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Mountain Bike Boy

Mountain Bike Boy

Titel: Mountain Bike Boy
Autoren: Martin Frank
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wie ich ihn in Erinnerung hatte, und schraubte an einem Mountain Bike herum, das er, gemäss Patrick, für einen der besten Mountain Bikefahrer der Schweiz aus amerikanischen und japanischen Teilen nach Mass und Wunsch zusammenstellte. Ich sagte sofort, "dann kann er mir ja auch eines bauen, und dir auch!"
    "Kein Problem!"
    Philip konnte der Versuchung nicht widerstehen, carte blanche für zwei Mountain Bikes zu haben, er beriet und entschied zu gleich, interessiert das Beste zusammenzustellen und zugleich spöttisch, Chrommoly und Carbon zu verschwenden für Leute, die auch ein Warenhausrad nie ausreizen könnten. Ich freute mich auf das Mountain Bike wie auf ein Kunstwerk, entschlossen, es in meinem Schlafzimmer an die Wand zu lehnen, um die Schönheit dessen zu beschwören, der es gebaut hatte.
    Jetzt, wo er mit uns sprach, wenn auch nur über Bremsen und Sättel, kam er mir noch begehrenswerter vor, er hatte die Direktheit, die uns an Mogoloiden je nach Situation rührt oder peinlich ist. Er setzte mich auf eines seiner Räder, korrigierte meine Position, meinen Körper professionell und hemmungslos anfassend, mit glücklichem Lachen und strahlenden Augen, doch ohne Zweideutigkeit, als könnte er sich nicht vorstellen, dass es Schwule gab. Er berührte mich, wie man einen Hund berührt, glücklich zu berühren.
    Nach ein paar Wochen waren die Mountain Bikes fertig, ich freute mich, Patrick die gleichen engenanliegenden Shorts zu kaufen, die Philip trug, und sie ihm auszuziehen, mir vorstellend, Philip auszuziehen; mein Mountain Bike stand zuerst in meinem Schlafzimmer, dann nahm ich es in Büro, wo es, elegant wie der Mahagonipropeller in Blow-Up mir vor Augen hielt, was ich wollte.
    Mehrmals hatte ich Philip eingeladen, auf den See, zum Essen, immer erfolglos, ebenso erfolglos hatte ich Patrick aufgefordert, Philip mitzubringen, Patrick schien nicht zu stören, dass ich mich für Philip interessierte, doch hörte ich aus seinem, "ich habe ihn schon gefragt," dass er nicht hoffte, Philip aus ihrer Garage locken zu können.
    Es war hoffnungslos. Auf dem Boot, und in einer Stunde, wo meine Finger auf seinem nackten Körper die Figuren meiner Begierde zeichneten, gestand ich Patrick unverschämt, dass Philip mir gefiele.
    "Dann geh doch mit ihm Mountain Bike fahren! Sonst interessiert ihn nichts."
    Ich ging mit Philip Mountain Bike fahren. Die steilsten Berge, die schmutzigsten Wege, ich kaufte einen GMC Explorer, ich brauchte nur vor die Garage zu fahren und zu sagen, "kommst du mit, ich habe da im Jura eine Strecke entdeckt..." Ich fühlte mich, als wäre ich zehn Jahre alt, und klingle an Nachbars Türe, "kommst du spielen?"
    Bald übernachteten wir im Zelt, er liess sich in den Armen halten, aber nicht küssen, nicht umarmen.
    Patrick kam mit oder nicht mit, solange er im Luxus in meiner Wohnung leben konnte, war er zufrieden. In schönen Kleidern zu träumen, war ihm lieber, als geliebt zu werden, oder gar lieben zu müssen.
     
    Zusammen sahen wir am Fernsehen Bilder von Ruanda und Burundi gesehen. Patrick und ich vergassen sie. Ist es nicht zu unserem eigenen Schutze, dass wir uns angewöhnen, zu vergessen, was wir nicht ändern können, oder nicht ändern zu können glauben. Doch Philip liessen die Bilder nicht los. Wenn er sprach, sprach er nur davon, wie er vorher nur von Mountain Bikes gesprochen hatte. Ich mimte Verständnis, gab ihm Geld für Spenden. Ich wusste, dass er mich nie lieben würde, dass ich meine Zeit verschwendete, falls ich mehr erhoffte als sein Nähe.
    Auf der Rückfahrt von einer eigentlich katastrophal verlaufenen Mountain Bike-Tour, Regen, Dreck, Stürze, böse Schürfungen, doch Philip bedeuteten Verletzungen nichts, und mir nichts, wenn er bei mir war. Nachts spürte ich die Müdigkeit der sportlichen Anstrengung. Es regnete so heftig, dass ich mir überlegte, irgendwo in ein einigermassen anständiges Hotel zu fahren. Ich fahre nicht gern nachts im Regen, auch wenn es nur zwei Stunden sind. Philip sprach wieder über Ruanda, die Kinder, dass man ein Flugzeug chartern müsste um die Kinder in die Schweiz zu fliegen. Er hatte recht, doch weiss ich, dass diese Dinge immer im Morast der Realität versinken, aus hundertausend Franken gehen zwanzigtausend für Werbung für weiteres Geld drauf, zehntausend für Business Class Tickets, sechzigtausend für einen klimatisierten Land Rover, bleiben zehntausend für hungernde Kinder, wovon die Hälfte geklaut wird, der Rest ist für die,
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