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Mythor - 032 - Das Orakel von Theran

Mythor - 032 - Das Orakel von Theran

Titel: Mythor - 032 - Das Orakel von Theran
Autoren: Ernst Vlcek
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Maluk den Eisenring noch dreimal gegen das Tor.
    Es dauerte einige Atemzüge, bevor die beiden großen, eisenbeschlagenen Flügel nach außen aufschwangen. Mythor hielt erwartungsvoll die Luft an.
    War es nun endlich soweit, dass er vor das Orakel hintreten durfte, um Antworten auf die ihn bewegenden Fragen zu erhalten? Oder was sonst erwartete ihn hinter diesem Tor?
    Er sah noch die Orakeldiener, die jeweils zu dritt einen der mächtigen Torflügel aufschoben. Dann erloschen alle Skaraben auf einmal, als senkten sich schwere Tücher über die Gesichter der in Bewegungslosigkeit erstarrten Träger der Leuchtkäfer.
    »Du musst durch das Tor gehen!« flüsterte Maluk in der Dunkelheit Mythor zu. »Lass dich nicht beirren.«
    Mythor setzte einen Fuß vor den anderen.
    »Halt!« rief ihm da eine bekannte Stimme entgegen, und Mythor verhielt unwillkürlich den Schritt. Er erkannte die Stimme als die Gorels. Der Orakeldiener fuhr fort: »Besinne dich, überlege dir, was du tust. Wenn du über diese Schwelle trittst, dann musst du alle Hoffnung fahrenlassen.«
    »Lass dich nicht einschüchtern«, flüsterte ihm Maluk zu. »Du hast einen mächtigen Fürsprecher. Lassat ist auf deiner Seite.« Jetzt ertönte eine andere Stimme aus der Dunkelheit vor Mythor. Sie klang verzerrt und geisterhaft hohl.
    »Wenn es dein freier Wille ist, das Orakel zu befragen, und wenn dieser Wunsch stärker ist als die Angst vor der Wahrheit, dann sollst du diese Schwelle bedenkenlos übertreten.«
    »Das war Lassat!« raunte ihm Maluk zu.
    Mythor gab sich einen Ruck und schritt durch das Tor. Ein enttäuschtes Raunen wurde hörbar. Hinter Mythor schloss sich das schwere Tor mit einem dumpfen Laut.
    Er war im Innersten Orakel. Er spürte, wie etwas nach seinem Arm griff, und zuckte zusammen. »Von mir hast du nichts zu befürchten«, hörte er Gorel sagen. »Ich werde dir den Weg weisen.«
    »Du hast mich schon einmal in die Irre geführt«, sagte Mythor in der Dunkelheit zu seinem Begleiter. »Wie kann ich dir trauen?«
     »Was ich tat, geschah nur zu deinem Besten«, sagte Gorel, und er fügte hinzu: »Und es geschah zum Schutz des Orakels.«
    »Du wirst mich wieder zu täuschen versuchen«, meinte Mythor. »Ich will mich lieber Lassat anvertrauen.«
    »Du bist zu weit vorgedrungen, ich kann dich nun nicht mehr hindern, das Orakel zu befragen«, sagte Gorel. »Du kannst aber noch immer darauf verzichten, die Fragen zu stellen.«
    »Nie!« sagte Mythor. »Ich werde um keinen Preis der Welt verzichten.«
    »Auch nicht, wenn du dich und das Orakel… und vielleicht die gesamte Lichtwelt in Gefahr bringst?« fragte Gorel, während er ihn durch die Finsternis geleitete.
    »Du bist noch immer gegen mich«, stellte Mythor fest. »Darum möchte ich statt deiner lieber Lassat an meiner Seite wissen. Warum gestehst du mir das nicht zu?«
    »Weil Lassat sich schon seit Tagen versteckt«, erwiderte Gorel. »Er tritt nicht mehr in Erscheinung, sondern lässt nur seine geisterhafte Stimme hören. Von seinen Verstecken sieht und hört er alles, und von dort übt er auch seine Macht aus. Aber ich bin sicher, dass auch fremde Ohren und Augen alle Vorgänge in der Orakelstätte sehen und hören. Das Böse hat sich hier eingeschlichen und übt einen immer stärker werdenden Einfluss aus. Darum habe ich alles versucht, dich am Besuch des Orakels zu hindern.«
    »Du hättest mit mir offen über deine Beweggründe sprechen sollen«, sagte Mythor, »anstatt mich hinterlistig zu vertreiben zu versuchen.«
    »Jetzt kennst du die Wahrheit – warum machst du nicht einfach kehrt?«
    »Ich glaube dir nicht mehr, Gorel«, sagte Mythor. »Du willst mich bange machen, weil du aus irgendeinem Grund verhindern willst, dass ich die Wahrheit erfahre.«
    »Ich würde es noch immer tun, notfalls auch mit Gewalt«, sagte Gorel. »Aber ich habe meinen Eid geleistet und bin dadurch verpflichtet, mich an die Ordnung zu halten. Obwohl ich weiß, dass das Böse um uns ist und das Orakel unter seinem Einfluss leidet. Hoffentlich erkennst du das selbst noch rechtzeitig und wirst von deinem Fragerecht keinen Gebrauch machen.«
    »Dann Lass mir wenigstens diese Freiheit«, sagte Mythor verärgert. »Versuche nicht mehr, mich zu beeinflussen. Ich kann sehr gut selbst entscheiden.«
    »Ich habe getan, was ich konnte«, sagte Gorel niedergeschlagen.
    Mythor stieß in der Dunkelheit gegen ein Gespinst und glaubte, sich in einem Spinnennetz verfangen zu haben. Er versuchte, die klebrigen Fäden
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