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My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

Titel: My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss
Autoren: Lore
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erfüllen, aber dieses Ansinnen fand ich falsch und unehrenhaft. Er hielt mir vor, ich sei feige, machte sich über meine Prüderie lächerlich und meinte, ich hätte ihn nur aus Eitelkeit kaltblütig an der Nase herumgeführt.“
    „Das war niederträchtig und gemein“, warf Olivia kopfschüttelnd ein.
    „Ja“, stimmte Madeleine ihr zu. „Und dann bin ich mit ihm und den anderen heimlich nach Dalney Castle gefahren. Beim Essen im Torhaus haben wir viel Wein und Champagner getrunken, und irgendwie trug das dazu bei, daß mein innerer Widerstand gegen Mr. Foresters Absichten langsam schmolz. Ich geriet in eine gefühlsduselige Stimmung und versprach ihm, mich seinen Wünschen zu fügen. Wir gingen in das im ersten Stock gelegene Zimmer, und dort benahm er sich so aufdringlich und grob, daß ich schnell zur Vernunft kam und mich weigerte, ihm zu Willen zu sein. Er wurde furchtbar wütend und schrie mich an, wenn ich jetzt einen Rückzieher machte, würde ich das ihm gegebene Versprechen brechen. Ich wurde unschlüssig, weil ich ihn nicht enttäuschen wollte, und gab schließlich nach. Er hat mir sehr weh getan, und ich fühlte mich schrecklich erniedrigt.“
    „Das muß ein niederschmetterndes Erlebnis für Sie gewesen sein“, sagte Olivia mitfühlend.
    „Ja, auf dem Heimweg habe ich die meiste Zeit geweint. Mr. Forester hatte kein Wort des Trostes für mich und äußerte, eine so prüde eingestellte Heulsuse wie ich würde nie lernen, einem Mann Vergnügen zu bereiten. Und dann war plötzlich der Mann auf der Straße. Er fuhr ihn an, lehnte es jedoch ab, anzuhalten und nachzusehen, was passiert war.“
    „Er hat Sie abscheulich behandelt!“ stellte Olivia erschüttert fest. Der Grund für sein Benehmen lag auf der Hand. Da er Parmouth bald verlassen mußte, war der Ausflug nach Dalney Castle die letzte Möglichkeit, das zu bekommen, was er sich in den Kopf gesetzt hatte. Olivia war überzeugt, daß er, sobald er beim Militär war, keinen Gedanken mehr an Miss Osgood verschwendet hätte. „Da Sie erkannt haben, welch selbstsüchtiger, charakterloser Mensch er ist“, sagte sie ernst, „werden Sie ihn bald vergessen haben.“
    „Ja, ich habe die unselige Leidenschaft für ihn verwunden“, gestand Madeleine.
    „Aber nun habe ich kein Elternhaus mehr. Doch das ist mir gleich. Ich habe von den Osgoods nie viel Liebe empfangen.“
    „Waren Sie bei ihnen denn nicht glücklich? Sie haben stets sehr zufrieden gewirkt, mehr als andere Mädchen Ihres Alters.“
    „Ja, ich hatte ein sehr angenehmes Leben. Ich konnte alles lernen, worauf Mrs.
    Osgood so viel Wert legt. Außerdem bin ich nicht häßlich. Auf ein unansehnliches, linkisches Mädchen wäre sie längst nicht so stolz gewesen.“ Madeleine schaute in die Flammen des Kaminfeuers und sagte leise: „Ich glaube, ich werde zu den französischen Nonnen ins Kloster gehen. Es ist nicht weit von Brantisford entfernt.“
    „Ins Kloster?“ wiederholte Olivia bestürzt. „Meine Liebe, warum wollen Sie Nonne werden? Sie sind doch erst achtzehn Jahre alt! Ihr Leben ist noch nicht zu Ende, ganz gleich, was Sie im Moment denken mögen.“
    „Nein, ich fühle mich nicht zum geistlichen Stand berufen“, entgegnete Madeleine. „Im Kloster fände ich jedoch Zuflucht. Ich habe von einer Dame gehört, die ebenfalls in einen Skandal verwickelt war und sich zu den frommen Schwestern zurückgezogen hat. Mr. Forester hat mir von ihr erzählt. Wenn ich mich richtig erinnere, waren Sie damals bei dem Gespräch dabei.“
    „Ja, ich entsinne mich“, bestätigte Olivia. Ihr war noch lebhaft ihre Fassungslosigkeit im Gedächtnis, nachdem sie gehört hatte, daß Thomas Brooke Lady Laybourne nicht heiraten wollte und seine Geliebte sich vor dem Skandal zu den französischen Nonnen flüchten mußte. Ehe sie sich dazu äußern konnte, wurde die Salontür geöffnet, und die Cousine und der Onkel kehrten vom Gottesdienst zurück.
    Flora erzählte der Freundin, sie habe Walter Cottle vor der Kirche getroffen und ihm anvertraut, es sei Madeleine zu verdanken, daß er nun von aller Schuld an dem Unfall reingewaschen war. Seine Freude war grenzenlos, und er ließ Miss Osgood ausrichten, er sei ihr von Herzen dankbar. Mittlerweile hatte sich im ganzen Ort herumgesprochen, daß er nicht für das tragische Ereignis verantwortlich gemacht werden konnte. Im übrigen konnte Flora berichten, daß Mr. Chapman sich bereits auf dem Wege der Besserung befand.
    Olivia wußte nicht, was sie von
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