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Mythor - 068 - Traumland der Ambe

Mythor - 068 - Traumland der Ambe

Titel: Mythor - 068 - Traumland der Ambe
Autoren: Vlcek Ernst
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ihre ganze Haltung abweisend.
    »Was für ein Spiel treibst du mit ihm, Isgrin?« fragte sie schließlich.
    »Spiel?« wiederholte Isgrin erstaunt. »Wir lieben uns.«
    Scida blieb abrupt stehen und sah auf die zierliche Hexe hinunter.
    »Liebe?« wiederholte sie nun ihrerseits. »Welche Art von Liebe meinst du?«
    »Die Liebe zwischen Mann und Frau. Mythor hat sie mich gelehrt, ich habe sie erst durch ihn kennengelernt.«
    »Närrin!« Scida schrie es fast. »Und Fronja, die Tochter des Kometen – liebst du sie nicht?«
    »Doch, viel mehr als alles andere.«
    »Und doch buhlst du mit ihr um Mythors Gunst!«
    Isgrin öffnete den Mund, ihre Augen waren weit geöffnet, eine namenlose Angst spiegelte sich darin.
    »Ich sehe, daß du nicht wußtest, wasdu tatest«, sagte Scida etwas milder. »Aber wenn du Fronja wirklich liebst, dann mußt du auf Mythor verzichten. Denn sie ist die Tochter des Kometen, und Mythor ist der Sohn des Kometen! Du weißt besser als ich, daß die beiden füreinander bestimmt sind. Mythor stammt aus Gorgan, der Welt des Männlichen, und deine Zaubermutter Zahda hat sich seiner angenommen, um ihn in geheimer Mission zum Hexenstern zu schicken, auf daß vollzogen werden kann, was in den Geheimen Gesängen der Zaubermütter geschrieben steht und was Zaem und ihre Verbündeten zu verhindern trachten: Die Vereinigung von Hexe und Krieger, eine Verbindung des Weiblichen mit dem Männlichen, von Vanga mit Gorgan…«
    Scida hatte betont salbungsvoll gesprochen und sich ihre Worte gut überlegt, denn als Außenstehende kannte sie die Geheimen Gesänge der Zaubermütter nicht. Aber immerhin war ihr bekannt, daß einige Strophen dieses Thema behandelten, und so drückte sie sich ziemlich allgemein aus, um ein Wissen vorzutäuschen, das sie nicht besaß.
    Sie wollte Isgrin nur in die Schranken weisen, damit sie Mythor nicht seine Bestimmung vergessen ließ. Doch hatte sie nicht ahnen können, daß Isgrin so heftig darauf reagieren würde.
    Isgrin begann zuerst zu zittern, immer heftiger, bis ihr Körper wie von unsichtbaren Kräften geschüttelt würde. Dabei entrang sich ihrer Kehle ein tiefer, unmenschlich klingender Laut, der sich schließlich in einem schrillen Schrei entlud.
    Bevor Scida irgend etwas tun konnte, stürzte die Hexe davon – und hinterließ eine breite Spur verwelkter Pflanzen.
    Scida war erschüttert.
    »Dummes Ding«, sagte sie wie zu ihrer Rechtfertigung. »Von einer hochgestellten Hexe könnte man doch etwas mehr Haltung erwarten.«
    Nicht viel später traf Mythor ein, gefolgt von Gerrek und Lankohr.
    »Wo ist Isgrin?« fragte Mythor gehetzt. Als er Scidas abweisendes Gesicht bemerkte, fragte er: »Du hast sie doch nicht etwa fortgeekelt?«
    »Ich habe ihr die Wahrheit über dich gesagt«, antwortete Scida und erwiderte seinen Blick.
    Mythor kämpfte mühsam um seine Beherrschung. Für einen Moment sah es aus, als wolle er Hand an die Amazone legen.
    »Ich überlege mir ernsthaft, ob ich dich noch länger als meine Wahlmutter anerkennen soll«, sagte er mit mühsam unterdrücktem Zorn. »Du nimmst dir zuviel heraus, Scida, und diesmal bist du zu weit gegangen. Merke dir eines: Über mich und mein Leben bestimme ich alleine.«
    »Und wenn die Welt dabei in Trümmer geht«, erwiderte Scida. »Liebe mag manchmal etwas Wunderbares sein, aber sie kann auch zu einer zerstörerischen Macht werden.«
    »Erspar mir wenigstens deine Plattheiten!« rief Mythor und ballte die Fäuste. Er wandte sich von der Amazone ab und starrte auf einen prächtig blühenden Strauch vor sich. Aber er konnte seinen Anblick nicht genießen, die besänftigende Ausstrahlung der Zauberblumen hatte keine Wirkung auf ihn. Erst als er sah, wie die Blüten unter seinem heftigen Gefühlssturm rasend schnell dahinwelkten, verspürte er eine gewisse Erleichterung.
    »Mythor?« sagte Gerrek zaghaft.
    »Willst du dir nicht Ambes Mausoleum ansehen?«
    Mythor nickte abwesend. Er hatte es geahnt, daß Scida sich einmischen und versuchen würde, Schuldgefühle in Isgrin zu wecken. Dabei war Mythor überzeugt, daß die Amazone ihm nicht damit schaden, sondern nur das Beste für ihn wollte. Das machte alles nur noch schwerer. Er verstand Scida nicht, er begriff diese ganze Frauenwelt nicht. Verstand er überhaupt etwas von Frauen? Er hätte von Isgrin erwartet, daß sie trotz allem zu ihm stehen würde. Aber sie war davongelaufen, weil Fronja zwischen ihnen stand.
    Fronja – die Frau seiner Träume, sein Leitbild. Seit er ihr
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