
    »Ihr klingt, als sei es ganz einfach, dabei ist es doch sicher gefährlich, auf diese Weise sein Geld zu verdienen«, sagte sie.
    »Weniger, als du wahrscheinlich glaubst.« Damit ließ er die Sache auf sich beruhen, um ihre Neugier nicht weiter zu schüren. Er könnte ihr nie erklären, dass man ihn nicht töten konnte.
    Plötzlich fand Robin die Sprache wieder. »Werdet Ihr wieder Vogelfreie jagen, wenn Ihr uns verlasst, Mylord?«
    »Aye. Wenn diese Wegelagerer nicht gewesen wären, hätte ich längst den Nächsten ergriffen.«
    »Wenn
wir
nicht gewesen wären, meint Ihr doch wohl.« Robin drehte sich um und warf seiner Cousine einen vielsagenden Blick zu. Dann wandte er sich wieder Steinarr zu. »Verzeiht, Mylord. Wir hätten Euren Rat befolgen und umkehren sollen.«
    »Nein, das hätten wir nicht.« Eine lose Haarsträhne wehte Marian ins Gesicht, und sie strich sie unwirsch zur Seite. Unsere Aufgabe ist ebenso wichtig. Noch wichtiger sogar.«
    »Aber wir haben diesen Mann davon abgehalten, seinen Lebensunterhalt zu verdienen«, wandte Robin ein. »Und seine Pflicht gegenüber dem König zu erfüllen.«
    »Vielleicht. Aber vielleicht
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