Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren
Autoren: Alison Sinclair
Vom Netzwerk:
sehr gut bei dir«, sagte er. »Du weißt, dass es sehr effektiv sein kann.«
    »Bei der Entbindung, ja«, erwiderte sie. »Aber dies …«
    »Hör auf meine Stimme«, sagte er in einem gemessenen Tonfall.
    »Es hilft, wenn ich dich berühre.«
    »Tut es das? Tu, was du tun musst, obwohl ich nicht … so ruhig bin, wie ich es gerne wäre.«
    »Dann hypnotisier dich ebenfalls«, sagte sie ein wenig spitz.
    »Es ist nur ein Vorschlag …« Er sprach die vertrauten Worte, die, die er sie kurz vor Floris Geburt gelehrt hatte, als er ihre vehemente Zurückweisung von magischer oder chemischer Schmerzlinderung nicht ändern konnte. Heute wie damals – er hatte viel zu viele medizinische Lehrbücher gelesen, um ein gelassener werdender Vater zu sein – beruhigten die Worte ihn ebenso wie sie.
    »So ist es besser«, flüsterte sie. »Du machst das gut.« Sie spürte seine Freude. »Was immer jetzt geschieht«, fügte sie leise hinzu und umfasste seine Hände, »du bist der beste Mann, den ich je gekannt habe, und es war mir ein großes Glück und ein großer Stolz, deine Frau zu sein.«
    »Telmaine«, sagte er sehr leise, »du bist mutig, schön und vielseitig begabt, und ich bin … erstaunt, dein Ehemann gewesen zu sein.«
    Als Kompliment unterschied es sich von jedem anderen, das sie je empfangen hatte, aber andererseits gab es auch feine Weine, die sie nie gekostet hatte.
    Falls sie überlebte, ging es ihr durch den Kopf, würde sie es sich zur Aufgabe machen, genau das zu tun.
    »Ich … glaube, ich werde es auch finden, ohne den Weg zu kennen«, sagte sie. Hand in Hand bewegten sie sich leise durch die gewaltigen Hallen des herzoglichen Besitzes. Sie musste bisweilen ihre Röcke heben und vorsichtig über den am Boden liegenden Körper einer Dienerin oder eines Sekretärs steigen. Wenn sie Balthasar daran hindern konnte, diese Menschen zu berühren, so konnte sie doch nicht verhindern, dass er bei einem jungen Hausmädchen verweilte und ihre zerbrechliche Brust tief mit seinem Sonar ertastete. Sie visualisierte ein Flackern von Bewegung innerhalb des Mädchens und begriff, dass Balthasar sich ihr schlagendes Herz vorgestellt und bestätigt hatte, dass sie noch lebte.
    »Wie lange?«, flüsterte sie. »Wie lange können sie schon in diesem Zustand sein?«
    »Ich vermute … seit kurz nach Sonnenaufgang«, sagte Balthasar und blieb abermals neben dem Körper eines jungen Mannes stehen, der in der Haupthalle unter einer Leiter lag. Er musste die Leiter hinaufgestiegen sein, als es ihn getroffen hatte; nach dem Winkel seines Kopfes zu schließen hatte er sich bei dem Sturz das Genick gebrochen. Balthasars Gesichtsausdruck war unglücklich und entschlossen. »Es sind zu viele Menschen hier, als dass es im Laufe des Tages geschehen sein könnte, aber wenn es während der Nacht passiert wäre, hätten die Menschen außerhalb des Palastes gewiss bemerkt, dass kein Kommen und Gehen in Richtung des Hauses mehr stattfand.
    Danach umfasste sie Balthasars Hand noch fester und zog ihn mit sich, zutiefst verstört von dem Beweis für die Macht ihres Widersachers – und es musste ihr Widersacher sein.
    Ich habe ihn einmal besiegt, dachte sie. Ich sollte Florilinde nicht retten, nicht bei all den Fallen, die um sie herum aufgebaut waren. Ishmael di Studier hatte sie für ein Kraftwerk gehalten und sie um ihre Macht beneidet. Sie wärmte sich an der Erinnerung des Gefühls seiner Aschenglut in ihrem Geist, seines rauchigen Verlangens nach ihr, seiner Bewunderung und seiner Sorge. Sie empfand es nicht als Treuebruch, all seine Geschenke an sie zu benutzen, selbst das Geschenk, seine Magie zu verstehen und durch dieses Verstehen etwas von ihrer eigenen zu begreifen.
    Fürst Vladimers Räume lagen in einem abgelegenen Flur fernab aller öffentlichen Eingänge hinter einer nur geringfügig verzierten Tür. Sie und Balthasar tasteten sich langsam durch den Flur, suchten mit den Zehen nach am Boden liegenden Körpern, Skulpturen oder Zierstücken und benutzten die Hände an der Wand, um sich zu orientieren. Als sie ihn in der Nähe wähnte, griff sie nach Balthasars Arm, und sie lauschten konzentriert, hörten aber nichts. Er löste sich aus ihrem Griff, und einen Moment bevor sie erneut nach ihm greifen konnte, trat er von der Wand weg. Sein erster Peilruf zeigte die Tür vor ihnen leicht geöffnet. Entschlossen schob er den Kopf durch die Öffnung und peilte in den Raum. Sie hörte ihn scharf nach Luft schnappen – dann wallte um sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher