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Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Titel: Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist
Autoren: Rita Mae Brown
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Stafford nicht aufkreuzt, und Mim wird sterben, wenn er aufkreuzt – die Hochzeit, ihr Ereignis des Jahres, verschandelt durch die Ankunft ihrer schwarzen Schwiegertochter. Das Leben wäre viel einfacher, wenn Mim ihre Plantagenmentalität überwinden könnte.« Susan trommelte wieder auf den Tisch.
    »Ja, aber dann müsste sie sich der menschlichen Gattung zugesellen. Ich glaube, sie ist emotional impotent und möchte ihr Leiden weltweit verbreiten. Wenn sie ihre Einstellung ändern würde, müsste sie womöglich etwas fühlen, verstehst du? Sie müsste womöglich zugeben, dass sie sich geirrt hat und dass sie ihre Kinder verletzt hat, dass sie sie verletzt und ihnen Narben zugefügt hat.«
    Susan saß einen Moment schweigend da und betrachtete die Überreste des üppigen Mahls. »Ja. Hier, Tucker.«
    »He, he, und wo bleib ich?«, schrie Mrs Murphy.
    »Oh. Hier, du großes Baby.« Harry schob ihr den Teller hinüber. Sie war satt.
    Mrs Murphy fraß, was übrig war, bis auf die Tomaten. Als kleines Kätzchen hatte sie einmal eine Tomate gegessen und sich geschworen, dass es das letzte Mal gewesen war.
    Harry schlenderte zum Postamt zurück, und der Rest des Tages verlief ereignislos. Market brachte ein paar Knochen vorbei. Courtney nahm die Post an sich, während ihr Dad eine Runde schwatzte.
    Nach der Arbeit ging Harry nach Hause. Sie liebte den mehr als drei Kilometer langen Spaziergang am Morgen und am Nachmittag. Er verschaffte ihr, der Katze und dem Hund reichlich Bewegung. Zu Hause wusch sie ihren alten blauen Wagen und jätete den Garten. Danach machte sie den Kühlschrank sauber, und ehe sie sich’s versah, war es Zeit, zu Bett zu gehen.
    Sie las ein bisschen, während Mrs Murphy sich an ihre Seite kuschelte. Tucker schnarchte am Fußende des Bettes. Harry knipste die Lampe aus, genau wie es, verborgen hinter ihren Jalousien, Rollläden und hohen Hecken, die übrigen Einwohner von Crozet taten.
    Wieder war ein Tag zu Ende, friedlich und auf seine Art vollkommen. Hätte Harry geahnt, was der nächste bringen würde, sie hätte diesen wohl noch mehr genossen.

 
2
     
    Mrs Murphy schlug einen Purzelbaum, während sie einen Grashüpfer jagte. Diesen Witschern, wie sie sie nannte, konnte sie einfach nicht widerstehen. Tucker, die sich nicht für Insekten interessierte, warf ein scharfes Auge auf die Eichhörnchen, die so dämlich waren, über die Railroad Avenue zu huschen. Die alte eckige Uhr an Harrys Handgelenk, die ihrem Vater gehört hatte, zeigte 6 Uhr 30 morgens, und von den Schienen stieg die Hitze auf. Es war ein für Virginia typischer Julitag, einer von der Art, die die Wettermänner und Wetterfrauen im Fernsehen veranlassten zu plärren, es werde heiß, feucht und dunstig werden, ohne Aussicht auf Veränderungen. Dann rieten sie den Zuschauern, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Folgte der Schnitt auf einen Werbespot für Limonade, so ein Zufall.
    Harry dachte an ihre Kindheit zurück. Mit dreiunddreißig war sie nicht gerade alt, aber auch nicht mehr jung. Sie fand, dass die Zeiten mehr vom Kommerz geprägt waren, es herrschte ein rüderer Ton. Sogar Bestattungsunternehmer machten Werbung. Ihr nächster Reklametrick würde vermutlich ein Tote-Miss-Amerika-Wettbewerb sein, um festzustellen, wer die Verstorbenen am besten herzurichten verstand. Etwas war während Harrys Lebensspanne mit Amerika geschehen, etwas, das sie nicht ganz begreifen, jedoch intensiv fühlen konnte. Es gab keinen Wettbewerb zwischen Gott und dem Goldenen Kalb. Geld war heutzutage Gott. Kleine grüne Scheine mit den Bildnissen Verstorbener wurden angebetet. Die Menschen töteten nicht mehr für die Liebe. Sie töteten für Geld.
    Merkwürdig, in einer Zeit geistiger Hungersnot zu leben. Sie beobachtete Katze und Hund beim Fangenspiel und fragte sich, wieso ihre eigene Gattung sich so weit hatte forttreiben lassen von der animalischen Existenz, dem puren Vergnügen am Jetzt.
    Harry hielt sich durchaus nicht für eine philosophische Natur, doch in letzter Zeit hatte sie sich mehr und mehr Gedanken über den Sinn ihres Lebens gemacht – und nicht nur des ihren. Nicht einmal Susan mochte sie erzählen, was ihr in diesen Tagen durch den Kopf schwirrte, weil es so verstörend und traurig war. Manchmal dachte sie, sie trauere ihrer verlorenen Jugend nach, und dies sei der tiefere Grund für ihre trüben Gedanken. Vielleicht nötigte sie der Umbruch, den die Scheidung mit sich brachte, zur inneren Einkehr. Oder vielleicht waren es
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