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Mordspech (German Edition)

Mordspech (German Edition)

Titel: Mordspech (German Edition)
Autoren: Oliver G. Wachlin
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Windelkampfbomber«, feixt er und fällt vor Begeisterung fast aus seinem Rollstuhl, »Tarnkappenbabys, Jagdgeschwader Hosenscheiß …«
    Und während ihm lachend immer weitere drollige Namen einfallen, verlaufen wir uns langsam in den Weiten des Parks.
    Die Kronen der hohen Bäume wiegen sich und rauschen stärker. Das ungeschnittene Gras auf den Wiesen wogt in sanften Bögen. Die ersten Blätter fallen.
    Wind kommt auf.
    Wind.

Oliver G. Wachlin
    TORTENSCHLACHT
    Kriminalroman
    ISBN 978-3-86358-004-9
    »Oliver Wachlin kreiert pünktlich zum Jubiläum seine Persiflage auf die Wende einen köstlich närrischen Tanz um's Goldene Kalb, hier ›Tortenschlacht‹ genannt.«
    www.berlinkriminell.de

Leseprobe zu Oliver G. Wachlin,
TORTENSCHLACHT
:
    PROLOG
    Er stand in der Küche seines Hauses und überlegte, ob er den
Champagner öffnen sollte. Ein Brut Première, was immer das auch heißen mochte.
Leider war niemand da, dem er zuprosten konnte. Wenn Traudl noch leben würde,
die hätte sich gefreut. Vermutete er jedenfalls.
    Draußen regnete es schon seit Stunden. Auf dem Hof waren große
Pfützen, in denen sich verzerrt die Stallungen widerspiegelten. In der Scheune
brannte Licht. Merkwürdig. Er war seit drei Tagen nicht mehr in der Scheune
gewesen. Wenn er also vergessen hatte, das Licht auszuschalten, hätte es ihm
längst auffallen müssen. War es aber nicht. Irgendwer musste in der Scheune
sein. Jemand, der nicht auf diesen Hof gehörte.
    Über zwei Jahre lang war er nun schon Witwer, und seitdem gab es
hier niemanden außer ihm. Die Felder lagen brach. Der Rest waren Wiesen, die er
an ein paar Züchter im Dorf verpachtet hatte, die dringend Heu für ihre
Karnickel brauchten.
    Wer also hatte Licht in der Scheune gemacht?
    Er nahm den schweren Buchenholzknüppel, den er sich
zurechtgeschnitzt hatte, nachdem sie ihm eine tote Katze an die Tür genagelt
hatten. Zwei Tage später wurde sein Schäferhund Rollo vergiftet aufgefunden.
Und immer wieder lag anonyme Post im Briefkasten: »WIR KRIEGEN DICH, DU RATTE!«
    Na, das wollen wir doch mal sehen. Grimmig öffnete er die Haustür
und lief durch den Regen auf die Scheune zu. Deutlich sah man das Licht. Es
sickerte durch einen Spalt im Scheunentor. Davor hatte sich eine riesige
Wasserlache gebildet, in die der Regen Blasen trieb.
    Und war nicht auch Musik zu hören? – Ja, ganz deutlich. Aus dem
alten Kofferradio, die RIAS Big
Band mit Horst Jankowski. »Summertime« von Gershwin.
    Das war unheimlich. Musik und Licht – das fühlte sich an, als wollte
man ihn ganz bewusst in die Scheune locken.
    Um was mit ihm zu tun?
    Was für eine Scheiße wollten sie jetzt wieder anstellen? Ihn
krankenhausreif prügeln? Ihn mit Gewalt zwingen, den Hof nicht zu verkaufen?
    Zu spät, Jungs, die Sache ist gelaufen. Und wer das nicht versteht,
kriegt eins mit dem Knüppel übergezogen.
    Ruckartig öffnete er das Scheunentor und trat ein. Niemand war zu
sehen, die Scheune menschenleer. Nur das Licht aus einer kahlen Glühbirne unter
der Decke und Jankowskis Big Band. Aber wo war das kleine Kofferradio? Es stand
nicht auf seinem Platz an der Werkbank, sondern – sein Blick ging nach oben –
auf dem Kehlbalken vor dem Heuboden unter dem hohen Satteldach. Machte sich
hier wer einen albernen Scherz mit ihm?
    »Was soll das werden«, rief er laut, »›Verstehen Sie Spaß‹ mit Kurt
Felix und Paola?«
    Keine Antwort. Offenbar waren die Witzbolde schon ausgeflogen.
    Er griff nach der Holzleiter, die am Heuboden lehnte, und prüfte, ob
sie sicher stand. Man will sich ja nicht das Genick brechen auf seine alten
Tage.
    Dann stieg er hoch, um sein Kofferradio herunterzuholen. Das konnte
ja nicht die ganze Nacht hier herumdudeln. Er wollte gerade danach greifen, als
plötzlich ein Schatten über ihm war, eine Gestalt, die, im Dunkel des Heubodens
verborgen, auf ihn gewartet hatte. Sie packte ihn blitzschnell am Kopf, legte
ihm eine grobe Schlinge um den Hals, und plötzlich war klar, wie die Sache
laufen sollte.
    Die Schweine wollen mich lynchen, dachte er erschrocken, das ist
eine Falle, verdammt, ich soll hängen wie ein Stück Fleisch!
    Verzweifelt versuchte er, sich zu wehren. Ohne Chance, denn er hatte
ja nur den wackeligen Stand auf der Leiter, und die wurde eben mit einem
kräftigen Fußtritt zu Fall gebracht.
    Seine Arme ruderten herum, ein stechender Schmerz durchfuhr ihn, als
sein fallender Körper durch den Strick ruckartig gestoppt wurde und sich die
Schlinge um seinen Hals abrupt
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