Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
Hauptkommissar Jürgensen,
den Leiter des K6, Kriminaltechnik und Erkennungsdienst. »Hier ist Christoph,
Kripo Husum.«
    »Ach du Schreck. Nun sag mir nicht, ihr habt wieder
einmal eine Leiche gefunden. Davon will ich nichts wissen. Eure Toten liegen
entweder in winterlichen Gräben, fallen vom Himmel oder weisen sonstige
Merkwürdigkeiten auf. Wir nehmen nur noch Todesopfer entgegen, die in sauberem
Zustand, gewaschen und gebügelt, in einem warmen und klinisch sauberen Raum
liegen und während der normalen Dienstzeit an Werktagen gefunden werden. Aber
das begreift ihr Schlickrutscher von der Westküste ja nie.«
    Diese Art des Dialoges gehörte zum Ritual. Daran hatte
sich Christoph gewöhnt. Dafür konnte man sich in der Sache hundertprozentig auf
den kleinen, fast glatzköpfigen Mann und sein Spezialistenteam verlassen.
    »Einverstanden!«, sagte Christoph. »Unter diesen
Umständen werden wir unsere Leichen künftig nach Berlin schicken. Die haben
schon genug im Keller. Da fällt eine mehr oder weniger nicht auf. Nun aber im
Ernst. Wir haben einen dezenten Hinweis auf einen Mord bekommen, den ein
Unbekannter begangen haben will. Leider ist alles sehr vage, sodass wir nicht
wissen, ob sich jemand einen üblen Scherz erlaubt hat. Bevor wir den
offiziellen Dienstweg beschreiten, möchte ich wissen, ob du von einem
ungeklärten Todesfall weißt.«
    »Nein«, antwortete Jürgensen spontan. »Da muss ich
dich enttäuschen. Hier, bei uns im Norden, haben wir derzeit keinen offenen
Fall. Mir ist auch kein anderer bekannt, der den Kollegen vor Ort Rätsel
aufgibt. Aus dem Informationsdienst weiß ich von einem Mord aus dem Hamburger
Umland, an dem die Kollegen aus Itzehoe von der Inspektion West aber schon
arbeiten und eine heiße Spur verfolgen. Tut mir Leid, dass ich dir nicht helfen
kann.«
    Christoph bedankte sich beim Flensburger Kollegen und
informierte kurz die beiden anderen Beamten.
    »Das wird ganz schön mühselig«, meinte Große Jäger,
»in der Weite der Marsch und im Nationalpark vor dem Deich nach einem
unbekannten Toten zu suchen. Trotzdem …«
    Christoph sah den Oberkommissar nachdenklich über den
Brillenrand an. Die äußerlich ungepflegt wirkende Erscheinung passte überhaupt
nicht zum Engagement, mit dem dieser von seinen Vorgesetzten missverstandene
Polizist seinem Beruf nachging. Auch wenn er sich eine etwas eigenwillige
Auslegung von Polizeiarbeit zu eigen machte, verfügte er über das Gespür, in
kritischen Situationen instinktiv das Richtige zu tun. »Unser Schnüffelschwein« hatte Christoph ihn einmal genannt und dabei offen gelassen, ob er damit
die Spürnase des Oberkommissars oder den von ihm ausgehenden, nicht immer
angenehmen Körpergeruch meinte.
    »Wir können unmöglich offizielle Ermittlungen
einleiten. Wonach sollten wir fahnden? Nach einer Leiche, die noch keiner
entdeckt hat? Nach einem Phantom? Und irgendwo sitzt ein Spaßvogel und lacht
sich ins Fäustchen über die dumme Polizei, die Gespenster sucht.«
    »Trotzdem! So wie Pastor Hansen seinen Besucher und
die Begegnung mit ihm geschildert hat, würde ich das Ganze nicht als
Hirngespinst abtun«, blieb Große Jäger hartnäckig. »Aber eine Idee, wie wir uns
schlauer machen könnten, habe ich auch nicht.«

ZWEI
    Es war ein
herrlicher Oktobertag. Ein strahlend blauer Himmel hatte den ganzen Tag das
helle Licht des Nordens gezeigt, das immer wieder die Maler faszinierte und in
die Region lockte. Die Temperaturen waren auch jetzt, zwei Stunden nach
Mitternacht, noch angenehm, sodass die zwei Nachtschwärmer die klare Luft
hätten genießen können, wären sie nicht zu sehr mit sich selbst beschäftigt
gewesen.
    Mit unsicheren
Schritten wankten sie die »Neustadt«, eine Straße mit gemütlichen kleinen
Geschäften, die ins Zentrum der Stadt führte, in Richtung »Hohle Gasse« entlang
und nahmen dabei den überwiegenden Teil der Fußgängerzone für sich in Anspruch.
    »He, wart mal,
Malte«, gab der Größere, Thorben Neuhof, von sich, blieb stehen und fingerte
mit fahrigen Bewegungen eine Zigarette aus einer Packung.
    »Gib mir auch eine«,
bat Malte Abt und revanchierte sich, indem er Feuer gab. Dann wankten die beiden
weiter und setzten ihre Unterhaltung fort.
    Kurz bevor sie an
der Großstraße in Richtung Marktplatz einbiegen wollten, machte Thorben kurz
»Huups«, blieb stehen und kramte in den Taschen seiner gefleckten Armeehose.
    »Was is?«, wollte
Malte wissen.
    »Mein Handy. Ich
glaub, meine Alte. Was will die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher