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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger
Autoren: M.A. Foster
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Maschinen sind ganz gut und sehr schnell, aber sie sind begrenzter als wir. Mit diesem hier können wir direkt sehen und es dann für das Schiff in Zahlen umsetzen.“
    „Bist du fertig? Laß mich das Ding mal sehen! Ich h a be solch ein Gerät noch nie zuvor gesehen …“
    „Na gut, eigentlich müßte ich noch ein paar andere Messungen machen …“
    „Gib es mir! Ich will es prüfen. Ich kann mir nicht denken, wie es funktioniert, da ist keine Struktur …“ Seine Stimme wurde leiser, endete mitten im Satz. Er starrte in den Geschichtensammler und bekam glasige Augen. Eher wie die Menschen – weniger wie die Ler. Han erinnerte sich, erinnerte sich auch noch an Reste seiner eigenen Vision, bruchstückhafte Nachwirkungen.
    Er sagte zu Aving: „Elektronische Optik. Schau hi n ein, beobachte die Drähte. Halte es im rechten Winkel zur Sonne, dann kannst du besser sehen.“
    Aving nahm den Geschichtensammler, und ohne den Blick davon zu wenden, nahm er ihn so, wie Han es ihm gesagt hatte. Noch immer war die Strahlenwaffe auf Li s zendir gerichtet, aber er wurde schon unaufmerksamer. Einen Moment lang verspürte Han so etwas wie Mitleid mit ihm. Das, was ihm gleich passieren würde, war nicht lustig, ganz und gar nicht …
    Aving murmelte schon fast unhörbar: „Ich kann es nicht sehen … “
    Liszendir, die seinen Tonfall genau mitbekommen ha t te, machte sich sprungbereit. Han deutete ihr an, sich nicht zu bewegen. Sie sollte diesen Vorgang jetzt nicht unterbrechen. Aving war der Fisch, und er sollte selber zubeißen.
    „Du brauchst mehr Licht, Aving“, sagte Han. Und während er die Sicherungen des Lichtfilters für den Sichtschirm herausdrehte, zog er Liszendir und Usteyin zu Boden. Mit dem Ausfall des Filters flutete plötzlich die gesamte Spannbreite des sichtbaren Lichtspektrums über den Schirm und zeigte die Sonne in ihrer vollen Lichtintensität. Das gleißend-weiße Licht erfüllte den Raum. Und mittendrin: Aving, unbeweglich, den Sam m ler in der freien Hand, die Augen starr ins Leere geric h tet. Die Strahlenwaffe entglitt seinem schlaffen Griff, Liszendir nahm sie vom Boden auf. Han beugte sich hi n über zum Instrumentenbrett und schaltete die Sicheru n gen des Lichtfilters wieder ein. Der Bildschirm wurde dunkler, reduzierte das Strahlen der Sonne und verwa n delte die schmerzhafte Helligkeit in ein erträgliches Halbdunkel.
    Aving stand noch immer in der gleichen Haltung, hielt den Sammler und starrte in die Tiefen der funkelnden Drähte. Alle drei, Han, Liszendir und Usteyin standen auf. Aving reagierte nicht – kein Anzeichen, daß er sie überhaupt wahrnahm.
    Liszendir konnte einen Ausdruck des Abscheus um die Mundwinkel herum nicht verbergen. „Ist er jetzt weh r los?“ fragte sie.
    Usteyin entgegnete: „O ja, für immer. Zuerst habe ich nicht begriffen, was Han vorhatte, dann aber wurde es mir klar. Ein guter Trick. Ich selbst wäre nicht daraufg e kommen. Schaut her, ich zeig es euch.“ Sie ging hinüber zu der still vor sich hinstarrenden Gestalt und nahm ihr ohne Mühe den Geschichtensammler aus der Hand. Man merkte, daß er ihn nur ungern fahren ließ. Die Gestalt erzitterte wie bei einem plötzlichen Schüttelfrost, machte aber sonst keine weiteren Bewegungen und starrte auch dann noch auf jene Stelle, wo zuvor der Geschichte n sammler gewesen war.
    „Gut so, genau richtig“, sagte sie mit sanfter Stimme, in der Genugtuung und leichter Ärger mitschwang. Dann trat sie hinter Aving, stieß ihn in die Kniekehlen und fing ihn auf, als er zusammensackte. Dann wandte sie sich an Han.
    „Ein guter Trick, der beste, den ich je gesehen habe. Aber auf Kosten meines Geschichtensammlers – ein h o her Preis für einen wie Aving.“ Hier lag auch der Grund für ihren Ärger, der nun langsam verrauchte.
    „Wie denn? Warum denn?“
    „Ich sagte es dir vorher schon: Man geht einen Schritt zu weit, und der Geist ist gefangen. Genau das ist Aving passiert – du hast ihn hineingelockt. Aber nun hat der Geschichtensammler seinen Geist, und der nächste, der ihn benutzt, wird von ihm erfaßt, wird ein Teil von Aving, in seinem eigenen Ich, in seinem Geist. Mag sein, daß dieser Teil sehr groß ist, daß Avings Ich stark genug ist, um selbst von dir Besitz zu ergreifen, falls du noch einmal hineinschaust.“
    „Wie kann das sein? Das ist ja wie Hypnose.“
    „Nein, es ist mehr als das – die Art, wie du es hältst, die Spannung, alles das spielt eine Rolle. Frag Han! Er weiß es jetzt, er
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