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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman
Autoren: Granger Ann
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von ihrem dreißigsten Lebensjahr an durchzog, hatte der Künstler völlig ignoriert – es war eine Hinterlassenschaft greller und heißer Scheinwerferlampen, staubiger, sturmgepeitschter und sonnendurchglühter Drehorte, war die nicht mehr zu tilgende Spur von starkem Bühnen-Make-up und dem berühmten schönen, großen Lächeln, das allmählich zu Krähenfüßen in den Augenwinkeln und den kleinen steilen Linien zu beiden Seiten des Mundes geführt hatte.
Auf dem Porträt trug Eve ein Kleid von der Farbe ihrer Augen. Ihrer äußeren Erscheinung hatte sie immer sorgfältigste Pflege angedeihen lassen. Heute hatte sie eine schwarze Hose und einen weiten weißen Seidenkasack mit einem breiten schwarzen Gürtel an. Darin wirkte ihr Körper schlank, geschmeidig und voll jugendlicher Elastizität. Eve war neun Jahre älter als Meredith, doch sie akzeptierte neidlos, daß jeder Mann, der mit ihnen zusammentraf, nur Augen für Eve haben würde. Sie dachte an Elliott und an den beinahe väterlichen Blick, mit dem er Eve angesehen hatte, und runzelte einen Moment lang die Stirn. Dann setzte sie sich in die Ecke eines sehr bequemen Sofas mit einem exotisch aussehenden Überzug mit Vogel- und Blattmotiven und wartete darauf, daß Eve wieder auftauchte.
Bald darauf kam sie, beladen mit einem großen Tablett, auf dem sich ein ganzes Sammelsurium verschiedenen Porzellans stapelte. Eve und Häuslichkeit hatten nie ein gutes Gespann abgegeben. Meredith unterdrückte ein Lächeln, nahm ihr die Last ab und stellte sie, die Hochglanzzeitschriften beiseite schiebend, auf den Couchtisch.
»Was habe ich vergessen?« Eve musterte das Sortiment auf dem Tablett. »Das sind ein paar von Lucias Biskuits. Dazu brauchen wir keine Kuchengabeln, nicht wahr? Ich habe nämlich keine mitgebracht. Die Zitrone ist für mich, es sei denn, du magst auch welche.«
Sie ließ sich neben Meredith auf dem Sofa nieder und goß aus einer sehr hübschen viktorianischen Kanne achtlos den Tee in die Tassen, so daß er überschwappte. Dann schwatzten sie eine Zeitlang miteinander, tauschten ein bißchen Klatsch aus, und schließlich brachte Meredith, von echter Neugierde getrieben, die Sprache wieder auf Elliotts Seifenoper.
»Wirst du da wirklich mitmachen, Eve? Es ist ein bißchen was anderes als ein Film.«
»Ach, einen Kinofilm habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gedreht. Seien wir doch einmal ehrlich«, fügte sie mit einer plötzlichen Offenheit hinzu, »keiner meiner Filme hat je Rekordeinnahmen eingespielt.«
»Mir hat der gut gefallen, den du schon vor etlichen Jahren gemacht hast und in dem du einen Bikini aus Pelz trägst und von radioaktiven Dinosauriern gejagt wirst.«
Eves kräftig getuschte Wimpern flatterten. »Ach, der? Hat er dir wirklich gefallen? Er war nicht gerade einer meiner besten.« Sie begann zu lächeln und drohte ihr mit dem schmalen, sorgfältig manikürten Zeigefinger. »Aber die Spezialeffekte waren erstaunlich fortschrittlich für die damalige Zeit. Natürlich, jetzt reden alle Kinogänger nur von ›Star Wars‹ und ›Indiana Jones‹, und unsere armen alten knarrenden Monster bringen das Publikum nur zum Lachen – von den Kindern mal abgesehen, die lieben sie noch immer.«
»Ich liebe sie auch noch«, sagte Meredith lachend. »›King Kong‹ war einer der besten Filme, die je gedreht wurden, meiner Meinung nach.«
»Hoffentlich willst du damit nicht behaupten, daß ich darin mitgespielt habe«, sagte Eve streng. »Das war lange vor deiner und meiner Zeit. Nun, tatsächlich ist es so, daß Albie und ich uns schon aus meinen Spielfilmzeiten kennen. Aber er arbeitet jetzt bereits seit einiger Zeit fürs Fernsehen. Und es geht ihm recht gut dabei, er hatte mehrere Erfolge, aber ›Das Erbe‹ ist sein größter, und die Chance, darin eine große Rolle zu übernehmen, nun ja …«
Meredith nahm sich vor, sich demnächst eine Episode anzuschauen. Bis dahin konnte sie nicht viel darüber sagen. Also wechselte sie das Thema: »Ich freu mich darauf, Sara wiederzusehen. Gib mir einen Tip, was ich ihr zur Hochzeit schenken soll, und erzähl mir etwas über ihren Freund, entschuldige, Verlobten. Wo hat sie ihn kennengelernt?«
Ein Schatten flog über Eves Gesicht, und in dem feinen Netzwerk unter dem Make-up erschien ein neues Fältchen. Abrupt stellte sie ihre Tasse ab. »Du weißt doch, daß ich mit Sara große Schwierigkeiten hatte, nicht wahr?«
»Du hast es in einem deiner Weihnachtsbriefe erwähnt.«
»Es war viel
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