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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn
Autoren: Brigitte Melzer
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rasch: »Ja.«
    Â»Dir entgeht hier echt was!« Sofort plapperte sie drauflos, was sich in meiner Clique so alles tat. Eigentlich hatte ich gedacht, ich wäre noch nicht lange genug weg, um viel verpasst zu haben. Doch ich hatte mich offensichtlich geirrt. Mike, der das ganze letzte Jahr hinter mir her gewesen und mir zugegebenermaßen auch nicht gleichgültig war, flirtete plötzlich mit Sandra. Hallo?! Hatte der Typ noch nie etwas von einer angemessenen Trauerzeit gehört? Wie konnte er mich so schnell vergessen?
    Mir blieb nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, denn Jenny überrollte mich förmlich mit Neuigkeiten. Wer mit wem, wer konnte sich nicht mehr ausstehen und wo bahnte sich was an. Außerdem plante Jenny eine Party zum Schulbeginn, und Torben tüftelte schon am alljährlichen Herbstfest, das wegen des großen Lagerfeuers immer der Hit war.
    Nach einer Weile begann Jenny zu kichern. »Das Beste hast du übrigens verpasst«, gluckste sie.
    Besser als die Tatsache, dass sich mein Freund - na ja, mein Fast-Freund -, kaum dass ich aus der Stadt war, der
Nächstbesten an den Hals warf? »Was denn?«, fragte ich deshalb wenig interessiert.
    Â»Timo hat mich gefragt, ob ich mit ihm zum Tanzkurs gehe!«, platzte es aus Jenny heraus. Sie war schon seit Monaten verrückt nach Timo, hatte sich aber nie getraut, ihm das zu sagen - und Timo war nun auch kein Kommunikationswunder. So waren die beiden umeinander herumgeschlichen, ohne dass einer gewagt hätte, den Anfang zu machen. »In zwei Wochen geht es los! Ist das nicht genial?« Sie plapperte weiter, erzählte in grausamen Einzelheiten, was Timo mit welchem Blick, welcher Körperhaltung und in welcher Tonlage gesagt hatte. Alles Dinge, die mich noch vor ein paar Tagen brennend interessiert hätten. Jetzt jedoch hätte ich Jenny am liebsten angeschnauzt, sie solle endlich die Klappe halten. Nicht dass mich ihr Glück nicht interessiert hätte. Natürlich tat es das! Sie war immerhin meine beste Freundin. Aber es tat weh. Ich wollte von ihr hören, wie sehr sie mich vermisste und dass sie es kaum aushielt, ohne unsere gemeinsamen Unternehmungen. Ich wollte hören, wie die Clique trauernd im Park hockte und über meinen Weggang lamentierte. Stattdessen erzählte sie mir, wie viel Spaß alle hatten!
    Â»Weißt du was«, fiel ich ihr ins Wort, als ich es nicht länger aushielt, »das erzählst du mir am besten haarklein, wenn ich wieder da bin.«
    Â»Du kommst zurück!?!«
    Â»Worauf du wetten kannst!«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, vielleicht eine hundertstel Sekunde, dann setzte am anderen Ende der Leitung lautes Jubelgeschrei ein, das mich knapp am Hörsturz vorbeischrammen ließ. Nachdem Jenny sich endlich wieder eingekriegt hatte, japste sie: »Wie …? Was …? Wann …?«
    Nun war es an mir, in allen Einzelheiten zu berichten, was sich Sophie, Marius und ich ausgedacht hatten. Als ich von meinem drastischen Umstyling erzählte, brach Jenny in schallendes Gelächter aus. »Das würde ich zu gerne sehen!«
    Ich ignorierte ihre Worte und redete immer weiter. Von meinen Eltern, die das Haus noch nicht verkauft hatten, meinen Geschwistern, die es hier ebenso hassten, wie ich, und davon, dass hier alles einfach nur laut, groß und unübersichtlich war. Was mir gestern auf meinem Weg durch die Innenstadt keineswegs entgangen war.
    Â»Jedenfalls haben wir nicht vor, uns hier einzuleben«, kam ich endlich zum Schluss.
    Am anderen Ende der Leitung herrschte ein langes Schweigen, dann kam ein gedehntes »Wow« aus dem Hörer.
    Â»Ist das alles, was dir dazu einfällt?«
    Statt mir Vorschläge zu machen, was wir noch tun könnten, fragte sie: »Kannst du mir ein Foto von deinem neuen Outfit mailen?«
    Â»Nein!« Es genügte schon, wenn ich mich hier vor meiner Familie zum Horst machte. Ganz sicher sollten meine Freunde mich nicht in diesem Zustand sehen!
    Â»Weißt du, Charlie«, kam es zögernd vom anderen Ende der Leitung, »ich fände es wirklich schön, wenn du wieder hier wärst, aber du solltest dir vielleicht lieber nicht zu viel Hoffnung machen.«
    Â»Wie bitte?!« War das dieselbe Freundin, mit der zusammen ich meine Zukunft geplant hatte? Die, mit der ich einmal in eine Wohngemeinschaft ziehen und zusammen studieren wollte? Ausgerechnet sie fiel mir jetzt in den
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