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Mythica 06 - Goettin des Sieges

Mythica 06 - Goettin des Sieges

Titel: Mythica 06 - Goettin des Sieges
Autoren: P.C. Cast
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die aus der Ferne zu hören waren.
    Venus war es speiübel, als sie zu Hera hinüberging, die sich über eine der Toten beugte. Genau wie all die anderen Frauen im Inneren des Tempels trug sie das blaue Leinengewand derjenigen, die ihr Leben dem Dienst der Göttermutter gewidmet hatten. Das tiefe Rot ihres Blutes war eine groteske Schändung von Heras wunderschönem Tempel, der sonst stets von warmen Pastellfarben, von süßem Weihrauchduft und der Musik lachender Frauenstimmen erfüllt war.
    »Sie war eine meiner ältesten Priesterinnen«, sagte Hera mit tränenerstickter Stimme. »Sie hat sich über vierzig Jahre um meinen Tempel gekümmert.« Sanft berührte die Göttin den Kopf der toten Frau. »Möge deine Reise in die Elysischen Gefilde schnell und friedlich sein«, murmelte sie, und die Luft knisterte unter der Macht ihres Gebets. Hera sah zu Venus auf. »Wir müssen sie alle segnen.«
    »Natürlich.« Venus drückte die Hand ihrer Freundin, dann gingen sie gemeinsam von Körper zu Körper und gaben jeder der gefallenen Priesterinnen einen ewigen Segen des Friedens und Glücks mit auf den Weg.
    Vor Heras Statue inmitten des Allerheiligsten fanden sie zwei Frauen, die selbst noch im Tod schützend die Arme umeinandergeschlungen hatten. Die dunkelhaarige Frau hatte eine schwere Kopfverletzung, und die Brust der Blondine, die mit ihr in den Tod gegangen war, war von einem Schwert durchbohrt worden.
    »Sakrileg! Blasphemie!«, stieß Hera zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und nun wurden Kummer und Entsetzen endlich von gerechtem Zorn verdrängt. »Diese beiden sind nicht einmal meine Priesterinnen. Offenbar waren sie hier, um meinen Beistand zu erbitten.« Die Göttin deutete auf den verschütteten Kelch Wein und das zerbrochene Honigglas, die neben den beiden toten Frauen auf dem Boden lagen.
    »Sie kommt mir irgendwie bekannt vor.« Venus deutete auf die Dunkelhaarige. »So eine lila Stola mit goldenem Rand tragen doch normalerweise nur Mitglieder des Königshauses von Troja, oder?«
    »Hera!« In diesem Moment kam Athene zurück in den Tempel gestürmt. Die grauäugige Göttin war blutüberströmt, und sie hielt eine junge, in blaue Roben gekleidete Frau im Arm. Die Frau stöhnte vor Schmerz. Mit einem erstickten Schrei eilte Hera zu ihr und half Athene, sie behutsam auf den Marmorboden zu legen. Die Königin des Olymp bettete den Kopf der verletzten Priesterin in ihren Schoß.
    Venus blickte auf die Frau hinab – und erkannte, dass sie im Grunde noch ein Mädchen war, kaum aus der Pubertät heraus. Sie hatte eine tiefe Schwertwunde im Oberarm. Ihre Augen waren geschlossen, aber sie stöhnte erneut, was bedeutete, dass sie wenigstens noch lebte.
    »Wer hat das getan?« Heras Stimme klang kalt und hart.
    »Agamemnons Männer. Als ich es gefunden habe, hat mir das Mädchen gesagt, dass die meisten von ihnen schon mit der Priesterin ihrer Wahl ins griechische Lager zurückgekehrt sind. Ich habe dafür gesorgt, dass diejenigen, die so töricht waren, hierzubleiben, die Ewigkeit in den finstersten Regionen der Unterwelt verbringen werden«, berichtete Athene mit zornig funkelnden Augen.
    »Wir müssen sie heilen.«
    »Sie heilen?« Die Göttin des Krieges runzelte die Stirn.
    »Ja, wir drei. Wir müssen sie heilen«, wiederholte die Königin des Olymp und sah ihre beiden Freundinnen fast flehend an.
    »Sollen wir sie nicht in einen schönen Baum oder in einen ewig sprudelnden Brunnen verwandeln, der Eure Tränen symbolisiert?«, fragte Athene.
    »Nein, ich möchte, dass Ihr mir helft, sie zu heilen . Sie bleibt, wer sie ist.«
    »Das ist aber sehr ungewöhnlich. Normalerweise retten wir Sterbliche doch, indem wir sie in etwas anderes verwandeln.«
    Venus verdrehte die Augen. »Lasst uns anfangen!« Entschlossen ergriff sie Heras Hand mit der Rechten und streckte ihre Linke Athene entgegen. »Ja, das Kind zu heilen ist die einzig richtige Entscheidung.«
    »Ich weiß wirklich nicht, warum wir diesmal alles anders machen müssen«, murrte die Göttin des Krieges. Trotzdem nahm sie Venus’ ausgestreckte Hand und schloss dann den Kreis, indem sie auch Heras Hand ergriff.
    Venus überlegte sich gerade einen Heilungsreim, als Hera plötzlich wütend ausrief: »Erhöre mich, Schicksal. Mit der Macht unseres heiligen Kreises lösche ich die Wunde dieses Menschenmädchens aus und verlange, dass sie den brutalen Angriff überlebt!«
    Venus und Athene stockte der Atem. Sie spürten, wie die göttliche Macht durch
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