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Morgendaemmerung der Liebe

Morgendaemmerung der Liebe

Titel: Morgendaemmerung der Liebe
Autoren: Penny Jordan
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auf Jessicas seidig glänzendes dunkelrotes Haar, als die Cousine den Kopf beugte. Dann änderte sie taktvoll das Thema. „Wie schaffst du es nur, deine Nägel so perfekt zu lackieren?“
    „Das ist nicht schwierig. Alles, was du dazu brauchst, sind ein gutes Auge und eine ruhige Hand.“ Jessica sah auf und grinste. „Außerdem … wer wird mich schon als Dekorateurin anheuern, wenn ich nicht einmal meine Nägel richtig anmalen kann?“
    „Ich schaffe es nicht einmal, meine Nägel so lang wachsen zu lassen.“ Beth seufzte. Jessica war mit jedem nur denkbaren weiblichen Attribut ausgestattet. Obwohl sie gern verkündete, sie glaube weder an die Liebe, noch habe sie die Absicht zu heiraten, war sich Beth sicher, dass ihre Cousine unzählige Verehrer hatte.
    Vielleicht konnte man Jessica nicht im üblichen Sinne hübsch nennen, doch sie besaß etwas, das attraktiver war als augenscheinliche Schönheit. Wer sie ansah, meinte, in einen Bergsee mit kristallklarem Wasser zu schauen, so tief und so rein, dass man automatisch den Atem anhielt. Jessica strahlte Ruhe und innere Gelassenheit aus. Doch sie war nicht immer so gewesen. Beth erinnerte sich noch gut an das kleine Mädchen, das auf Bäume kletterte, Wettrennen gewann und ständig mit blauen Flecken übersät war. In jenen Tagen hatten die violetten Augen immer übermütig gefunkelt, ihr Mund hatte selten stillgestanden, und sie war ständig in Bewegung gewesen.
    Mit zehn war Beth grenzenlos eifersüchtig auf die vier Jahre ältere Cousine und deren Nähe zu ihrem Stiefbruder gewesen. Obwohl Jake bereits zur Universität ging, verbrachte er einen großen Teil seiner freien Zeit mit seiner jüngeren Stiefschwester. Als Einzelkind hatte sie die beiden immer um ihre Nähe zueinander beneidet, doch dann war irgendetwas geschehen … Wenn sie jetzt Jessica gegenüber Jakes Namen erwähnte, spürte sie genau, wie Jessica sich gereizt verschloss. Und jedes Mal, wenn sie im Beisein von Jake über Jessica sprach, verzog er nur spöttisch den Mund, und seine Augen blickten kalt wie Eis.
    „Ich habe noch nichts für das Wochenende geplant“, hob Beth jetzt an. „Ich dachte mir, du würdest heute vielleicht einen ruhigen Abend vorziehen, und für morgen laden wir ein paar Freunde zum Dinner ein. Ich möchte doch so gern mit meiner erfolgreichen Cousine angeben. Und mit Jake, natürlich“, fügte sie zerstreut hinzu. „Habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass seine jetzige Freundin hier ganz in der Nähe wohnt? Amanda ist ein nettes Mädchen, aber ein bisschen jung für Jake. Sehr hübsch und sehr ehrgeizig.“
    Jessica war nur froh, dass sie Beth in diesem Moment nicht ansehen musste. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Jake wollte hierherkommen? Ihr erster Gedanke war der an Flucht, doch sie konnte unmöglich von hier verschwinden, das wusste sie. Wenn sie jetzt abfuhr, würde Beth es erraten. Es war eine Sache, dass die Familie dachte, Jake und sie könnten sich nicht ausstehen, aber niemand sollte erfahren, wie verletzt sie wirklich war.
    „Jessica, ist alles in Ordnung mit dir? Du bist plötzlich schrecklich blass.“
    „Ein Rotschopf muss blass ein.“ Jessica versteckte sich hinter einer überheblichen Miene. „Wenn es Mark nicht gut geht, wundert es mich, dass Jake sich freimachen kann.“
    „Oh, zum Teil hat sein Besuch wohl geschäftliche Gründe. Onkel Marks Firma ‚Brierton Plastics‘ und das Unternehmen von Amandas Vater fusionieren. Es ist kein Geheimnis: Ihre Eltern hoffen darauf, dass Amanda und Jake heiraten. Ich persönlich halte das für eher unwahrscheinlich. Amanda ist erst neunzehn. Sicher, sie ist nett, aber nicht die Frau, die Jake für ein gemeinsames Leben wählen würde.“ Beth krauste die Nase. „Obwohl Onkel Mark ihn bestimmt gern verheiratet sähe. Er und deine Mutter beschweren sich immer, dass du ihnen wohl so bald keine Enkelkinder schenken wirst.“
    „Stimmt, das ist eher unwahrscheinlich.“ Jessica betete darum, dass Beth nicht hinter ihre kühle Fassade sehen konnte. Jake … verheiratet! Die Vorstellung zerriss sie, ließ die Schutzmauer, die sie in sechs Jahren aufgebaut hatte, in Bruchteilen von Sekunden zu einer Ruine verfallen. Dabei hatte sie doch immer gewusst, dass Jake heiraten wollte, schon vor sechs Jahren. Er wünschte sich einen Sohn, der die Firma weiterführen sollte, so wie auch er sie von seinem Vater übernehmen würde. Jake war ehrgeizig und entschlossen. Und grausam. Aber darüber war sie hinweg. Den
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