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Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Titel: Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn
Autoren: Peter Terrid
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fertig, in Tausendschaften zu denken, aber die wenigsten hatten jemals wirklich tausend Mann beieinander gesehen. Sich etwas so Riesiges in Jahren vorzustellen erforderte große Anstrengung.
    Während Lerreigen noch nachdachte, erreichten die beiden Männer eine Halle. Hoch wölbte sich die Decke, und die hängenden und stehenden Kalkgebilde ließen den Eindruck eines unterirdischen Tempels mit einer großen Säulenhalle entstehen.
    »Hallo!« rief Mythor.
    Seltsamerweise bekam er kein Echo zu hören. In der Decke der Halle hingen zahlreiche Öllampen. Mythor fragte sich gar nicht erst, wie diese Lampen mit Brennmaterial versorgt wurden – er ahnte, dass es nicht mit natürlichen Dingen zuging.
    »Was ist das?« fragte Lerreigen erstaunt und deutete auf einige Gegenstände, die aussahen, als seien sie eigens zum Zweck der Betrachtung hier ausgestellt worden.
    »Es sieht aus wie Trümmerstücke«, meinte er anschließend.
    »Es fragt sich nur, wovon«, ergänzte Mythor.
    Sein erster Eindruck war der, dass es sich um Balken eines Schiffes handelte, das hier gestrandet war. Aber wie sollte ein solches Schiff in dieser Unterwelt stranden? Zudem waren die Stücke mit einer weißen Kalkschicht überzogen, die es schwermachte, Einzelheiten zu erkennen.
    »Und dort!«
    Lerreigen deutete auf eine Wand. Mythor trat näher und erblickte ein merkwürdig vertrautes Bildnis.
    Er erinnerte sich. Die Schlacht von Dhuannin. Die Vision. Fronja.
    Ein Schiff und doch keines. Kein Kiel, kein Rumpf, kein Mast, ein befremdliches Segel, ganz rund, von Tauen gehalten…
    Das Gemälde war ebenfalls von Kalk überzogen, nur schwer zu erkennen. Gab es einen Zusammenhang?
    »Schriftzeichen«, sagte Lerreigen und wies auf die Einkerbungen neben und unter dem Bild. »Runen!«
    Mythor schüttelte den Kopf. Er erkannte auf den ersten Blick, dass es sich um Schriftzeichen handeln musste, da hatte Lerreigen durchaus recht. Form und Regelmäßigkeit der Einkerbungen waren Beweise genug.
    Aber es handelte sich nicht um Runen, nicht um Zeichen, die Mythor hätte deuten können. Vielleicht wäre die runenkundige Fahrna dazu in der Lage gewesen, aber wahrscheinlich nicht einmal sie.
    »Kannst du das lesen?« fragte Lerreigen.
    »Leider nicht«, antwortete Mythor bedauernd.
    Lerreigen zuckte mit den Achseln. »Suchen wir weiter. Ich bin gespannt, was wir noch finden werden.«
    *
    Mythor sah sich um.
    Säcke mit Trockenfrüchten. Mehl. Dörrobst. Fleisch, gepökelt und getrocknet. Es gab Flaschen, Beutel, Säcke, Fässer, Kisten. Der Jemand, der hier lebte, hatte sich ein Lager eingerichtet. Es gab auch Öllampen zu sehen, daneben ein Bündel Fackeln.
    Er überlegte nicht lange, sondern entzündete eine der Fackeln. In ihrem Licht betrachtete er das kleine Lager. Sehr viele konnten es nicht sein, die hier lebten, dafür war das Lager nicht groß genug. Vielleicht gab es auch andere Stapelplätze in der Unterwelt der Lichtsplitterinseln.
    Mythor durchmusterte das Lager. An der rückwärtigen Wand gab es einen Metallspiegel. Er blickte kurz hinein… und erstarrte.
    Er sah nicht sich selbst in dem polierten Metall!
    Fronja sah ihn an, lächelte schwach. Mythor zwinkerte, stutzte.
    Dann drang Lerreigens Stimme an sein Ohr. »Hierher, Mythor! Beeile dich!«
    Mythor starrte das Bildnis im Spiegel an. Was hatte Fronja, was hatte ihr Abbild hier zu suchen? Er trat einen Schritt zur Seite. Das Bild verschwand.
    »Schnell, Mythor! Ich habe sie gefunden!«
    Wieder trat Mythor vor den Spiegel. Wieder erschien das Bildnis Fronjas.
    Er begriff. Er würde später eine weitere Probe machen müssen, um völlig sicher sein zu können, aber er ahnte, dass er Fronjas Bild für immer in sich trug – er brauchte nur in einen Spiegel zu sehen, um sich das Bildnis vergegenwärtigen zu können.
    »Komm doch endlich!«
    Mythor riss sich los. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass Lerreigen ihn gerufen hatte. Er verließ das Lager. »Wo steckst du?«
    »Hierher!«
    Lerreigens Stimme wies Mythor den Weg. Es gab eine Nebenhöhle zu der großen Halle, dort hatte Lerreigen etwas gefunden.
    Der Rotbart stand triumphierend auf dem glatten Fels und deutete auf eine Reihe von Löchern im Boden. »Dort sind sie!« rief er immer wieder. »Wir haben sie gefunden!«
    Mythor blickte nach unten.
    Es gab eine ganze Menge dieser Löcher im Boden. Durch die Öffnungen hindurch konnte man Menschen sehen – der erste, den Mythor zu Gesicht bekam, war der Lorvaner Nottr. Er winkte Mythor begeistert
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