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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Farris Smith
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kaum mehr als dreißig Zentimeter neben Briscos Kopf aus der Wand.
    »Himmelherrgott!«, rief der andere.
    »Halt die Klappe«, sagte der Schütze. »Ich will dich und den Kleinen da nicht abknallen, aber ich frage nicht noch mal. Ich kann auch deine Leiche durchsuchen. Wo ist das Zeug?«
    »Okay, okay«, sagte Evan. »Bitte schießen Sie nicht mehr.« Er hob den Kopf von Brisco, der jetzt weinte, das Gesicht im Kissen vergraben hatte und sich die Ohren zuhielt. Er schaute den kleinen Mann an, der die anderen Waffen auf den Armen trug und gegen seine Brust presste. Der Mann mit dem Muttermal senkte die Waffe ein wenig, und der Wind heulte draußen über den Platz. Evan setzte sich auf, warf einen Blick in seine Jacke und sagte: »Hier, Sie können alles haben.« Dann zog er die Pistole und schoss den Mann mit der Flinte im Anschlag in die Schulter. Er wurde rückwärts durch die Tür geschleudert. Dann feuerte er auf den anderen Mann, der jetzt die Waffen, die er auf den Armen trug, fallen ließ. Der Mann griff nach Cohens Pistole. Evan schoss ihm in den Brustkorb, und er ging zu Boden. Evan sprang aus dem Bett, während der Mann sich aufzurichten versuchte, um doch noch einen Schuss abzugeben. Evan schoss ihm erneut in die Brust, und der Mann wurde nach hinten geschleudert und blieb regungslos liegen. Bei jedem Schuss schrie Brisco auf und versuchte, sich unter der Decke zu verkriechen. Der kleinere Mann rappelte sich auf und zog die Pistole. Evan schoss wieder, und er kippte mit ausgestreckten Armen nach hinten.
    Brisco schrie, und der Sturm toste. Evans Hände zitterten, als er die Pistole auf die Männer richtete. Er trat näher und stieß den kleineren Mann mit dem Fuß an. Er bewegte sich nicht. Cohens Pistole lag neben ihm auf dem Boden. Evan bückte sich und hob sie auf. Dann ging er durch die Tür und tippte den Mann mit dem Muttermal an. Auch er war tot. Er kniete sich hin, um die Gewehre aufzuheben, aber er zitterte so stark, dass er die Hände unter die Achseln steckte, als könnte er sie auf diese Weise beruhigen. Er kniff die Augen zu, holte tief Luft und versuchte, ruhig zu werden, damit er sich um Brisco kümmern konnte.
    Er gönnte sich nur einige Sekunden, dann zog er die Hände wieder hervor und pustete aus irgendeinem Grund auf sie. Er packte die Remington und die anderen Gewehre und Cohens Schrotflinte und trug sie ins andere Zimmer. Dort legte er sie aufs Bett. Der Regen fegte durchs Fenster, und das zerbrochene Glas lag auf dem Boden. Er ging zurück zu Brisco, setzte sich aufs Bett, zog den kleinen Jungen an sich und hielt ihn fest. Es ist alles gut. Es ist vorbei. Es ist vorbei. Es ist alles gut.
    Dann hörten sie Schritte über sich. Schwere, dröhnende Schritte. Eine Tür wurde aufgerissen, und die Schritte gingen zum oberen Ende der Treppe. Eine Stimme brüllte: »Es ist mir scheißegal, wer da unten ist, aber ich komme jetzt runter, und ich schieße erst und stelle hinterher Fragen!«
    »Nicht schießen!«, rief Evan. »Es ist vorbei!«
    »Das entscheide ich«, schrie Big Jim zurück.
    Er kam langsam die Treppe hinunter und machte nach jedem Schritt eine Pause. Als er im zweiten Stock angekommen war, stieg er über die Männer und die kleine Blutpfütze in der Tür und schaute Evan und Brisco an. Big Jim trug einen Overall ohne Hemd darunter und hatte nur einen Hosenträger über der Schulter. Er hielt eine Schrotflinte im Anschlag, aber er nahm sie herunter, als er die beiden Jungen sah, und schüttelte den Kopf.
    Brisco setzte sich hin. Sein Gesicht war rot, und er wischte sich die Tränen mit der Bettdecke ab. Evan begann zu sprechen, wurde aber von einem lauten Krachen unterbrochen, das wie eine Explosion klang, als der Sturm etwas durch das breite Fenster unten im Café schleuderte. Big Jim wirbelte herum und verschwand im Treppenhaus.
    »Du bleibst hier, Brisco«, sagte Evan. Er stand auf, um Big Jim zu folgen, aber Brisco hielt ihn an der Jacke fest, und er fiel wieder aufs Bett.
    »Lass mich nicht allein!«, schrie er.
    Evan packte seinen kleinen Bruder, hob ihn hoch und stellte ihn aufs Bett.
    »Du hörst sofort auf zu heulen, verstanden! Ich gehe nirgendwo hin, das schwöre ich. Du musst aufhören zu weinen und zu schreien. Es ist nicht einfach, aber es muss sein.« Er wischte dem Kleinen die Tränen aus dem Gesicht. Brisco zog die Nase hoch und versuchte, sich zu beherrschen. »Schau nicht woanders hin, Brisco. Schau nur mich an. Schau mich an.«
    Brisco sah seinen Bruder an,
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