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My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

Titel: My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss
Autoren: Lore
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Miss Osgoods Absicht, sich in das Kloster zurückzuziehen, halten sollte. Vor einem solchen Schritt galt es viel zu berücksichtigen. Aber weder der Onkel noch die Cousine waren geeignet, diese Sache zu besprechen.
    Olivia suchte deshalb am Nachmittag Mrs. Channing auf. Als sie an das Portal klopfen wollte, nahm sie aus dem Augenwinkel jemanden wahr, der um die Hausecke kam, jäh stehenblieb und dann hastig verschwand. Aber sie hatte Lionel Forester erkannt und wußte, er fürchtete sich davor, ihr zu begegnen.
    Der Butler öffnete auf ihr Pochen und führte sie in die Bibliothek zu Mr. Brooke und Mrs. Channing.
    Olivia wurde mit Fragen nach Miss Osgoods Befinden überhäuft und beantwortete sie ausführlich. Sie übermittelte Mr. Brooke auch den Dank des jungen Mädchens für die Reitung vor dem Tod.
    „Ach, das war doch selbstverständlich“, sagte er bescheiden.
    „Sie können es nicht ertragen, wenn jemand sich Ihnen verbunden fühlt, nicht wahr?“ warf Martha lächelnd ein.
    „Das arme Kind mag in Zukunft nicht viel Anlaß haben, dankbar zu sein“, erwiderte Tom stirnrunzelnd und fügte ernst hinzu: „Ich bin froh, daß Lionel morgen aus Parmouth abreist. General Durnford hat ihm einen Posten bei einem in Gibraltar stationierten Regiment verschafft. Durch einen glücklichen Zufall befindet ein Offizier dieses Regimentes sich auf der Durchreise von Cornwall und hat zugesagt, Lionel abzuholen und ihn in Portsmouth an Bord des nach Gibralter segelnden Schiffes zu bringen. Lionel hat keine Einwände gegen dieses Arrangement erhoben. Ihm ist klar, daß er keinen Penny seiner monatlichen Apanage erhält, wenn er sich meinen Anweisungen nicht fügt. Außerdem ist ihm in Parmouth der Boden viel zu heiß unter den Füßen geworden, und er hat es sehr eilig, den Ort zu verlassen.“
    „Wir alle werden uns wohler fühlen, wenn er nicht mehr hier ist“, bemerkte Martha. „Doch seine Abreise löst nicht das Problem, was aus Miss Osgood werden soll. Ihr Onkel, Miss Fenimore, war sehr liebenswürdig, aber es wäre nicht gut für Miss Osgood, wenn sie weiterhin hier lebt, nachdem ihre Adoptiveltern sie vor die Tür gesetzt haben. Selbst wenn man sich den Grund noch nicht zusammenreimen kann, wird man sich über Madeleine den Mund zerreißen.“
    „Dank Mrs. Walkers Geschwätzigkeit wird es nicht lange ein Geheimnis bleiben, warum sie nicht mehr bei den Eltern wohnt“, sagte Tom ungehalten. „Mir ist zu Ohren gekommen, daß Mrs. Walker die Geschichte schon mit allen Ausschmückungen unter die Leute gebracht hat. Sie ist einfach nicht imstande, die Zunge im Zaum zu halten.“
    Olivia merkte, daß Mr. Brooke keine Anstalten machte, sie mit Mrs. Channing allein zu lassen. Widerstrebend entschloß sie sich, ihnen Madeleines Absichten mitzuteilen.
    Nachdem er gehört hatte, was Miss Osgood vorhatte, stand Tom auf, schlenderte zum Fenster und äußerte nachdenklich: „Die Osgoods haben mit ihr gebrochen und verleugnen sogar ihre Existenz. Und das, nachdem sie so lange Elternstelle bei ihr vertreten haben! Wenn sie also darauf besteht, soll sie zu den Nonnen fahren und bei ihnen Trost und Rat suchen. Sie werden sie gewiß nicht zwingen, für immer im Kloster zu bleiben. Wer wird sie begleiten und den Schwestern erklären, warum sie zu ihnen kommt? Ich kann das nicht. Wie wäre es mit Ihnen, Mrs. Channing?“
    „Oje, das ist nicht möglich“, antwortete sie bedauernd. „Der Gesundheitszustand meines Gatten läßt das nicht zu.“
    „Nein, natürlich nicht“, stimmte Tom ihr zu. „Ich hätte daran denken sollen.“
    „Ich werde mit Miss Osgood reisen“, schlug Olivia vor.
    „Nein, das kommt nicht in Frage“, widersprach Tom rasch. „Sie sind nicht verheiratet, Madam.“ Als ihm auffiel, wie peinlich die Bemerkung gewesen war, hielt er betroffen inne und sagte nach kurzer Pause entschuldigend: „Verzeihen Sie, Miss Fenimore. Ich wollte nicht unhöflich sein. Aber ich finde, Sie sollten nicht in diese Sache hineingezogen werden.“
    „Warum sollte sie Miss Osgood nicht begleiten?“ wunderte sich Martha. „Würden die Nonnen das wirklich als unschicklich empfinden? Es ist doch ein leichtes, einen falschen Eindruck zu vermeiden. Ich werde der Oberin einen Brief schreiben und ihr die Situation erklären. Miss Fenimore wird ihn dann abgeben und in der Kutsche warten, ob Miss Osgood im Kloster bleiben kann oder nicht.“
    „Gut, damit bin ich einverstanden“, erwiderte Tom. „Vorausgesetzt, Miss Fenimore, Sie
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